Briefmarken-Automaten "nicht mehr zeitgemäß"
Post begründet Demontage
Die Post AG findet, dass Briefmarken-Automaten nicht mehr zeitgemäß und zudem unwirtschaftlich sind. Deshalb montierte sie in Haltern und vielen anderen Städten die Automaten ab. "Die Post muss nachhaltig wirtschaften", begründete ein Sprecher der Post.

ARCHIV - Ein Kunde steckt eine Münze in einen Briefmarkenautomaten der Deutschen Post in Berlin (Archivfoto vom 26.10.2000). Trotz Schließung vieler herkömmlicher Filialen weitet die Deutsche Post ihr Angebot für Kunden immer weiter aus. Dazu sollen bis Jahresende in rund 1500 Einzelhandelsgeschäften neue Verkaufsstellen eingerichtet werden, wie die Post am Montag (18.08.2008) in Bonn mitteilte. Darüber hinaus sind Briefmarken auch weiterhin rund um die Uhr an 3700 Briefmarkenautomaten erhältlich. Foto: v.Bruchhausen dpa/lnw (zu dpa 0290 vom 18.08.2008) +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit
Die SPD ärgert sich über das Vorgehen der Post und schrieb einen Brief an Bürgermeister Bodo Klimpel. "Die Deutsche Post AG hat in den vergangenen Jahren ihren Service drastisch eingeschränkt und die Entfernung der Briefmarken-Automaten ist ein weiterer Schritt in Richtung Servicewüste Post", schreiben Fraktionsvorsitzende Beate Pliete und Ratsmitglied Markus Heier. Beide bitten den Bürgermeister, die Post aufzufordern, das Serviceangebot wieder zu verbessern. Gerade eine älter werdende Gesellschaft sei auf ein eng vernetztes Dienstleistungsangebot angewiesen.
Andere Betriebswege
Postsprecher Dieter Pietruck begründete auf Nachfrage der Halterner Zeitung die Demontage in Haltern-Mitte, Hullern und Sythen: "Immer weniger Bürger holen sich Briefmarken am Automaten. Unsere Kunden benutzen stattdessen häufiger andere Betriebswege." Laut Pietruck kaufen sie entweder die Marken in den Filialen und Paketshops - davon gibt es in Haltern acht - oder sie frankieren ihre Briefe über das Internet. Dafür drucken Kunden das Porto für Briefsendungen zu Hause aus. Wenn er das Wort "Servicewüste" hört, wird er ärgerlich: "Die haben wir nicht. Und ich lasse auch nicht gelten, dass Ältere nicht mit dem Computer klarkommen." Überhaupt könne der Kunde so einfach wie noch nie Briefe und Pakete versenden, betonte der Pressesprecher.
Viele Bürgerbeschwerden
Die SPD sieht das ganz anders. Beate Pliete: "Uns haben viele Bürgerbeschwerden erreicht. Wir teilen die Ansicht der Post, dass man viel besser am heimischen PC Briefmarken drucken kann als an öffentlichen Automaten ausdrücklich nicht." Die Partei versucht nun über Bürgermeister Bodo Klimpel, ihren Landtagsabgeordneten Hans Peter Müller sowie den Bundestagsabgeordneten Michael Groß Druck auszuüben und die Post zu einem Meinungswandel zu bewegen.
Dieter Pietruck ist skeptisch. Sein Unternehmen habe die Pflicht, wirtschaftlich zu arbeiten. "Dazu gehört auch, die Infrastruktur zu überdenken." Markus Heier gibt die Hoffnung dennoch nicht auf, wie er uns gegenüber betonte: "Die Post hat meiner Ansicht nach einen anderen Auftrag. Ich finde es schade, wenn sie immer nur gewinn-orientiert agiert."