„Die Furcht darf nicht das letzte Wort haben“
Weihnachtsbotschaft
„Weihnachten kann ein Mutmachfest werden“, schreibt Michael Ostholthoff, Pfarrer von St. Sixtus Haltern, in einem Gastkommentar für die Leserinnen und Leser der Halterner Zeitung.

Pfarrer Michael Ostholthoff leitet die katholische Sixtus-Gemeinde Haltern. © Lukas Wittland
„Fürchtet Euch nicht!“ Wer solche Worte in diesen Tagen liest oder hört, der wird sie vielleicht irgendwo zwischen weltfremd und gefährlich einstufen. Denn die Furcht ist doch schon längst eingezogen in die Herzen so vieler Menschen. Die Angst vor der Ansteckung, die Sorge um die wirtschaftliche und berufliche Existenz, die Angst vor Einsamkeit und Isolation gerade an Weihnachten.
„Fürchtet euch nicht“, mit diesen Worten beginnt der Engel im Evangelium die erste Weihnachtspredigt, als er den Hirten auf dem Feld die frohe Botschaft verkündet, dass uns ein Kind geboren wurde. Es ist ein Kind der Hoffnung, dem Großes zugesprochen wird. Heiland und Retter sind nur zwei Zuschreibungen, die verdeutlichen, auf was Menschen damals wie heute sehnsüchtig warten.
Weihnachten spricht eine schier unglaubliche Botschaft aus. Gott wird Mensch, begibt sich auf Augenhöhe, bietet Dir und mir das Du an. Die christliche Botschaft spricht von Gott als keinem Allherrscher auf Wolke 7, von keiner dunklen, launischen, undurchsichtigen Macht, sondern von einem Gott, der sich uns in einem Kind schenkt. Gott wird klein und verletzlich. Er legt sich auf den letzten Platz, in eine Futterkrippe.
Das vergangene Jahr hat uns gezeigt wie vulnerabel, wie verletzlich wir alle sind. Ein kleines Virus brachte es fertig, unser ganzes Leben, ja die ganze Welt aus der Bahn zu werfen. Einfach so, jetzt auf gleich. Weihnachten macht uns das Angebot, dass wir uns nicht alleine fühlen müssen, wenn wir die kleinen und großen Herausforderungen unseres Lebens zu bewältigen haben. Ein Kind spricht dir zu, dass Gott auf deiner Seite ist. In vielen Krippendarstellungen breitet das Jesuskind seine Arme aus, als ob es sich in die Arme des Menschen werfen will, der da vor der Krippe steht.
Fürchtet Euch nicht, Weihnachten kann zu einem Mut-mach-Fest werden, weil es Dir sagen will: da gibt es einen Gott, der zu dir hält. Weihnachten als ein Fest der Familie und der Freunde steht aber gerade auch für den menschlichen Zusammenhalt und für die Nähe unter uns Menschen. Daher der große Schmerz, dass wir auf so viele Begegnungen in diesen Tagen verzichten müssen.
Eine Botschaft im Wechsel
Jedes Jahr zu Weihnachten bitten wir die katholische und evangelische Kirchengemeinden Halterns um eine Weihnachtsbotschaft für unsere Leserinnen und Leser. Nachdem im vergangenen Jahr Pfarrerin Merle Vokkert einen Gastkommentar schrieb, war diesmal wieder die katholische Pfarrei an der Reihe.Und trotzdem geht unser Blick schon voraus in die Zukunft. Wir erhoffen uns für das kommende Jahr, dass Impfungen und weitere Forschung zu einer spürbaren Verbesserung der Situation führen. Die Botschaft von Weihnachten lädt uns zu einem neuen Optimismus ein. Denn die Furcht darf nicht das letzte Wort haben.
Ich wünsche Ihnen und Euch allen ein frohes und gesegnetes Fest,
Pfarrer Michael Ostholthoff