Am 8. August jährt sich zum ersten Mal der Todestag von Mouhamed Lamine Dramé. Bei einem Polizeieinsatz ist der 16-jährige Geflüchtete vor einem Jahr von einem Beamten erschossen worden. Der Polizist ist wegen Totschlags angeschuldigt, vier weitere Beamte wegen Körperverletzung oder der Anstiftung zu dieser.
Bundesweit löste der tödliche Einsatz große Anteilnahme aus. Mehrere Demonstrationen wurden veranstaltet. Im November zogen rund 2000 Menschen durch Dortmund. Auch ein Jahr später ist die Forderung nach Aufklärung noch laut. Anlässlich des Todestages von Mouhamed Dramé sind deshalb verschiedene Aktionen in Dortmund geplant.
Am 8. August (Dienstag) ist um 14.30 Uhr eine Mahnwache auf dem Kurt-Phiel-Platz (Brunnenstraße 25) in der Dortmunder Nordstadt angemeldet. Der Platz liegt weniger als 100 Meter von dem Ort entfernt, an dem der 16-Jährige von vier Projektilen getroffen wurde.
Mahnwache in der Nordstadt
Wie William Dountio, einer der Organisatoren, mitteilt, stehe der Austausch bei dieser Veranstaltung im Vordergrund. Verschiedene Initiativen seien vor Ort. „Vor allem wollen wir aber das Leben von Mouhamed zelebrieren und zeigen, wer er war“, sagt Dountio. „Wir hatten ein ganzes Jahr Zeit, um mehr zu erfahren.“ Es soll auch eine Botschaft der Familie aus dem Senegal eingespielt werden, sagt Dountio.
Stadtkämmerer Jörg Stüdemann und Hanna Rosenbaum, Bezirksbürgermeister der Innenstadt Nord, hätten sich angekündigt. Auch die Anwältin der Familie werde vor Ort sein. Später soll es noch eine Gedenkminute am Tatort geben.
Bundesweite Demonstration
Am 12. August (Samstag) soll dann eine bundesweite Demonstration durch die Dortmunder Innenstadt ziehen. Wie die Mahnwache wird auch diese vom „Solidaritätskreis Mouhamed“ angekündigt. Ab 14 Uhr soll es vom Platz der Deutschen Einheit am Hauptbahnhof losgehen. Die Demonstration wird unter anderem über den Wall am U-Turm entlang ziehen.
Am Platz von Buffalo soll es eine Zwischenkundgebung geben, bevor die Demonstrierenden laut der aktuellen Anmeldung über den Westenhellweg laufen werden. Von da aus soll es dann zum Freiherr-von-Stein-Platz gehen, wo es schräg gegenüber der Wache Nord eine weitere Zwischenkundgebung geben soll. Schließlich soll die Demonstration am Nordausgang des Hauptbahnhofs enden.
Die Kooperationsgespräche zwischen der Polizei Dortmund und den Organisatoren laufen noch. Änderungen der Route sind demnach noch möglich. Laut Polizei sind circa 500 Personen angemeldet. Die Organisatoren, die seit Wochen mobilisieren, hoffen auf über 1.000 Teilnehmende. Der NRW-Landesverband der Partei „Die Linke“ ruft zu einer Teilnahme an der Demonstration auf. Sie fordert die Aufklärung des Falls, eine Kennzeichnungspflicht für Polizeikräfte und unabhängige Untersuchungsstellen.

Verwerfungen zwischen Gruppen
Parallel zu diesem Aufzug hat auch der „Freundeskreis Mouhamed“ eine Demonstration angemeldet.
Zwischen dem Solidaritätskreis und dem Freundeskreis, hinter dem die linksextreme Partei MLPD steckt, war es in der Vergangenheit zu Verwerfungen gekommen.
Dem Solidaritätskreis um William Dountio ist wichtig, unabhängig von Parteien zu agieren. Mitglieder der MLPD seien in der Vergangenheit negativ bei Veranstaltungen aufgefallen. Eine Selbstinszenierung im Namen Mouhameds wolle man nicht, hatte Dountio im Mai gegenüber dieser Redaktion betont.
Zweite Demonstration in der Nordstadt
Die Demonstration des „Freundeskreis Mouhamed“ wird am 12. August ebenfalls gegen 14 Uhr vom Kurt-Phiel-Platz aus starten und unter anderem über die Mallinckrodt- und Münsterstraße ziehen. Auch hier ist eine Zwischenkundgebung an der Wache Nord geplant. Laut Polizei sind 200 bis 300 Personen angemeldet. Die Demonstration endet auch wieder am Kurt-Phiel-Platz. Dort soll es ein Konzert geben.
Dass sich die Demonstrationen auf dem Weg begegnen, sei laut Polizei nicht ausgeschlossen. Dass es dabei zu Auseinandersetzungen kommt, ist aber wohl unwahrscheinlich, schließlich soll das Schicksal von Mouhamed Lamine Dramé im Vordergrund stehen.
Der „Freundeskreis Mouhamed“ hat für den 8. August für 16 Uhr ebenfalls zu einer
Gedenkfeier an der Missundestraße an der Gedenktafel für den getöteten 16-Jährigen aufgerufen.
„Damit war nicht zu rechnen“: Familien-Anwältin von Mouhamed D. erleichtert über Anklage
„Durchaus ungewöhnlich“: Wie Experten die Anklage im Fall Mouhamed D. (†16) einordnen
Anschuldigungen von Dortmunder Polizisten: Hat die Wache Nord ein Problem, Herr Lange?
Nach Todesschüssen auf Mouhamed D. (†16): Anwalt der Polizisten: Das war eine „Multi-Kulti-Truppe“
Todesschüsse auf Mouhamed D. (†16): Gericht nennt Zeitrahmen für Prozessbeginn gegen Polizisten