
Die U-Bahn-Station Westfalenhallen spielt eine zentrale Rolle im Verkehrskonzept für den Evangelischen Kirchentag. © Dieter Menne
Zum Kirchentag rollt bei Bus und Bahn „alles, was Räder hat“
Evangelischer Kirchentag
Zum Evangelischen Kirchentag in Dortmund vom 19. bis 23. Juni stellen sich die Verkehrsplaner von DSW21 auf „fünf Tage Meisterfeier“ ein. Busse und Bahnen sind dann im Dauereinsatz.
Es wimmelt von Zahlen auf dem Stadtplan von Bettina André. Sie zeigen der Verkehrsplanerin von DSW21, wie viele Menschen in den verschiedenen Gemeinschaftsquartieren zum Kirchentag untergebracht sind. Denn der Großteil der Dauerteilnehmer schläft an den fünf Veranstaltungstagen (beziehungsweise den Nächten dazwischen) in Dortmunder Schulen, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind. Und frühmorgens müssen und sollen sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis 9 Uhr zu den Veranstaltungsorten des Kirchentages gebracht werden.
„Wie fünf Tage Meisterfeier“
Das zu bewerkstelligen ist nur eine von vielen Aufgaben, die Dortmunds Bus- und Bahnbetreiber DSW21 zum Kirchentag, zu dem 100.000 Dauerteilnehmer erwartet werden, zu bewältigen hat. „Es wird eine Herausforderung“, erklärt Bettina André. Der Kirchentag wird „wie fünf Tage Meisterfeier“, ist inzwischen ein geflügelter Satz bei den Verkehrsplanern. Dabei stellen sich an den einzelnen Tagen ganz unterschiedliche Aufgaben.
Eine der größten, gilt es gleich zur Eröffnung zu bewältigen. Zu den Eröffnungsgottesdiensten am Ostentor, auf dem Hansaplatz und auf dem Friedensplatz mit dem anschließenden Abend der Begegnung als riesiges Eröffnungsfest in der City werden bis zu 200.000 Besucher erwartet. Der Großteil wird mit Bus und Bahn anreisen und auch wieder nach Hause beziehungsweise in die Gemeinschaftsquartiere fahren wollen.
Wie lange es an dem Abend in der City geht, ist eine von vielen Unbekannten. Fakt ist: „Alles, was Räder hat, rollt“, erklärt Bettina André. Notfalls fahren die Stadtbahnen auch über Mitternacht hinaus - und das in dichter Folge.
Bis in die Nacht im Zehn-Minuten-Takt
„An allen Veranstaltungstagen fahren die Bahnen bis mindestens Mitternacht auf allen Linien im Zehn-Minuten-Takt“, erklärt die Planerin. Auch viele Buslinien fahren verstärkt. Und für alle, die die Nacht gern zum Tag, machen, fahren in allen fünf Nächten auch die Nachtexpress-Busse im Wochenend-Tak: bis 4 Uhr am Morgen. Dann startet wieder der Stadtbahn-Betrieb.
Am Donnerstag bis Samstag läuft der Alltagsbetrieb des Kirchentages. 2000 Veranstaltungen gibt es stadtweit. Beginn ist um 9.30 Uhr mit Bibelarbeiten an vielen verschiedenen Orten. Um 9 Uhr werden die Gemeinschaftsquartiere abgeschlossen, erklärt Bettina André. Bis dahin müssen also alle Gäste unterwegs sein.
Was den Verkehrsplanern entgegenkommt: An allen Tagen ist schulfrei, sodass keine Zusatzfahrten für den Schülerverkehr anfallen.
Fast alle Gemeinschaftsquartiere „an der Schiene“
Und die Quartiersplaner des Kirchentages haben gute Arbeit geleistet. „Der Großteil der Gemeinschaftsquartiere liegt an der Schiene“, stellt Bettina André fest. Die nächste Stadtbahn-Station ist also zu Fuß erreichbar. Nur fünf Bereiche hat sie ausgemacht, in denen Busse als Zubringer zu den Stadtbahn-Strecken nötig erscheinen – und zwar im Bereich Dorstfeld, in Kirchlinde, Wellinghofen, Husen und Nette.
