Nora Varga auf der Kuppel der St.-Stephans-Basilika in Budapest in Ungarn.

© Nora Varga

Nicht immer zu zweit: Ein Appell für mehr Alleinsein im Pärchenurlaub

rnKolumne

Im Urlaub streiten sich viele Paare. Das muss nicht sein, findet unsere Kolumnistin. Für mehr Harmonie sorgt paradoxerweise, weniger Zeit zusammen zu verbringen.

Haltern

, 17.04.2022, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Urlaub kann eine echte Zerreißprobe für Beziehungen sein. Gerade wenn ein Paar stressige Wochen hinter sich hat, bringt der langersehnte Urlaub nicht unbedingt Entspannung, sondern Streit. Mein Freund und ich wohnen seit einem Monat zusammen. Mit Umzug, Ikea-Besuchen und Kistenstapeln waren die vergangenen Wochen vor allem eines: stressig.

Der Ausblick auf Budapest und die Donau vom Gellértberg.

Der Ausblick auf Budapest und die Donau vom Gellértberg. © Nora Varga

Wenn es zum Thema Urlaub kommt, haben wir sehr unterschiedliche Vorstellungen von schön – ganz besonders bei Städtetrips. Während ich einfach stundenlang in Museen bin, verbringt mein Freund seine Zeit lieber auf Märkten und Basaren. Obendrein bin ich eine passionierte Fußgängerin und gehe selbst weite Strecken in Städten lieber zu Fuß. Mein Freund ist da mehr Team-Effizienz und fährt mit Bus und Bahn durch die Gegend.

Gewürz-Griesgram und Museums-Muffel

Der gemeinsame Urlaub wird dadurch natürlich schwierig. Wir haben versucht, uns in die Vorlieben des anderen einzuleben. Es klappt nicht. Mein Freund fragt in Kunstmuseen oft „Warum ist das Jesus-Baby eigentlich so hässlich?“ oder „Was soll ich jetzt hier sehen, das sind doch nur Striche?“ Er ist ein Museumspartner, der selbst den passioniertesten Kunstliebhaber in den Wahnsinn treiben kann.

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Ich wiederum kann die Leidenschaft, die er beim Schnuppern am zwölften Currypulver zeigt, nicht teilen. Er findet Basare spannend, aufregend und inspirierend. Ich finde sie überfüllt, laut und sterbenslangweilig. Auf Märkten bin ich für ihn wirklich nur ein maulender Ballast, der quengelnd wieder ins Hotel will.

In Budapest gibt es die Spezialität fast an jeder Ecke. Der frittierte Hefeteig-Fladen mit unterschiedlichen Belägen gehört zu den köstlichsten Snacks der Hauptstadt.

Lángos: In Budapest gibt es die Spezialität fast an jeder Ecke. Der frittierte Hefeteig-Fladen mit unterschiedlichen Belägen gehört zu den köstlichsten Snacks der Hauptstadt. © Nora Varga

Wir haben deswegen schon früh gelernt, im Urlaub bewusst Sachen allein zu machen. Als wir vor Kurzem in Budapest waren, hat uns das Aufteilen die gute Stimmung gerettet. Während ich durch die ungarische Nationalgalerie gestiefelt bin, hat mein Freund die Street-Food-Szene erkundet. Und während ich zu Fuß den Gellértberg erkundet habe, ist er gemütlich durchs Széchenyi Bad geplanscht.

Gemeinsam machen, was beiden gefällt

Aber trotz unterschiedlicher Interessen haben wir zwischendurch immer wieder Sachen zusammen gemacht, bevor wir allein aufgebrochen sind. Ein kitschig romantischer Abendspaziergang an der Donau, ein Abendessen in einem ungarischen Restaurant oder ein Ausflug auf die Margareteninsel. Die Aktivitäten wirklich gerne zusammen zu machen und sich nicht nur für die Partner „aufzuopfern“, hat die Zeit gleich viel schöner gemacht.

Der Blick von einem Boot auf der Donau zu den Budapester Burgpalast bei Nacht.

Der Blick von einem Boot auf der Donau auf den Budapester Burgpalast bei Nacht. © Nora Varga

Am Ende war es ein gelungener Pärchenurlaub, obwohl wir rund die Hälfte der Zeit gar nicht zusammen verbracht haben. Nach einer Woche in der wunderschönen und sehr empfehlenswerten Hauptstadt Ungarns sind wir wieder zurück in unserer Wohnung. Hoffentlich hält die selige Entspannung bis zum nächsten Ikea-Besuch.

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