Busfahrer wollte Rollstuhlfahrer nicht helfen

Rampe an der Tür

Andere Fahrgäste trugen einen Rollstuhlfahrer in Haltern aus dem Bus – und der Busfahrer machte trotz Aufforderung keinerlei Anstalten, mitzuhelfen. Stattdessen reagierte der Mann ziemlich ungehobelt, der Verkehrsbetrieb kündigt Konsequenzen an.

HALTERN

, 18.11.2016, 06:07 Uhr / Lesedauer: 2 min
Die Buslinie 298 hält am Kärntner Platz.

Die Buslinie 298 hält am Kärntner Platz.

Abends kurz nach 18.30 Uhr im Bus vom Halterner Bahnhof in Richtung Lippramsdorf. Am Kärntner Platz will ein Rollstuhlfahrer mitfahren, dafür muss eine Rampe mit Werkzeug ausgeklappt werden. Der Busfahrer tut nichts, ein Fahrgast hilft mit dem Taschenmesser. In Lippramsdorf am Ziel des Rollstuhlfahrers blieb der Fahrer erneut untätig – und wurde sogar richtig ungehobelt.

So schildert Jörg Nunnenkamp, was am vergangenen Freitag (11. November) im Bus der Linie 298 passiert ist. Mit drei Söhnen saß der Anwalt schon im Bus, als der Rollstuhlfahrer mitfahren wollte. „Im Bus war eine Klapprampe in den Boden eingelassen, die nur mit einem angeschlossenen Bügel bedient werden kann“, so Nunnenkamp. Sein Sohn Paul und ein erwachsener Fahrgast konnten diese Rampe nur ausschwenken, weil der andere Passagier mit einem Taschenmesser den Mechanismus auslösen konnte. „Der Busfahrer hat in keiner Phase helfend eingegriffen, was ich schon merkwürdig fand“, so Nunnenkamp.

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An der Haltestelle „Freiheit“ in Lippramsdorf wollte der Rollstuhlfahrer aussteigen, inzwischen war der Helfer mit Taschenmesser ausgestiegen. Also schickte Jörg Nunnenkamp seinen Sohn zum Busfahrer, um nach Werkzeug zu fragen. Daraufhin habe der Fahrer gesagt, dass er keins habe und „ihn die Sache auch nichts anginge“. Der Rollstuhlfahrer müsse dann halt weiter mitfahren, so der Anwalt. Und zum Gehbehinderten habe der Busfahrer gerufen: „Nimm gefälligst selbst einen Schraubenzieher mit.“ Nunnenkamp hob also mit seinem Sohn den Rollstuhlfahrer aus dem Bus und verlangte anschließend den Namen des Busfahrers. Der habe aber nur geantwortet, dass ihn das nichts angehe.

In einem offenen Brief wandte sich der Familienvater an die Staatsanwaltschaft und die Vestische Straßenbahnen GmbH als zuständigen Verkehrsbetrieb. Unternehmenssprecher Norbert Konegen bestätigt die Vorkommnisse: „Wir nehmen den Vorfall sehr ernst, er tut uns leid. Wir gehen davon aus, dass das nicht noch einmal passieren wird.“ Die betreffende Buslinie werde von einem Fremdunternehmen betreut, dort habe die Vestische um eine Stellungnahme gebeten, die gestern vorlag.

Interne Konsequenzen

„Das wird Konsequenzen haben“, sagte Konegen. Welche das sind, wollte er aber nicht öffentlich sagen. Nur so viel: „Wir werden so ein Verhalten nicht hinnehmen.“ Der Haken zum Öffnen der Rampe gehöre zwingend zur Fahrzeugausstattung, er müsse immer im Bus sein. Konegen betonte dazu, dass die Vestische ihre Fahrer regelmäßig schule, besonders im Umgang mit Senioren und Rollstuhlfahrern.  Kevin Kindel

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