Diese Fläschchen enthalten den Biontech/Pfizer-Impfstoff gegen das Coronavirus. © Schaper

Schutz gegen Coronavirus

Zweiter Impftag im Dortmunder Seniorenheim – nicht alle zur Impfung bereit

Den zweiten Tag in Folge sind am Montag Bewohner und Mitarbeiter des Erna-David-Seniorenzentrums gegen das Coronavirus geimpft worden. Doch nicht alle waren bereit dazu.

Dortmund

, 28.12.2020 / Lesedauer: 4 min

Hat es bei jemandem Komplikationen nach der Impfung gegeben? Das sei das Erste gewesen, was ihn am Montagmorgen interessiert habe, sagt Einrichtungsleiter Werner Breitbach. Aber: „Es gibt keine Besonderheiten, keine Ausfälle.“

Beim Impfstart am Sonntag waren nach Angaben der Stadt Dortmund 165 Bewohner und Mitarbeiter des Erna-David-Seniorenzentrums geimpft worden. „Es lief gestern hervorragend und heute auch“, sagt Werner Breitbach.

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Am Montag war nur ein Arzt im Erna-David-Seniorenzentrum für die Impfungen zuständig: Dr. Jan Fuisting ist niedergelassener Internist in Kirchhörde und war schon am Sonntag Teil des mobilen Impfteams. „Heute habe ich mir freigenommen, mein Kollege ist allein in der Praxis.“

Er habe von vorneherein gewusst, dass nicht alle Dosen des Impfstoffs an einem Tag verabreicht werden können. „Aber wir wollten schauen: Wie viele Impfungen kann man schaffen?“

Deswegen wurde hier zu Wochenbeginn die Impfaktion fortgesetzt. In anderen Dortmunder Seniorenheimen wurden unterdessen die ersten Impftermine bereits verschoben.

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Nur 150 Bewohner lassen sich impfen

Teilweise werde aus der Bevölkerung beklagt, dass nur wenige Impfdosen zur Verfügung gestellt werden würden, sagt Jan Fuisting. „Wir hatten aber eher das Gefühl, dass wir die erst Mal an den Mann bringen müssen, das also gar nicht so schnell geht.“

Für die Bewohner habe das Team 180 Dosen einkalkuliert. Dann seien jedoch nur 150 bereit zur Impfung gewesen.

Das liege zum einen daran, dass noch nicht alle Einwilligungserklärungen von Betreuern und Angehörigen unterzeichnet seien. „Wir haben sie mit einer Woche Vorlauf angeschrieben“, sagt Werner Breitbach.

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Allerdings lagen die Feiertage dazwischen. Er rechne mit einer einstelligen Zahl von Bewohnern, die wegen einer Ablehnung nicht geimpft werden könnten.

Pfleger kommen aus dem Urlaub zurück zum impfen

Dr. Jan Fuisting nennt weitere Gründe: „Wer schon einmal eine starke allergische Reaktion auf beispielsweise einen Bienenstich oder Erdnüsse hatte, der wird erstmal nicht geimpft.“

Das Erna-David-Seniorenzentrum verfügt über insgesamt 229 Plätze, dazu kommen 200 Mitarbeiter aus den Bereichen Verwaltung, Hauswirtschaft, Reinigung und Pflege.

Die Impfquote sei allgemein gut. Auch die Bereitschaft unter den Pflegekräfte liege bei über 80 Prozent. „Die Pfleger waren total erleichtert, die sind teilweise aus dem Urlaub zum Impftermin gekommen“, sagt der 45-jährige Dortmunder.

Auch die Bewohner seien positiv gestimmt: „Eine ältere Dame begrüßte am Eingang meine Kollegen mit den Worten: ‚Da kommen die Impfengel!‘“, sagt Jan Fuisting.

Heim muss aber auch Überzeugungsarbeit leisten

Zu der Impfquote unter den Mitarbeitern sagt der Einrichtungsleiter: „Wir führen noch Gespräche.“ In Seniorenheimen in Mülheim und Essen hatte sich nur jeder zweite Pfleger impfen lassen, wie die WAZ berichtete.

Es käme auf die Grundeinstellung und die Informationsquellen des Personals an: „Wir sind noch dabei, Überzeugungsarbeit zu leisten“, sagt Werner Breitbach. „Ich hoffe, dass dann auch eine gewisse Dynamik entsteht, sich impfen zu lassen.“

Jan Fuisting war bei den Informationsgesprächen dabei. Er berichtet, dass vor allem junge Frauen die Angst geäußert hätten, der Impfstoff von Pfizer/Biontech könne sie unfruchtbar machen. „Davon habe ich noch nie gehört“, sagt der Internist. „Keine Ahnung, woher die das haben.“

Er selbst hat sich am Sonntag auch impfen lassen. Einzige Nebenwirkung: „Es fühlt sich am Oberarm an, als hätte ich dort einen Pferdekuss bekommen.“ Das sei eine normale Impfreaktion.

„Fühle mich ganz normal“

Und jetzt, ein Gefühl der Erhabenheit? Nicht bei Jan Fuisting. Auch deshalb, weil der Schutz erst eine Woche nach der zweiten Impfung einsetzt, also in vier Wochen etwa.

Am Anfang sei er schon skeptisch gewesen, sagt Jan Fuisting, weil auch Geimpfte die Erkrankung weitergeben können. Angst vor Nebenwirkungen habe er jedoch keine. „Und auch sonst fühle ich mich ganz normal.“

Einrichtungsleiter Werner Breitbach wurde noch nicht geimpft. „Hier im Hause haben die Mitarbeiter Vorrang, die direkt an den Bewohnern arbeiten“, sagt der 62-Jährige. Die hätten den engsten Kontakt – anders als ein Einrichtungsleiter.

Selbst wenn er als Letzter geimpft würde: „Ich sehe es als meine Pflicht an, zu helfen, das Virus zu bekämpfen“, sagt Werner Breitbach.

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