In Corona-Zeiten wagte Andreas Hebestreit einen wirtschaftlichen Neuanfang. Er übernahm im Februar 2021 als Pächter das „Café zum alten Bahnhof“, das zuvor die Eigentümer der denkmalgeschützten Immobilie, Hiltrud und Norbert Arentz, sieben Jahre lang geführt hatten. Er schloss einen Pachtvertrag für drei Jahre. Den wird er nun nicht verlängern.
Andreas Hebestreit zieht sich aus der Gastronomie zurück. Eine Verlängerung des Pachtvertrages kam für ihn nicht infrage. „Das Café hat sich vor allem in den Wintermonaten wirtschaftlich nicht gerechnet“, erzählt er. Dass er nun schließt, findet er „sehr schade. Ich hatte mir das alles anders vorgestellt“, sagt er, der mit seiner Familie in Lippramsdorf wohnt. Der Pachtvertrag läuft am 31. Januar 2024 aus, aber das eigentliche Café ist bereits zu.
Andreas Hebestreit öffnet nur noch für Reservierungen, die letzte ist am 18. Dezember. Danach wird er das Mobiliar ausräumen. Mit dem Ende des Pachtvertrages geht auch ein Besitzerwechsel einher. Hiltrud und Norbert Arentz verkaufen den alten Bahnhof an eine Lippramsdorfer Familie.
Schönes Ziel für Radtouristen
Das „Café zum alten Bahnhof“ mit großem Garten liegt an der Römer-Lippe-Radroute, gerade bei schönem Wetter legten hier vor allem Radtouristen gerne eine Pause ein. Neben Kaffee und Kuchen verkaufte Andreas Hebestreit am Oelder Weg auch Burger & Co aus seinem Foodtruck, mit dem er zuvor deutschlandweit von donnerstags bis sonntags unterwegs war.
Der gelernte Gas- und Wasserinstallateur und Kaufmann hat sich inzwischen beruflich neu orientiert. Er arbeitet für eine Firma in Selm im Bereich Haustechnik. Der alte Bahnhof wird künftig voraussichtlich ausschließlich privat genutzt.

Der Bahnhof hat seine Geschichte und Norbert Arentz hat bei der Restaurierung in den Jahren 2002 bis 2004 so viel wie möglich davon bewahrt.
Die Geschichte des Bahnhofs beginnt 1899. Nachdem die Gemeinde der Staatseisenbahn 10.000 Mark und das Gelände in einer Größe von zwei Morgen unentgeltlich und lastenfrei als Eigentum überlassen hatte, wurde das Bahnhofsgebäude am heutigen Oelder Weg errichtet und im Februar 1899 in Betrieb genommen. Die Köln-Mindener-Eisenbahn verkehrte auf einer 90,2 Kilometer langen Strecke zwischen Haltern und Venlo.
1962 stellte die Bahn den Personenverkehr ein, der letzte Güterzug fuhr 1988 zwischen Haltern und Dorsten. Die Bahnhofsgebäude verfielen, bis Familie Arentz sie in liebevoller Arbeit so gut wie möglich originalgetreu restaurierte.

Als der Regionalverband Ruhr ab 2006 daran arbeitete, die alte Bahntrasse zwischen Haltern und Wesel als attraktiven Fernrad- und Wanderweg zu erschließen, wünschte er sich nichts mehr als eine solche gastronomische Nutzung. Im Mai 2013 schließlich eröffneten Hiltrud und Norbert Arentz im historischen Bahnhof ihr stilvoll eingerichtetes Café, das mit vielen Bildern an den Wänden von der interessanten Geschichte der Bahnstation erzählte.
Der Bahnhof liegt übrigens nicht mehr auf Halterner Stadtgebiet. Das Grundstück fiel bei der kommunalen Neuordnung 1975 der Stadt Marl zu.
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