Kreis treibt Entwicklung des Wasag-Geländes in Sythen voran Altes Pförtnerhaus als Vorzeigeprojekt

Wasag-Gelände in Sythen: Altes Pförtnerhaus soll Vorzeigeprojekt werden
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Der Kreis Recklinghausen hat mit der Sanierung der erhaltenswerten Gebäude auf dem ehemaligen Gelände der Westfälisch-Anhaltischen Sprengstoff-Actien-Gesellschaft (Wasag) in Sythen begonnen. Konkrete Pläne hat er bereits für das alte Pförtnerhaus.

Wie aus dem aktuellen Sachstandsbericht hervorgeht, werden derzeit Mängel an insgesamt 24 Gebäuden beseitigt, die bei einer Bauzustandsbewertung festgestellt worden waren. Damit soll ein weiterer Substanzverlust vermieden werden. Nach Auskunft von Kreis-Sprecherin Svenja Küchmeister reiche zum Teil schon die Installation neuer Dachrinnen oder auch einzelner Dachpfannen, um weitere Feuchtigkeitsschäden zu vermeiden.

Rund 140 Gebäude befinden sich auf dem Gelände. Laut Kreis eignen sich aber nur „einige wenige“ insbesondere aus dem Verwaltungsbereich aufgrund ihrer „zum Teil prägenden Bausubstanz“ sowie ihrer Funktion für eine Folgenutzung. Dem Gebäude am Eingang des Geländes an der Werkstraße kommt dabei besondere Bedeutung zu.

Der Eingangsbereich des Pförtnerhauses
Der Eingangsbereich des Pförtnerhauses © Ingrid Wielens

Der Kreis beabsichtigt, das ehemalige Pfortengebäude als erstes zu sanieren, und zwar „exemplarisch für die mögliche Transformation des Altstandorts in ein zukunftsfähiges und nachhaltiges Quartier“. Neueste Erkenntnisse für energetische Sanierungen von Altgebäuden sollen hierzu genutzt werden.

Derzeit ist das Haus nicht beheizbar. Früher diente der Dampf aus einem eigenen Dampfkraftwerk hierzu. Weil Entwässerungsleitungen damals auch nach innen geführt wurden, entstanden laut Gutachter Feuchtigkeitsschäden im Gebäude.

Wegen der maroden Abdichtung eines Balkons ist auch der Keller feucht. Das Dach des Pförtnerhauses, bei dem es sich aller Voraussicht nach um ein Baudenkmal handelt, besteht aus Tonpfannen und Schiefer. Auch hier besteht Handlungsbedarf.

„Nebengelass“ für den Pförtner

Das Pförtnerhaus wurde 1920 gebaut. In dem Konzessionsgesuch der Westfälisch-Anhaltischen Sprengstoff-Actien-Gesellschaft vom 23. Dezember 1920 heißt es: „Im Kellergeschoss befinden sich 6 Räume, die zur Aufbewahrung von Feuerlöschgeräten und zu Krankenzwecken dienen. Im Erdgeschoss befinden sich die Diensträume mit Nebengelass für den Pförtner. Die Dachgeschossräume sollen zu Büro- und Wohnzwecken dienen.“

Wer auf das ehemalige Wasag-Gelände möchte, muss zunächst das Pförtnerhaus passieren. Künftig könnte hier ein Informationszentrum entstehen.
Wer auf das ehemalige Wasag-Gelände möchte, muss zunächst das Pförtnerhaus passieren. Künftig könnte hier ein Informationszentrum entstehen. © Ingrid Wielens

Der Kreis hat hinsichtlich der Folgenutzung bereits Ideen. Viele Teams (Projektteam Wasag, Altlasten, Naturschutz, etc.) seien derzeit auf dem Gelände tätig. Projektbüros und Besprechungsräume könnten demnach in dem Pförtnerhaus entstehen. Ein Informationszentrum, das ebenfalls als Empfangs- und Ausstellungsbereich genutzt werden könne, sei im Erdgeschoss möglich. Später sei auch eine Vermietung oder ein Verkauf als Bürogebäude denkbar.

Der entsprechende Beschlussvorschlag muss noch vom Kreistag verabschiedet werden. Im kommenden Monat fällt die Entscheidung.

  • Unterhaltungs- und Reparaturarbeiten auf dem Werksgelände werden seit dem Kauf durch den Kreis im Jahr 2019 durchgeführt. Der Kreis hatte die Flächen zum symbolischen Preis von einem Euro von der Sythengrund Wasagchemie Grundstücksverwertungsgesellschaft erworben.
  • Zu den wichtigsten Arbeiten zählen die Erhaltung der Elektro-, Wasser- und Abwasserinfrastruktureinrichtungen sowie Verkehrssicherungsmaßnahmen. Das Gelände ist 210 Hektar groß, lediglich 35 Hektar sind für eine Gewerbeansiedlung vorgesehen.
  • Sythen war mehr als 100 Jahre lang Standort der Sprengstoff-Produktion. Im Ersten Weltkrieg ließ die Kaiserliche Armee hier Granaten und Bomben herstellen.
  • Weil Produktionsrückstände das Gelände nicht verlassen durften, hat man die schädlichen Stoffe einfach mit großen Spülwassermengen im Untergrund versickern lassen.
  • Spuren krebserregender Stoffe sind auch heute noch im Grundwasser nachweisbar und wandern Richtung Halterner Stausee, wo sie etwa im Jahr 2050 ankommen.

Das Pförtnerhaus ist geschlossen. Mit Gittern sind die Fenster abgeriegelt.
Das Pförtnerhaus ist geschlossen. Mit Gittern sind die Fenster abgeriegelt. © Ingrid Wielens

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