Nach dem Einsturz der Windkraftanlage am 29. September 2021 in der Hohen Mark in Lippramsdorf hatte der weltweit größte Hersteller von Windturbinen, die Nordex Group, 17 weitere baugleiche Anlagen in ganz Deutschland stillgelegt. Der Großteil ist bis heute ausgeschaltet.
In Haltern war das Windrad in der Nähe des früheren Wetterschachts AV 9 einen Tag vor seiner offiziellen Einweihung eingestürzt. Schwachstellen des Spannbetonteils des Beton-Stahl-Hybridturms hatten die Havarie ausgelöst. Der Hybridturm stammte von einem ehemaligen Zulieferer.
„Heute befinden sich noch 14 betroffene Türme vor dem Rückbau, deren Anlagen aktuell noch stillstehen“, erklärte ein Sprecher des Hamburger Unternehmens. Ziel aller Projektpartner sei es, die Anlagen sicher und vollständig rückzubauen, um möglichst schnell und jeweils an gleicher Stelle Turbinen erneut zu errichten.
„Ein sicherer und schneller Rückbau der Anlagen hat dabei für alle Beteiligten höchste Priorität“, so der Sprecher weiter. Deshalb habe man sich für ein Sanierungskonzept entschieden, dass den Austausch der Betontürme vorsehe, um die Turbinen schnellstmöglich wieder in Betrieb nehmen zu können.
Wann diese Arbeiten abgeschlossen sind, vermochte der Nordex-Sprecher nicht zu sagen. „Der gesamte Rückbauprozess wird von Experten in enger Abstimmung mit allen zuständigen Behörden und unter Berücksichtigung aller Vorgaben umgesetzt“, betonte er. Die erforderlichen Demontagearbeiten seien ebenso wie die Errichtungstätigkeiten wesentlich von Witterungsverhältnissen abhängig.
Ziel ist demnach aber, den Rückbau der Anlagen in den nächsten Monaten abzuschließen, „damit die Neuerrichtung aller Anlagen im Lauf dieses Jahres erfolgen kann“.
Neue Anlage in Haltern fertig
In Haltern war der Aufbau eines neuen Windrads an der ehemaligen Unglücksstelle im August 2022 erfolgreich abgeschlossen worden. Die neue Anlage, vollkommen neu und mit einem anderen Turm, soll grünen Strom für den durchschnittlichen Bedarf von 4200 Haushalten liefern. Betreiber ist die Windpark Haltern AV9 GmbH.
Beim Rückbau der Windräder des Typs Nordex N149/4.0 - 4.5 seien entweder Rotorblätter, Nabe, Maschinenhaus und der obere Teil des Turms (die Stahlkonstruktion) in Einzelschritten demontiert und der verbliebene Betonturm durch eine gezielte Sprengung kontrolliert zu Boden gebracht worden, erklärte der Sprecher weiter. In anderen Fällen wurde dagegen auf die vorherige Demontage verzichtet. Stattdessen seien direkt „geordnete Sprengungen“ durchgeführt worden.
Keine Angaben zu Kosten
Zu den Kosten der Havarie in Haltern und der gewaltigen Rückbauwelle will sich die Nordex Group indes nicht äußern. Auch nicht dazu, ob und in welcher Höhe vom Hersteller des Betonturms Schadenersatz gefordert wurde. Nur so viel war von dem Nordex-Sprecher zu erfahren: „Die Analyse der Unfallursache ist formal abgeschlossen und das Ergebnis wurde durch externe Gutachter bestätigt. Davon unabhängig hat Nordex die finanziellen Risiken der Havarie bereits durch Rückstellungen in den Jahren 2021 und 2022 abgesichert.“
Windrad-Unglück in Haltern: Berichte, Fotos und Videos im Überblick
Heimaufsicht gibt gute Noten für das Alloheim in Sythen : „Das war ein zäher Prozess“
Kreis treibt Entwicklung des Wasag-Geländes in Sythen voran: Altes Pförtnerhaus als Vorzeigeprojekt