Bauprojekte am Bahnhof Anwohner schreiben „Brandbrief“ an Bürgermeister und Parteien

Bauprojekte am Bahnhof: „Brandbrief“ an Bürgermeister und Parteien
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Anwohner der Bahnhofstraße und Annabergstraße verstehen die politischen Überlegungen nicht. Was einst beschlossen worden war, mit Rücksicht auf das Schulzentrum möglichst viel Verkehr aus dem Bereich rund um den Bahnhof herauszuhalten, gilt nicht mehr. Es soll hier jetzt vielmehr eifrig gebaut werden.

„Mit Besorgnis und Unverständnis haben wir als Anwohner die Bebauungspläne für den Verkehrsbezirk 24 zur Kenntnis genommen“, schreiben mehrere Anlieger in einem offenen Brief an Bürgermeister Andreas Stegemann und die Ratsparteien. Sie fordern diese dazu auf, die Pläne zu überdenken.

In dem von 16 Anwohnerinnen und Anwohnern unterzeichneten Brandbrief heißt es unter anderem: „In einem bereits stark frequentierten Innenstadtbezirk darf es nicht noch zu einer weiteren verkehrsintensiven Gewerbeansiedlung, dem Bau eines Medical Centers und eines Caritaszentrums kommen. Sie verdichten übermäßig den bereits vorhandenen Verkehr in diesem Bezirk. Das ist kontraproduktiv zur klima- und verkehrspolitischen Absicht der Stadt, den Fahrradverkehr zu stärken, unnötigen Autoverkehr aus den Innenstadtbezirken fernzuhalten, die Zuwegung zum und vom Bahnhof fußläufiger und fahrradfreundlicher zu gestalten und damit nachhaltig zur Verkehrsberuhigung beizutragen.“

Keine ihnen bekannte Stadt verlagere zusätzliches Gewerbe in einen Innenstadtbezirk, heißt es in dem Brief. Die Anwohner verweisen darauf, dass Bahnhofstraße und Annabergstraße bereits jetzt stark ausgelastet seien - zum Beispiel durch die Busse und den Verkehr zur Schule und zu den Gewerbebetrieben.

Das Fahren mit Fahrrad in diesem Bereich sei für Schülerinnen und Schüler wie für Erwachsene wegen der Verkehrsdichte inzwischen zu einer wahren Mutprobe geworden. Und auch Fußgänger ebenso wie Autofahrer bezeichneten die Verkehrssituation hier als unerträglich und zum Teil als chaotisch, wie Gespräche mit Passanten ergeben hätten.

Der freie Blick am Bahnhof Haltern soll verbaut werden.
Die freie Blickachse am Bahnhof soll mit Wohnungen und Gewerbe zugebaut werden. Das geschieht in Verantwortung der Flächenentwicklungsgesellschaft (FEG) Haltern am See. © Nora Varga

Die Unterzeichner bitten Bürgermeister und Parteien, die „berechtigten Bedenken der Bürger hinsichtlich der geplanten zusätzlichen Gewerbeerweiterungen im Bezirk 24“ zu überdenken. „Alle betroffenen Bürger dieser Stadt und auch die für diese Stadt so wichtigen Besucher und Touristen per Fahrrad, Bahn oder zu Fuß werden es Ihnen danken!“

Viel Unterstützung erfahren

Die Unterzeichner betonen, dass sie in zahlreichen Begegnungen mit Bürgern, die sie aufgrund der bereits veröffentlichten Stellungnahmen und Bedenken auf die prekäre Verkehrssituation im Bezirk 24 angesprochen hätten, viel Unterstützung für ihren Standpunkt erfahren. Verfasst haben den Brief Beatrix und Thomas Abendroth, Martina und Karl-Gerd Benning, Melanie und Rupert Diez, Dr. Horstfried Masthoff, Britta Möller und Tobias Becker, Maria und Bernhard von Pikarski, Theo Schön, Brigitte und Dr. Hans-Peter Schwengers sowie Britta und Frank Stenner.

Das geplante Medical Center am Halterner Bahnhof
So wird das neue Medical Center an der Annabergstraße aussehen. Links der Halterner Bahnhof. © Architlkturbüro Wannemacher und

Bürgermeister Andreas Stegemann reagierte nach Eingang des Briefes im Rathaus zunächst sparsam. „„Selbstverständlich nehmen wir Bedenken und Anregungen der Anwohnerinnen und Anwohner ernst und werden eine fundierte Antwort vorbereiten“, lässt er auf Nachfrage unser Zeitung mitteilen.

Gewerbe und Wohnen

Bekanntlich planen die Flächenentwicklungsgesellschaft (FEG) und private Investoren eine Bebauung des ehemaligen Parkplatzes am Bahnhof mit Mehrfamilienhäusern sowie Gewerbeeinheiten inklusive Medical-Center und Caritas-Zentrum.

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