Seit mehreren Tagen kursieren im Netz Screenshots von dem Chatbot ChatGPT. Die Software wird von OpenAI kostenlos und frei zugänglich angeboten. ChatGPT beantwortet mittels künstlicher Intelligenz (KI) Fragen präzise, formuliert Bewerbungsschreiben und sendet auf Anfrage romantische Liebesgedichte. Sogar Klassenarbeiten könnten mit der KI korrigiert werden. Wo liegen die Grenzen des Wissens? Wo scheitert die KI und sind die Informationen vertrauenswürdig?
Chatbots gibt es schon lange und können in der Onlinewelt von Vorteil sein. Das Neue an diesem Programm ist jedoch, dass die Antworten sehr ausführlich, menschennah und kohärent sind. Fragen können kostenlos und in deutscher Sprache gestellt werden. Sogar explizite Nachfragen sind möglich.
Lange Recherchen könnten somit überflüssig werden. Denn anders als bei diversen Suchmaschinen liefert ChatGPT nicht eine Vielzahl an unterschiedlichen Quellen, sondern eine Antwort mit weiteren ergänzenden Informationen.
„Wo ist Haltern am See?“
„Haltern am See ist eine Stadt im Nordrhein-Westfalen, Deutschland. Sie liegt im Kreis Recklinghausen und ist Teil des Regierungsbezirks Münster. Die Stadt liegt am westlichen Rand des Münsterlandes, an den Ausläufern des Haarstrangs und am westlichen Ufer des Flusses Lippe. Sie ist ca. 45 km nordwestlich von Dortmund und ca. 25 km östlich von Münster gelegen“, das schreibt die künstliche Intelligenz.
Dennoch kommt die KI an ihre Grenzen. Denn über weitere Fakten zu der Stadt kann die Software nur wenig Auskunft geben. So weiß ChatGPT beispielsweise nicht, wer aktuell das Bürgermeisteramt innehat:
„Es tut mir leid, mein Kenntnisstand endet im Jahr 2021, deshalb bin ich mir nicht sicher wer derzeit der Bürgermeister von Haltern am See ist. Allgemein gesagt, der Bürgermeister ist der Leiter der örtlichen Regierung und wird von den Bürgern der Gemeinde gewählt. Er oder sie arbeitet mit dem örtlichen Rat zusammen, bestehend aus gewählten Vertretern, um Entscheidungen zu treffen und Gesetze für die Gemeinde zu verabschieden“, das schreibt die künstliche Intellingenz.
Siebenteufelsturm ist unbekannt
Auf die Fragen resultieren meist reflektierte und begründete Antworten und kein plumpes „Tut mir leid, das weiß ich nicht.“ Die generierten Texte unterscheiden sich bei jeder Anfrage in Inhalt und Formulierung.
Dennoch ist Vorsicht geboten. Denn laut der KI war der Siebenteufelsturm in Haltern am See ein Orkan, der am 17. Januar 2005 mit einer Geschwindigkeit von bis zu 120 km/h sein Unwesen trieb. Nicht nur der städtischen Infrastruktur habe der Sturm geschadet, sondern auch der starke Wellengang am Silbersee hätte dafür gesorgt, dass die Uferpromenade und einige Gebäude beschädigt wurden.
Forscherinnen und Forscher warnen deshalb davor, nicht alles zu glauben, was das Programm schreibt, auch wenn die Antworten glaubwürdig erscheinen. Denn selbst wenn die KI ein ausführliches Essay über Antisemitismus schreiben kann, scheitert die Software zum Teil an den einfachsten Fragen.
Chancen und Herausforderungen?
Auch wenn dadurch vielleicht mühseliges Recherchieren erleichtert wird, Hausaufgaben von der künstlichen Intelligenz gelöst werden, lästige Bewerbungsschreiben überflüssig werden, bleibt das Geschriebene an der Oberfläche, während Details eher nachrangig oder gar nicht kommuniziert werden. Auch Quellen können nicht nachvollzogen werden.
„Entscheidend bei Bildungsprozessen, bei der Kompetenzvermittlung und Wissensaneignung wird auch in Zukunft sein, inwieweit der Lernende die Sachverhalte selbst verstanden hat. ChatGPT ersetzt diesen Prozess nicht, kann allerdings dabei unter Umständen assistieren“, sagt Heinz-Peter Meidinger vom Deutschen Lehrerverband dem ZDF.
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