
Theo Villett fand bei Anti-Rost in Haltern eine neue Aufgabe und neue Freunde. © Jürgen Wolter
Anti-Rost hilft bei Kleinstreparaturen - und braucht jetzt selbst Hilfe
Anti-Rost
Seit 2013 hilft die Halterner Anti-Rost-Gruppe insbesondere Senioren bei kleinen Reparaturen im Haushalt. Die Nachfragen steigen und neue Mitstreiter werden dringend gesucht.
Vor sechs Jahren zog Theo Villett nach Haltern. Außer den Freunden seiner Lebensgefährtin kannte er hier niemanden. Das änderte sich, als er aus der Zeitung von der Gruppe Anti-Rost erfuhr. Inzwischen ist er seit drei Jahren dabei, hilft Senioren bei Kleinstreparaturen im Haushalt - und kennt in Haltern ziemlich viele Leute.
„Ich habe als Elektrotechniker an der Uni Dortmund gearbeitet“, erzählt Villett. „Es hat mir schon immer Spaß gemacht, handwerklich zu arbeiten. Deshalb fand ich die Arbeit von Anti-Rost sehr interessant.“
Anti-Rost Haltern gibt es seit 2013. Hier haben sich Männer und Frauen über 60 zusammengefunden, die ihre handwerklichen Fähigkeiten ehrenamtlich anbieten, um vor allem alleinstehenden Menschen und Senioren bei kleineren Reparaturen zu helfen.

Sind aktiv bei Anti-Rost, v.l.: Beate van Bevern, Franz-Josef Bücker, Felix Kowalski, Hans-Peter Notthoff, Ulrich Kopp und Theo Villett. © Jürgen Wolter
„Ich habe, nachdem ich von der Gruppe erfahren hatte, Ulrich Kopp angerufen, und was er mir erzählt hat, fand ich so spannend, dass ich seitdem dabei bin“, sagt Theo Villett. Mit 73 Jahren gehört er inzwischen zu den älteren aktiven Handwerkern der Gruppe.
Nachfragen steigen deutlich an
„Die Gruppenstärke schwankte immer wieder mal, sie lag meist zwischen 12 und 16 Mitgliedern“, berichtet Ulrich Kopp, der von Anfang an dabei ist. Anti-Rost ist ein Angebot der Gemeindecaritas der Pfarrei St. Sixtus. Die Helfer sind da für Menschen, die Kleinstreparaturen nicht selbst durchführen können, etwa aufgrund ihres Alters, einer Behinderung, oder weil sie nicht auf ein soziales Umfeld zurückgreifen können, aus dem sie Hilfe bekommen können.
Sie verstehen ihr Hilfsangebot als Element der Nachbarschaftshilfe. „Wir arbeiten unabhängig von Konfessionen und Nationalitäten“, so UIrich Kopp.
Das Coronavirus und die aktuellen Engpässe im Handwerk beeinflussen aber die Zahl der Aufträge. „2019, im Jahr vor Corona, hatten wir 360 Aufträge“, berichtet Ulrich Kopp. „2020 waren es dann nur noch 260, 2021 dann 288. Jetzt liegen wir bei 248, wir nähern uns also wieder dem Level, das wir vor Corona hatten, und haben seit 2013 insgesamt schon mehr als 3000 Anfragen erhalten.“
Die Aktiven rechnen damit, dass sich die Lage im Handwerk auch auf die Anfragen an Anti-Rost auswirken wird. „Wir können noch keinen eindeutigen Trend feststellen, aber wir gehen davon aus, dass wir vermehrt Anfragen für Aufträge bekommen, die Handwerker nicht mehr ausführen können oder wollen, sei es wegen Material-, Zeit- oder Personalmangel“, so Ulrich Kopp.
Eine Stunde Einsatz pro Woche
Corona hat auch zu einer gewissen Fluktuation unter den Anti-Rost-Mitgliedern geführt. „Einige sind ausgestiegen auch aus Altersgründen“, sagt Ulrich Kopp. Deshalb ist das dringendste Anliegen der Gruppe, wieder neue aktive Handwerker und Handwerkerinnen zu finden, die Lust haben, mit geringem zeitlichen Aufwand anderen bei kleinen Reparaturen zu helfen.

Im Rahmen der Glaubenswoche stellten die Anti-Rost-Mitglieder ihr Programm vor, v.l.: Theo Villett, Robert Friedhoff, Hans-Peter Notthoff, Felix Kowalski. © Franz-Josef Buecker
„Normalerweise kommt jeder auf eine Stunde Einsatz pro Woche, aber denkbar ist auch, dass jemand nur punktuell mal zur Verfügung steht. Jeder mit handwerklichen Erfahrungen in einem der Bereiche Holz, Wasser, Elektro oder ein „Allrounder“, der mitmachen möchte, ist herzlich willkommen. Die Einsätze richten sich nach den Möglichkeiten jedes Einzelnen“, so Ulrich Kopp.
Die Mitglieder von Anti-Rost würden sich auch über Handwerkerinnen freuen. Denn bis auf Beate van Bevern, die sich seit 2014 um die Auftragsannahme kümmert, gehören bisher nur Männer zur Gruppe. „Aber Frauen sind ja auch zunehmend in Handwerksberufen zu finden“, sagt Ulrich Kopp. „Deshalb würden wir uns auch über weibliche Mitglieder freuen.“
Keine Umzüge oder Malerarbeiten
Wackelnde Stühle, klemmende Türen oder Rollos, tropfende Wasserhähne oder eine kaputte Glühlampe: Das sind klassische Einsätze für Anti-Rost. Umzüge und Malerarbeiten übernimmt das Team nicht. Die Gruppe will und darf den Handwerksbetrieben keine Konkurrenz machen. Auch Wartungen und Dienste außerhalb des Haushaltes wie Gartenarbeiten oder Einkaufen übernimmt Anti-Rost nicht.
Zwei Mal im Jahr treffen sich die Mitglieder auch in gemütlicher Runde. Außerdem sind aus der Gruppe die „Schönwetter-Radler“ entstanden. „Der Name ist Programm“, sagt Theo Villett schmunzelnd. „Wir fahren in der Tat nur bei schönem Wetter.“
Für einen Einsatz berechnet Anti-Rost jeweils eine Aufwandsentschädigung von 5 Euro, sowie eventuelle Materialkosten. Viele Kunden möchten mehr geben. In diesen Fällen nehmen die Mitglieder Spenden entgegen. „Diese leiten wir an karitative Einrichtungen weiter, zuletzt haben wir für die Ukraine-Hilfe gespendet, die nächste Spende wird an die örtliche Caritasgruppe gehen, um Menschen in Not in Haltern zu helfen“, so Ulrich Kopp.
Weitere Informationen finden sich im Internet unter www.anti-rost.st-sixtus.de. Aufträge nimmt Anti-Rost unter den Telefonnummern 02364 / 9236 267 oder 01523 / 180 7472 entgegen.
Studium der Germanistik, Publizistik und Philosophie an der Ruhr Universität Bochum. Freie Autorentätigkeit für Buchverlage. Freier Journalist im nördlichen Ruhrgebiet für mehrere Zeitungshäuser. „Menschen und ihre Geschichten faszinieren mich nach wie vor. Sie aufzuschreiben und öffentlich zugänglich zu machen, ist und bleibt meine Leidenschaft.“
