Zu alt für die Flucht: Taras (14) musste Großeltern in Kiew zurücklassen

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Zu alt für die Flucht: Taras (14) musste Großeltern in Kiew zurücklassen

rnKrieg in der Ukraine

Zusammen mit seiner Schwester und seiner Mutter musste Taras (14) seine Heimatstadt Kiew verlassen. Am Sonntag kamen sie nach langen Strapazen im Ruhrgebiet an. Der Vater und die Großeltern blieben zurück.

Przemyśl, Korczowa

, 06.03.2022, 16:06 Uhr / Lesedauer: 2 min

Rund 1,4 Millionen Menschen sind bereits seit dem Beginn des Angriffskriegs von Russland in der Ukraine am 24. Februar geflohen. Der 14-jährige Taras ist einer von diesen 1,4 Millionen. Zusammen mit seiner Schwester Lera (10) und seiner Mutter Lesya (44) ist er nach mehreren Tagen Flucht von Kiew mit einem Bus im Ruhrgebiet angekommen.

Von Kiew nach Schwerte

Die Strapazen waren ihm durchaus anzumerken, als Taras nach seiner Ankunft im Gespräch mit unseren Reportern von der Flucht berichtet. Man sei zunächst aus Kiew zu den Großeltern geflohen, die etwas ländlicher außerhalb von der ukrainischen Hauptstadt wohnen. Doch die Lage in ihrer Heimat spitzt sich zu – Taras, Lera und Lesya entscheiden sich dazu, das Land zu verlassen.

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Die Großeltern bleiben zurück. Sie meinten, sie wären zu alt für die Flucht, so Taras. Auch sein Vater bleibt in der Ukraine. Die wehrfähigen Ukrainer sind von der Regierung dazu verpflichtet worden, ihr Land zu verteidigen.

Als der 14-Jährige davon erzählt, kommt sein sonst gutes Englisch ins Stocken. Erzählen muss Taras es nicht – man merkt ihm an, dass er seinen Vater vermisst, dass er sich um ihm sorgt.

Die ukrainische Familie flieht weiter. Von Kiew begeben sie sich nach Polen, in den Ort Korczowa, nur wenige Kilometer entfernt von der Grenze. Dort finden sie einen Platz in dem Schwerter Reisebus.

Taras: Kiew ist zu Hause

Der Bus ist Teil eines Hilfskonvois, der unter anderem von Geschäftsleuten aus Arnsberg, Schwerte, Lünen und Dortmund organisiert wurde. Mit vier Reisebussen und rund 30 Helferinnen und Helfern haben sie zunächst am Freitag (4.3.) eine riesige Menge Hilfsgüter nach Krakau gebracht. Am Samstag (5.3.) ging es dann in die Grenzregion, um Flüchtenden eine Reisegelegenheit ins Ruhrgebiet anzubieten.

Die Familie von Taras wird in Schwerte von einer Freundin abgeholt. Tränen der Erleichterung fließen.

Die Familie von Taras wird in Schwerte von einer Freundin abgeholt. Tränen der Erleichterung fließen. © Robin Albers

Taras und seine Familie machen sich am Samstagabend auf den Weg nach Deutschland. In Schwerte angekommen, werden sie am Sonntagvormittag von einer Freundin aus Witten abgeholt. Mehrmals gibt es feste Umarmungen zwischen den Vieren, Tränen fließen. Ihnen fällt sichtbar eine große Last von den Schultern – aber es bleibt trotzdem auch die Sorge um die zurückgebliebenen Familienmitglieder.

Der 14-jährige Ukrainer hofft, dass die Flucht nach Deutschland nur eine „neue Erfahrung“ in seinem Leben sein wird. Denn Kiew, sagt er, bleibe sein Zuhause.

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