
Wäsche kommt bei Reinhild Tuschewitzki nicht in den Trockner, sondern auf die Leine. © privat
Es geht nicht ohne Verzicht: So wollen Halterner Energie sparen
Energiesparen
Immer häufiger bleibt in Haltern das Auto stehen. Doch es gibt noch viele andere Möglichkeiten, um Energie zu sparen. Wir haben Halterner danach gefragt, worauf sie im Alltag achten.
Das Thema Energiesparen war bei Dr. Reinhild Tuschewitzki auch schon vor dem russischen Angriffskrieg und seinen Folgen in der Ukraine ein Thema. Jetzt wird noch eine Schüppe draufgelegt, so wie in vielen Halterner Familien. Vor Jahren hat Familie Tuschewitzki, deren vier Söhne mittlerweile erwachsen sind, eine Solaranlage auf dem Wohnhaus in Sythen installieren lassen und damit „schon viel Geld gespart“, so Reinhild Tuschewitzki.
„Wenn die Sonne im Sommer das Wasser nicht schön warm bekommt, geht das Duschen eben schneller“, schmunzelt die Vorsitzende der Bürgerstiftung Haltern. Später kam noch eine Fotovoltaikanlage hinzu. „Jetzt bin ich froh, dass wir schon so viel gemacht haben“, sagt Reinhild Tuschewitzki. Die Gasheizung haben die Sythener in diesem Jahr vor dem 1. April ausgeschaltet. „Wir haben allerdings einen Kaminofen und können nachsteuern“, informiert sie.
Aktuell haben Tuschewitzkis einen älteren Kühlschrank ausgetauscht, der noch zu den Stromfressern im Haus zählte, und weitere Energiesparlampen im Haus installiert. Außerdem ist das Ehepaar so oft es möglich ist, mit dem Rad unterwegs. Seitdem Reinhild Tuschewitzki ein Elektrorad fährt, verzichtet sie auch bei längeren Strecken, beispielsweise bis nach Dülmen, auf das Auto. In diesem Monat hat das Ehepaar sogar sein Fahrzeug verliehen und „das klappt prima“, verrät die Sythenerin.
Halterns Bürgermeister lässt das Auto so oft wie möglich stehen
Auch andere Halterner steigen aufs Fahrrad um. „In der aktuellen Lage sind wir als Gesellschaft gefordert, einen Beitrag zum Energiesparen zu leisten, um zunächst das im EU-Raum formulierte 15 Prozent Ziel zu erreichen“, betont Bürgermeister Andreas Stegemann und führt aus: „Ich persönlich versuche, die dienstlichen und privaten Fahrten innerhalb der Stadt möglichst mit dem Fahrrad zu erledigen und das Auto möglichst oft stehenzulassen.“

Bürgermeister Stegemann ist so oft es geht mit seinem "schwarzen Blitz" unterwegs und kommt dabei ohne die Kraft aus der Steckdose aus. © Stadt Haltern
Da es sich bei seinem „schwarzen Blitz“ um kein E-Bike handelt, sei dafür nur der eigene körperliche Energieverbrauch notwendig. „Ansonsten werde ich natürlich ebenfalls den Beginn der Heizperiode möglichst nach hinten schieben und versuchen, den familiären Verbrauch an Strom abzusenken“, nennt Andreas Stegemann seine Ziele. Insbesondere der Standby-Betrieb von Elektrogeräten bei längerer Abwesenheit werde bei ihm zu Hause optimiert. Auch das nächste Abtauen der Kühlgeräte zum Enteisen sei geplant.
Unternehmerfamilie Winkels wartet auf Sonne für den Waschtag
In der Familie von Nadine Winkels (Orthopädie-Schuhtechnik Winkels / Unternehmer des Jahres) ist das Energiesparen auch ein Herantasten an neue Verhaltensweisen. „Wir sind noch nie Freunde von Radikalität gewesen“, sagt die Halternerin. Aber es seien die Kleinigkeiten, die sich summierten und die Kinder (10, 11 und 15) seien für das Thema Energiesparen und Klimaschutz sehr empfänglich. Sie seien über die Lage informiert und deshalb seien schon eine ganze Reihe von Maßnahmen im Alltag der Familie eingeübt.