Hier werden bestehende Buslinie verstärkt oder durch Sonderbusse ergänzt. Die Linie 460 von Kirchlinde zur Reinoldikirche wird beispielsweise im Zehn-Minuten-Takt fahren, verrät Bettina André.
Nach 9 Uhr gilt es dann, die Besuchermengen zwischen den Hauptveranstaltungsorten des Kirchentages zu bewegen - also vor allem zwischen Westfalenhallen, City und der Nordstadt mit dem Zentrum Kinder am Dietrich-Keuning-Haus und dem Zentrum Jugend am Fredenbaum.
„Die Stadtbahn ist das Rückgrat“
Klar ist: „Die Stadtbahn ist das Rückgrat der gesamten Veranstaltung“, erklärt die DSW-Expertin. Und die Linie U45 wird mit Sonderfahrten zwischen Fredenbaum und Westfalenhallen zur „Kirchentags-Linie“.

© Dieter Menne
Zusätzliche Bahnen werden aber auch auf der Linie U42 rollen, weil über die Haltestelle Theodor-Fliedner-Heim ebenfalls das Messezentrum der Westfalenhallen mit dem Markt der Möglichkeiten und vielen Podiumsveranstaltungen angebunden wird.
Eine Kirchentags-Buslinie wird es zwischen Hörde Bahnhof und den Westfalenhallen geben. Sie bindet die Warsteiner Music Hall /Phoenix-Halle auf Phoenix-West ein, wo tagsüber viele Podiumsveranstaltungen und abends Konzerte stattfinden. Danach gilt es, die Teilnehmer wieder in ihre Quartiere zu bringen.
BVB-Einsatz zu den Schlussgottesdiensten
Die letzte große Herausforderung ist der Sonntag mit den Schlussgottesdiensten im Signal Iduna Park und an der Seebühne an der Buschmühle. 70.000 Besucher werden im Stadion, weitere 30.000 im Westfalenpark erwartet. Etwa 600 Reisebusse sollen möglichst viele Teilnehmer herankarren. Die Busse werden dann auf den Parkplätzen zwischen Park und Stadion abgestellt.
Aber auch die Stadtbahn ist für Hin- und Rückreise wieder im vollen Einsatz. „Wir fahren am Sonntag mit einem BVB-Konzept“ erklärt Bettina André. Die Hoffnung ist, dass sich die Besucherströme schon bei der Hinreise auf Stadion und Park und die entsprechenden Stadtbahn-Stationen verteilen.
Auch die von BVB-Spieltagen gewohnten Pendelbusse zu den Parkplätzen an der Uni sollen rollen. Ziel ist, dass Teilnehmer, die per Pkw anreisen, hier ihre Autos abstellen. Denn schließlich ist ein Großteil der Parkplätze an Stadion und Park durch die Reisebusse belegt.
Urlaubssperre für das Fahrpersonal
Das alles geht nicht nur mit vollem Fahrzeug-, sondern auch mit vollem Personaleinsatz. „Für unsere Mitarbeiter gilt während des Kirchentags Urlaubssperre“, sagt DSW-Sprecherin Britta Heydenbluth. 900 Fahrerinnen und Fahrer werden in diesen Tagen im Einsatz sein. Der Service- und Sicherheitsdienst wird um 70 Mitarbeiter verstärkt.
Wett machen soll den Sondereinsatz die besondere Atmosphäre, die zu Kirchentagen für gewöhnlich herrscht – mit vielen fröhlichen und geduldigen Fahrgästen. „Wir hoffen auf ein neues Sommermärchen – wie zur WM 2006“, sagt Bettina André.
VRR-Konzept ist noch in Arbeit
- Gefragt ist zum Kirchentag nicht nur der Einsatz von DSW21 mit Bussen und Stadtbahnen. Auch S-Bahnen und Regionalbahnen spielen eine wichtige Rolle im Verkehrskonzept.
- Die Planungen sind beim zuständigen Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) aber noch nicht so weit gediehen. Er muss zusätzliche Züge etwa bei DB Regio oder Eurobahn bestellen.
- Am Konzept wird noch gearbeitet, erklärte ein VRR-Sprecher auf Anfrage. Man stelle sich auf jeden Fall auf zusätzliche Fahrgäste ein.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
