
© Ingrid Wielens
Borkenberge: Erstes Projekt im Moor vor Abschluss - offene Fragen bleiben
Einzigartiges Schutzgebiet
Nach heftiger Kritik vom Naturschutzbund hat die Eigentümerin des ehemaligen Truppenübungsplatzes Borkenberge ihre Pläne vorgestellt. Das erste Projekt soll dieses Jahr abgeschlossen werden.
Im Oktober 2017 hat die Deutsche Bundesstiftung (DBU) Naturerbe GmbH das 1770 Hektar große Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes Borkenberge vom Bund übernommen. Nachdem der Naturschutzbund des Kreises Coesfeld kürzlich wegen „jahrelanger Untätigkeit“ in dem besonders schützenswerten Gebiet Alarm geschlagen und sich mit einem Forderungskatalog an den Landrat gewandt hatte, nimmt das Thema langsam Fahrt auf. Zumindest hat die DBU jetzt eine Art Tätigkeitsbericht vorgelegt.

Im Süskenbrocksmoor wird das erste Projekt umgesetzt und wahrscheinlich im September abgeschlossen. © DBU
Im Fokus steht aktuell das Süskenbrocksmoor im Norden des Geländes, das sich in den Kreisen Recklinghausen und Coesfeld befindet. Es ist wie das angrenzende Grünland von Entwässerungsgräben durchzogen - Relikte der ehemals militärischen Nutzung, die dem Moor das Wasser entziehen. Nun soll das Moor wieder „vernässt“ werden, wie Experten es nennen.
Laut DBU-Sprecherin Michelle Liedtke habe zuletzt im Juli ein Abstimmungstermin unter anderem mit Vertretern des Naturschutzzentrums Kreis Coesfeld stattgefunden. Das Zentrum hilft bei der Durchführung des Projekts und finanziert es zudem.
Natürliche Grabenplomben stoppen das Wasser
Nach Liedtkes Angaben seien im Herbst 2020 erste Grabenplomben mit Unterstützung des Technischen Hilfswerks installiert worden. Diese Plomben aus Mineralboden verschließen die Gräben, sodass das Wasser in diesen Feuchtgebietslebensräumen nicht mehr abfließen kann.
„Ziel ist es, dass sich wieder Feucht- und Nasswiesen im Grünlandbereich etablieren können und der Torfschwund im Süskenbrocksmoor durch den Rückstau des Wassers gestoppt wird oder sogar wieder Torfwachstum entsteht“, erklärte Michelle Liedtke. Laut DBU werden diese Arbeiten im September durchgeführt.
Pachtverträge für Ackerflächen wurden umgeschrieben
In der Kritik stand auch die intensivlandwirtschaftliche Nutzung der Ackerflächen. Laut DBU aber laufen in diesem Jahr die Pacht-Altverträge in den Borkenbergen aus. Hier sei die DBU Naturerbe GmbH an die bestehenden Kündigungsfristen gebunden. „Die neuen Pachtverträge sehen ausschließlich eine naturschutzkonforme extensive landwirtschaftliche Nutzung vor“, heißt es. Die Pächter stammten aus der Region.
Finanzierung für geplantes Beweidungsprojekt ist völlig offen
Zur Pflege der Heidelandschaft ist eine 550 Hektar große extensive Ganzjahresweide geplant. Diese solle eingezäunt und mit großen Weidetieren beweidet werden. Nach Angaben Liedtkes kämen hierfür „Robust-Rinder und eine Robust-Pferderasse“ und gegebenenfalls Wisente in Frage. Näheres stehe noch nicht fest. Auch der Zeitpunkt der Umsetzung ist völlig unklar.

Nach dem Wunsch der Eigentümerin sollen auf einer großen Ganzjahresweide Robust-Rinder, -Pferde oder Wisente leben. Nur ist völlig unklar, wer das finanziert. © Ingrid Wielens
Denn die Frage der Finanzierung ist noch offen. „Wir sind bei dem Projekt auf die Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen angewiesen“, sagt Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe. Das Land sei in der Pflicht, europäisch geschützte Natur- und Lebensräume wie in den Borkenbergen zu erhalten und zu pflegen.
Kaum Möglichkeiten im Kampf gegen illegale Crossfahrer
Wenig Hoffnung kann die DBU Naturerbe GmbH im Zusammenhang mit Motocross- und Quadfahrern geben, die illegal abseits der eingezäunten Flächen unterwegs sind und seltene Vogelarten von ihren Brutplätzen vertreiben.
Rechtlich wirksame Durchsetzungsbefugnisse habe lediglich die Untere Naturschutzbehörde (UNB) sowie die Ordnungsbehörde, erklärte die DBU-Sprecherin. Nur sie könnten Patrouillen über die Fläche schicken und die Polizei um sogenannte Amtshilfe bitten.

Im Jahr 2018 war die nördliche Ringstraße, die von Sythen in Richtung Seppenrade führt, offiziell freigegeben worden. © Ingrid Wielens
„Der DBU Naturerbe als gemeinnützige Privateigentümerin fehlen derartige Befugnisse.“ Die UNB habe aber angekündigt, die Kontrollen vor Ort zu verstärken. Sie stimme sich mit der Polizei ab. Der Bundesforstbetrieb Rhein-Weser, der die Fläche im Auftrag der DBU Naturerbe betreut, stehe unterstützend zur Seite.
Ein ausgewiesenes europäisches Schutzgebiet
- Die Borkenberge gehören zum EU-Schutzgebiet (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie/FFH). Hier konnten sich großflächige, halb offene Heide- und Moorlandschaften erhalten, wie sie für die vorindustrielle Kulturlandschaft des Münsterlandes charakteristisch waren. Es gibt eine ausgeprägte Artenvielfalt, darunter Brutbestände von Heide- und Feldlerche, Ziegenmelker, Wiesenpieper und Falkenarten. Auch Amphibien und Reptilien wie Moorfrosch, Kleiner Wasserfrosch, Kreuzkröte, Zauneidechse und Schlingnatter kommen hier vor.
- Für die Borkenberge erstellt das DBU Naturerbe einen Entwicklungsplan, der die Naturschutzmaßnahmen festlegt.
- Die Kartierung der Biotop- und FFH-Lebensraumtypen durch das Naturschutzzentrum des Kreises Coesfeld lief von 2018 bis 2020. Die Vogelkartierung lief von 2018 bis 2019.
- Mehr als 2700 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, wobei mehr als 400 in der Roten Liste aufgeführt sind, wurden von 21 Fachautoren dokumentiert.
Geboren in Dülmen, Journalistin, seit 1992 im Medienhaus Lensing - von Münster (Münstersche Zeitung) über Dortmund (Mantelredaktion Ruhr Nachrichten) nach Haltern am See. Diplom-Pädagogin und überzeugte Münsterländerin. Begeistert sich für die Menschen und das Geschehen vor Ort.
