In der neuen Wohnsiedlung Nesberg soll umweltschonend geheizt werden. Wie das Konzept der Stadtwerke für die 80 Häuser aussieht, stellte Dr. Bernhard Klocke, technischer Geschäftsführer, vor.

© Halterner Zeitung

Vorzeigeprojekt in Haltern: Neue Wohnsiedlung kommt ganz ohne Gas aus

rnFür 80 Häuser

Der Gaspreis und der Druck auf die Energieversorger steigt. Für eine neue Wohnsiedlung in Haltern spielt das keine Rolle. Das Vorzeigeprojekt setzt bei der Energieversorgung auf Alternativen.

Haltern

, 01.04.2022, 14:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Seit dem Ukraine-Krieg steigen der Gaspreis und der Druck auf die Energieversorger. Als die Stadtwerke ein Konzept für die neue Wohnsiedlung am Nesberg entwickelten, spielte dieser Krieg allerdings noch keine Rolle. Wohl aber die Debatte über die Verbesserung des Weltklimas.

„Erdgas als fossiler Energieträger erfreut sich zwar hoher Beliebtheit, ist aber politisch langfristig nicht mehr gewollt. Außerdem wollen wir mit dieser Entscheidung einen klimagerechten Beitrag leisten“, betonte Dr. Bernhard Klocke, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke, im Halterner Rathaus. Im Stadtentwicklungsausschuss verkündete er, dass es am Nesberg keine Gasleitungen geben wird.

Im nächsten Jahr soll Baustart am Nesberg sein

Am Rande der Stadt nahe des Stadtforstes Sundern sind auf 65.000 Quadratmetern 80 Häuser mit ungefähr 135 Wohneinheiten und einem Wärmebedarf von etwa einer Million Kilowattstunden pro Jahr geplant. Die Flächenentwicklungsgesellschaft (FEG), ein Tochterunternehmen der Stadtwerke Haltern, bereitet dieses Gebiet mit einem Stadtplaner als Bauland vor. Anfang 2023 soll es losgehen. Auf der jetzt noch landwirtschaftlich genutzten Fläche entstehen Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Mehrfamilienhäuser.

Das neue Baugebiet schließt sich an das ASB-Seniorenzentrum Kahrstege an.

So sieht der Entwurfsplan für die Siedlung Am Nesberg entlang der Sundernstraße aus. Das neue Baugebiet schließt sich an das ASB-Seniorenzentrum Kahrstege an. © Stadt Haltern

Kalte Nahwärme statt Gas - auf diese weitgehend regenerative Energieversorgung setzten die Stadtwerke am Nesberg. Der Einbau von Luft-Luft-Wärmepumpen allerdings soll per Bebauungsplan verhindert werden. „Strom ist die hochwertigste Energieform“, so Dr. Klocke, „deshalb muss die Verwendung möglichst effizient gestaltet werden.“ Zur Realisierung der „Kalten Nahwärme“ bieten sich zwei Alternativen an.

Wärme über Erdsonden oder über das Grundwasser

Eine Lösung ist die Bereitstellung von Niedertemperaturwärme über 84 Erdwärmesonden mit jeweils 130 Metern Tiefe. Diese Erdsonden würden innerhalb des Neubaugebietes unter den Straßen und damit unsichtbar installiert.

Jetzt lesen

Eine andere Möglichkeit der Bereitstellung der Niedertemperaturwärme ist die Erschließung der Wärme über Grundwasserbrunnen. „Halterner Sande sind ergiebig und eignen sich an diesem Standort besonders als Grundwasserquelle“, erklärte Dr. Klocke. Der jährliche Wasserbedarf liege bei etwa 159.000 Kubikmetern. Das Grundwasser wird über einen Förderbrunnen nach oben geholt, fließt über Rohrleitungen in eine Heizzentrale, gibt die Wärme ab und fließt über den Injektionsbrunnen in die Erde und in das Grundwasser zurück. Förder- und Injektionsbrunnen sind jeweils 60 Meter tief.

Stadtwerke werden die Investitionskosten für Infrastruktur tragen

Im Baugebiet wird es eine zentrale Druckhaltung geben, von der sich das etwa 1820 Meter lange Wärmenetz zu den Häusern zur Nutzung in Wärmepumpen verteilt. Diese Pumpen arbeiten monovalent, das heißt, es steht nur eine Energiequelle zur Wärmeerzeugung für Heizung und Warmwasser zur Verfügung. Zur Spitzenlastdeckung bekommt jedes Haus zur Wärmepumpe einen Heizstab.

Jetzt lesen

Die Stadtwerke werden die Investitionskosten für die Infrastruktur inklusive der Wärmepumpen tragen, dafür ist eine hundertprozentige Anschlussquote aller Häuser notwendig. In den ersten Jahren rechnen die Stadtwerke mit Verlusten, weil sich die Bebauung des Nesberges vermutlich über einige Jahre hinzieht.

„Aber, wenn alle letztlich mitziehen, funktioniert diese regenerative Energieversorgung“, ist Dr. Bernhard Klocke überzeugt. Die Kosten werden auf dem gleichen Niveau liegen, wie bei der eigenständigen Wärmeversorgung durch die Kunden selbst, versichern die Stadtwerke.

Generell muss ein Benutzungszwang über eine Satzung geregelt werden, der Grund muss im öffentlichen Interesse liegen und zumutbar sein. Ein Beispiel, wie das funktionieren kann, gibt es in Schermbeck: www.huettengelaende.de