Es gibt diese Menschen, die in Erinnerung bleiben, auch in der täglichen Flut an Eindrücken in der Dortmunder Innenstadt. Yetkin (49) war ein solcher Mensch.
Nicht nur durch das offensichtliche Merkmal, einen Rollstuhl, auf den er wegen einer Rückgratverkrümmung seit seiner Kindheit angewiesen war. Sondern durch eine bestimmte Art, mit dem Leben und dessen Schwierigkeiten umzugehen.
„Er war einfach ein sehr toller Mensch“, sagt Bastian Pütter von der Wohnungsloseninitiative Bodo. Seit gut 15 Jahren kannte er Yetkin, den viele in der Kurzform Yeto riefen.
Pütter kannte seine „sehr lange Achterbahn-Karriere“, die in einer Heroinabhängigkeit endete. Er kannte Yetkin aber trotz seiner Situation als „Sonnenschein, als wahnsinnig sympathischen Typen“.
Häufig in der Stadt zu sehen
Viele Dortmunder sahen ihn fast regelmäßig rund um den Westenhellweg. Manchmal wirkte er schier verzweifelt, wie er sich mit seinem Rollstuhl bei Regen und Wind den Westenhellweg herauf kämpfte. Dann konnte er schimpfen, laut vor sich hin. Manchmal weinte er, wenn ihm die Kraft fehlte.
Ein Dortmunder schildert, wie er ihn fragte, ob er Hilfe gebrauchen könne. Yetkins Gesicht habe sich aufgehellt. Beim Schieben in Richtung des Drogenkonsumraums „Café Kick“ erzählte er dann darüber, wie schwer es sei, dieses Leben zu führen. Weitgehend auf der Straße, im Rollstuhl, wenn alle an einem vorbeilaufen.
Bastian Pütter sagt: „Sein Tod geht unseren Streetworkern nahe, aber auch den Leuten in der Anlaufstelle.“
Geboren an der Schwarzmeerküste
Zur Welt gekommen ist Yetkin in Zonguldak an der türkischen Schwarzmeerküste. Als Kind wird er allein nach Deutschland zu Verwandten geschickt – auch damit dort seine Wirbelsäulendeformierung behandelt werden kann. Die Operation klappt, der Rollstuhl bleibt aber von nun an trotzdem Teil seines Lebens.

Yeto ist ein junger Mann mit Träumen und Zielen wie jeder andere, er hat einen Job in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Er erkennt schnell seine eigenen Grenzen. „Ich wollte etwas schaffen, bin aber nie bei einer Sache geblieben“, sagte er 2012 in einem Porträt über ihn, das Bastian Pütter für das Dortmunder Magazin „Ruhrbarone“ verfasste.
Es war der Tod seines Vaters im Jahr 1999, der Yeto aus der Bahn warf. Nach seiner Rückkehr von der Beerdigung war sein Leben ein anderes. Kurze Zeit beginnt „die Scheiße mit der Schore“, wie er es selbst damals nannte. Heroin wird sein Wegbegleiter.
Sucht nach „Gesundmachen“
„Gesundmachen“ benutzte er 2012 als Begriff für seinen Konsum. Wissend, dass die Drogen genau das Gegenteil bewirken würden.
Mehrfach versuchte er laut Bastian Pütter den Schritt aus Abhängigkeit. Er schaffte ihn nie ganz.