In der Familie von Nadine Winkels (Orthopädie-Schuhtechnik Winkels - Unternehmer des Jahres) ist das Thema Energiesparen stetig präsent. © privat
Dazu zähle beispielsweise, dass die Fotovoltaikanlage genutzt und Wäsche bei schönem Wetter in der Maschine lande. Im Winter werde das zwar schwieriger, aber dann müsse man sehen, sich an den Speicher anzupassen, erklärt Nadine Winkels. Auch die Gartenbeleuchtung werde zu Hause jetzt seltener eingeschaltet. Alle seien dazu angehalten, das Licht beim Verlassen von Zimmern zu löschen. „Da hat sich bei den Kindern schon ein Automatismus entwickelt“, freut sich ihre Mutter.
Obwohl das Auto der Winkels mit Sonnenstrom fährt, wird es jetzt öfter stehen gelassen. Vor dem Hintergrund des Klimawandels wird das Energiesparen aus Sicht von Nadine Winkels zukünftig noch mehr Bedeutung erlangen. „Es wird wohl auch nicht ohne Verzicht zu machen sein“, führt sie aus. Aus diesem Grund werde in der Familie auch über das Thema Urlaub diskutiert.
Sparkassenvorstand Olaf Büchter setzt auf seinen Kaminofen
Der Halterner Stadtsparkassenvorstand Olaf Büchter hat vor einem Jahr in eine neue Heizung investiert, eine Gasheizung mit Brennwerttechnik. Wer habe ahnen können, dass sich die Lage bald so verändern würde, schiebt er nach. Damals sei die gewählte Lösung noch die wirtschaftlichste gewesen. „Die neue Heizung ist aber deutlich sparsamer als die alte“, sagt Olaf Büchter. Vor vier Wochen hat er die Anlage noch einmal von einem Fachmann warten lassen, um keinerlei Energie zu verschwenden.

Olaf Bücher, Vorstand der Stadtsparkasse Haltern, nimmt wie sein Vorstandskollege Helmut Kanther auch berufliche Termine gerne mit dem Fahrrad wahr. © Stadtsparkasse Haltern
Auch in seiner Familie gehe es darum, die zwei Töchter für das Thema Energiesparen zu sensibilisieren. „Geduscht wird, um sauber zu werden“, erklärt der Halterner Banker ein Beispiel. Außerdem werde in Zimmern, die im Haus nicht regelmäßig genutzt werden, die Heizung auf ein Mindestmaß heruntergedreht. Ein Kaminofen spiele nun seine Vorteile aus. „Wohn- und Esszimmer haben wir schon seit Jahren nur durch den Ofen geheizt“, teilt Olaf Büchter mit.
Vor einiger Zeit hat er darüber hinaus durch die Stadtwerke einen Infrarottest durchführen lassen, um Zugluft beziehungsweise Wärmeverlusten an Türen und Fenstern auf die Spur zu kommen. Zusätzlich sollen Geräte bei Familie Büchter nicht mehr auf Standby-Modus stehen, der eine ständige Energieversorgung benötigt. „Was man als Verbraucher tun kann, machen wir“, bekräftigt der Halterner.
Wie sein Vorstandkollege Helmut Kanther ist auch Olaf Büchter jetzt noch häufiger als sonst mit dem Fahrrad unterwegs. Er nutzt sein Pedelec auch dazu, zu beruflichen Terminen zu fahren.
Jeder Mensch hat eine Geschichte zu erzählen und hinter jeder Zahl steckt eine ganze Welt. Das macht den Journalismus für mich so spannend. Mein Alltag im Lokalen ist voller Begegnungen und manchmal Überraschungen. Gibt es etwas Schöneres?
