Landwirte wollen Acker nicht verkaufen Was wird aus dem Gewerbepark Musendille in Haltern?

Landwirte wollen Acker nicht verkaufen: Was wird aus dem Gewerbepark?
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Die Stadt braucht dringend Gewerbeflächen. Deshalb will sie entlang der Münsterstraße hinter der Reitanlage Görtzhof das neue Gewerbegebiet Musendille entwickeln. Wegen personeller Engpässe habe man diesen Plan in letzter Zeit nicht intensiv vorantreiben können, bedauerte Stadtplaner Ingo Stapperfenne. Jetzt soll wieder Dynamik in das Vorhaben kommen. Aber noch liegen die Hürden hoch.

Auf der zehn Hektar großen Fläche möchte die Stadt Grundstücke für Kleinbetriebe und auch für mittelständische Betriebe schaffen. Gut 57 Prozent des Ackerlandes gehören der Stadt, das meiste Land hat sie zugekauft. Gut 43 Prozent aber gehören zwei Landwirten, die bislang nicht verkaufen wollen. Trotz langjähriger Verhandlungen wurde bis heute keine Einigung über einen Verkauf erzielt. Aber es gibt noch ein Problem.

Das Bodengutachten hat ergeben, dass zwei Versickerungsbecken für die Versickerung von Regenwasser gebaut werden müssen. „Die Realisierung des Gewerbegebietes ist deshalb leider mit deutlich höheren Erschließungskosten verbunden“, sagte Baudezernent Siegfried Schweigmann im Stadtentwicklungs-Ausschuss. Er rechnet mit einem höheren sechsstelligen Betrag. „Wir reden deshalb noch nicht von einem Ausstiegsszenario. Aber die Frage ist, ob wir mit solch hohen Kosten noch konkurrenzfähig zu den Nachbarstädten sind.“

Ein alternativer Standort

Ein Ausstieg könnte möglich sein, aber das sei laut Schweigmann nur ein Gedanke im Hintergrund. „Wir glauben an das Gebiet“, versicherte er. Gleichwohl gebe es Erstüberlegungen zu einem alternativen Standort. Wo der sein könnte, dazu wollte auch Bürgermeister Andreas Stegemann nichts sagen.

Siegfried Schweigmann am Rathaus
Siegfried Schweigmann, Baudezernent im Bauordnungsamt der Stadt Haltern, ist bezüglich des Gewerbegebietes Musendille skeptisch. © Stadt Haltern

Der Bereich an der Münsterstraße ist sowohl im Regionalplan als auch im Flächennutzungsplan als gewerbliche Baufläche dargestellt. Die Nähe zu den Windrädern im Windpark Musendille verbietet ein Wohnen in dem Gewerbegebiet. Beate Pliete (SPD) unterstrich in der Diskussion auch deutlich, dass ihre Partei privaten Wohnungsbau dort auf keinen Fall mittragen werde. Einzelhandel soll hier ebenso ausgeschlossen werden.

Martin Stork (Die Grünen) forderte, in der Musendille einen nachhaltigen Gewerbestandort zu entwickeln. Bauwillige Gewerbetreibende müssten außerdem direkt die Verpflichtung eingehen, unverzüglich zu bauen statt das Grundstück möglicherweise als Reserve- oder Spekulationsfläche liegenzulassen.

Gewerbeflächen in Haltern sind rar. In den bestehenden Gebieten gibt es allenfalls noch Baulücken. Aber für Verwaltung und Politik ist auch klar, dass eine Weiterentwicklung der Gewerbegebiete Prozessionsweg und Brinkwiese auf der gegenüberliegenden Seite der Musendille nicht infrage kommt. Dann hätte laut Bauverwaltung hochwertiger Freiraum geopfert werden müssen.

Und auch eine Erweiterung des Gewerbegebietes Süd (Recklinghäuser Straße) steht nicht zur Diskussion. Die Lippe und das dortige FFH-Gebiet bilden eine natürliche Grenze. FFH-Gebiete sind spezielle europäische Schutzgebiete in Natur- und Landschaftsschutz, die nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen wurden und dem Schutz von Pflanzen (Flora), Tieren (Fauna) und Lebensraumtypen (Habitaten) dienen.

Christian Kiski (FDP) appellierte an Politik und Verwaltung, zuversichtlich nach vorne zu schauen. Aber Siegfried Schweigmann bremst zunächst jede große Erwartung: „Eine realistische Zeitschiene ist zu spekulativ.“

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