RVR-Förster Harald Klingebiel kennt sich mit Pilzen aus.

© Jürgen Wolter (Archiv)

Dreiste Sammler bitten Förster, essbare Pilze aus Korb herauszusuchen

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So langsam geht sie los, die Pilzsaison. Förster Harald Klingebiel sieht gute Chancen für das Wachstum in diesem Jahr. Über die Art mancher Pilzsammler kann sich der Förster aber sehr ärgern.

Haltern

, 01.10.2021, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der feuchte Spätsommer könnte gute Wachstumschancen für Pilze bieten. Ganz sicher ist sich RVR-Förster Harald Klingebiel aber nicht, dass 2021 ein gutes Pilzjahr wird. Bisher hat er zwar schon einige Pilzsammler gesehen, aber noch nicht viele Pilze. „Ich habe aber auch nicht speziell danach Ausschau gehalten“, gibt er zu. „Der Boden hat viel Wasser bekommen in letzter Zeit, aber noch ist es unklar, wie sich das im Boden verteilt“, erklärt Harald Klingebiel.

Nachwirkungen der trockenen Jahre möglich

Die vergangenen drei Jahre waren relativ trocken, und das wirke noch nach. „Wir beobachten, dass Bäume, nachdem sie drei Jahre überstanden haben, jetzt absterben.“ Das sei zwar kein großflächiges Phänomen wie bei den Fichten, aber doch nicht zu übersehen. Da die Pilze mit den Bäumen in Symbiose lebten, könne es auch Auswirkungen auf die in der Erde lebenden Organismen haben.

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Diese sogenannte Mykorrhiza nutzen zum Beispiel Steinpilz und Pfifferlinge. „In Haltern sind durch das Sterben der Fichten sicherlich auch einige gute Pilzsammelstellen verschwunden“, sagt Klingebiel. Doch Leute, die regelmäßig gingen, wüssten, wo sie zu suchen hätten. Geheimtipps will er nicht preisgeben.

RVR-Förster Harald Klingebiel ist von manchen Pilzsammlern genervt.

RVR-Förster Harald Klingebiel ist von manchen Pilzsammlern genervt. © Winkelkotte (Archiv)

Der Förster appelliert an Sammler, nicht wahllos Pilze abzuschneiden: „Auch ein giftiger Pilz hat für den Boden seinen Wert.“ Erlaubt sei prinzipiell nur das Sammeln für den Eigenbedarf in geringen Mengen. „Nur die ich kenne und esse, darf ich entnehmen.“

Pilze werden teils wahllos gesammelt

Leider gebe es immer wieder Menschen, die am Forsthof vorbeiführen und von ihm verlangten, aus dem wahllos gesammelten Inhalt ihrer Körbe die essbaren Pilze auszusortieren. „Dann werde ich ungehalten“, gibt Klingebiel zu.

In der Haard und in der Hohen Mark sei es grundsätzlich überall erlaubt, Pilze zu sammeln. Natürlich nicht auf den Truppenübungsplätzen. Dort ist es verboten, die Wege zu verlassen.

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Klingebiel empfiehlt außerdem, nicht wöchentlich selbst gesammelte Pilze zu essen. „Pilze sind Totholz-Zersetzer, quasi am Ende der Kette.“ In ihnen können sich Schadstoffe anreichern. Und auch wenn das Atomunglück von Tschernobyl schon 35 Jahre her sei, seien Pilze auch in Haltern durchaus auch noch radioaktiv belastet. Das habe mit den Halterner Sanden zu tun.

Im Herbst nehmen Pilzvergiftungen zu

Die größte Gefahr liegt aber sicherlich darin, den falschen Pilz zu sammeln und zu essen. Jährlich warnt die AOK vor Pilzvergiftungen im Kreis Recklinghausen. „Für unerfahrene Hobbysammler birgt die Pilzsuche Gefahren, da viele der leckeren Pilze giftige Doppelgänger haben“, erklärt AOK-Serviceregionsleiter Jörg Kock.

Verursacher potenziell lebensgefährlicher Pilzvergiftungen ist beispielsweise der Knollenblätterpilz, der von unerfahrenen Sammlern oft mit dem Champignon verwechselt wird.

Innerhalb von 24 Stunden kommt es häufig zu heftigem Erbrechen, starken Bauchschmerzen und Durchfall. Ein Kind kann schon nach dem Verzehr von nur einem Knollenblätterpilz sterben. Insgesamt gibt es in Deutschland mehrere tausend Pilzarten, von denen rund 200 giftig sind.

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Die AOK NordWest warnt deshalb dringend davor, Pilze ohne Fachkenntnisse zu sammeln und zu verzehren. Ein gutes Bestimmungsbuch, die Anleitung durch erfahrene Sammler und auch das Internet seien gute Wissensquellen. „Wer nach dem Essen eines Pilzgerichts Übelkeit, Schmerzen, Schwindel oder Missempfindungen verspürt, sollte sofort einen Arzt aufsuchen“, so Kock.

Bei Verdacht auf Verzehr eines Knollenblätterpilzes sollte der Betroffene so schnell wie möglich in ein Krankenhaus gebracht werden. Den Pilz oder Reste davon unbedingt mitnehmen, um den „Übeltäter“ schnell identifizieren zu können.

Die Experten des Giftnotrufs Bonn helfen rund um die Uhr kostenfrei unter der Rufnummer 0228-19240. Im Durchschnitt entfallen ein Prozent aller Anrufe auf die Einnahme von Pilzen. Der Giftnotruf Bonn vermittelt in solchen Fällen Kontakt zu Pilz-Sachverständigen, die dann helfen, aus den Putzresten und Informationen zu Aussehen und Standort den verzehrten Pilz zu bestimmen. Alle Informationen dazu unter www.gizbonn.de