Hafenmeister Sebastian Koch mit der „Wasserpest“, die Hafen-Mitarbeiter Günter Riemann mit Mähboot „Mähndy“ eingesammelt hat.

Hafenmeister Sebastian Koch mit der „Wasserpest“, die Hafen-Mitarbeiter Günter Riemann mit Mähboot „Mähndy“ eingesammelt hat. © Oliver Volmerich

Mehr Arbeit als je zuvor: Im Dortmunder Hafen wird der Klimawandel deutlich sichtbar

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Viele Menschen wundern sich über auffälliges Grün im Dortmunder Hafen. Dort muss unter Wasser gemäht werden - mehr und länger als früher. Und nicht nur die auswuchernden Pflanzen machen Ärger.

Dortmund

, 05.09.2022, 14:10 Uhr

Grüne Pflanzen, so weit das Auge reicht. Viele Besucherinnen und Besucher der frisch eröffneten Hafenpromenade an der Speicherstraße wundern sich über das üppig sprießende Grün im Hafenbecken. Es ist ein Zeichen des Klimawandels, das den Beschäftigten der Dortmunder Hafen AG viel Arbeit beschert.

Fast täglich ist das Arbeitsboot "Mähndy" im Dortmunder Hafen unterwegs, um Wasserpflanzen zu mähen und einzusammeln.

Fast täglich ist das Arbeitsboot "Mähndy" im Dortmunder Hafen unterwegs, um Wasserpflanzen zu mähen und einzusammeln. © Oliver Volmerich

„Mähndy“ ist mit Hafen-Handwerker Günter Riemann am Steuer im Südhafen unterwegs. „Der Wind hat die Pflanzen aus dem Schmiedinghafen, die wir gestern gemäht haben, da hingetrieben“, erklärt Hafenmeister Sebastian Koch. Er fährt mit dem Inspektionsboot „Stadt Dortmund“ hinterher - „Mähndy“ immer auf der Spur.


So heißt das Mähboot der Hafen AG, das schon seit einigen Jahren im Einsatz ist. Aber so viel wie in diesem Jahr hatte es noch nie zu tun. „Das warme Wetter und die starke Sonneneinstrahlung lassen die Wasserpflanzen besonders stark wachsen“, sagt Sebastian Koch.

Dazu kommt, dass durch das Niedrigwasser vor allem im Rhein auch der Schiffsverkehr im Hafen in diesem Sommer zurückgegangen ist. Die Wasserpflanzen haben also reichlich Zeit, sich auszubreiten.

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Was sich da ausbreitet, sind „Tausendblatt“ und „Elodea“, die Wasserpest. Die sind wahlweise bei Teich- oder Aquarium-Besitzern durchaus beliebt. Im Hafen weniger. „Denn sie können die Schifffahrt behindern“, erklärt Sebastian Koch. Die langen Pflanzen können sich etwa in der Schiffsschraube oder den Steuerrudern verfangen.

Jede Menge Müll in den Hafenbecken

Bis zu drei Meter lang können die Pflanzen vom Untergrund in die Höhe wachsen. Die Hafenbecken sind in der Regel 3,50 Meter tief. Mit einer Schleppsense geht „Mähndy“ den Pflanzen an den Kragen.

Etwa 1,50 Meter werden abgemäht. Mähtage sind in der Regel Montag und Dienstag. Dann lässt man den Pflanzenresten meist einen Tag lang Zeit, um sich an der Oberfläche abzusetzen, bevor sie dann bis zum Wochenende von „Mähndy“ mit einer Art Mistgabel eingesammelt werden. Bei zehn Hafenbecken ist da gut zu tun.

In einem Bootsanhänger wird das Mähgut gesammelt.

In einem Bootsanhänger wird das Mähgut gesammelt. © Oliver Volmerich

Gesammelt werden die abgemähten Wasserpflanzen vor Ort in einem Bootsanhänger, der dann zu einem Sammelplatz am Schmiedinghafen bugsiert wird. Hier werden die Pflanzenreste mit einem Bagger geborgen, um dann von der EDG-Tochter Doga abgeholt und entsorgt zu werden. Als Sondermüll.

Hafenmeister Sebastian Koch macht das Beiboot mit den gesammelten Pflanzen am Umladeplatz fest, wo der Bagger schon bereitsteht.

Hafenmeister Sebastian Koch macht das Beiboot mit den gesammelten Pflanzen am Umladeplatz fest, wo der Bagger schon bereitsteht. © Oliver Volmerich

„Eigentlich könnte man die Pflanzen auch gut als Biomasse nutzen“, meint der Hafenmeister. Das scheitert allerdings daran, dass sich in den grünen Strängen auch jede Menge Müll verfängt - von Bierflaschen über Kartons bis zu toten Tieren und Sperrmüll.

Ein großer Teil des Unrats stammt von ungebetenen Hafenbesuchern, die abends oft an den Hafenbecken feiern und den Abfall einfach ins Wasser werfen, berichtet Hafensprecher Pascal Frai.

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Auch was nicht im Wasser landet, muss die Hafen AG einsammeln und entsorgen lassen. Gemeinsam mit der Firma Grünbau habe man drei Mitarbeiter als Hafenpräsenzdienst im Einsatz, um den Hafen sauber zu halten, erklärt Frai.

Jede Menge Müll versteckt sich in den eingesammelten Pflanzenresten, die deshalb als Sondermüll entsorgt werden müssen.

Jede Menge Müll versteckt sich in den eingesammelten Pflanzenresten, die deshalb als Sondermüll entsorgt werden müssen. © Oliver Volmerich

Im Wasser übernimmt „Mähndy“ die Aufgabe. Gut neun Tonnen Wasserpflanzen und Unrat sammelt das Mähboot im 14-tägigen Abholrhythmus ein. Und die Mähsaison wird immer länger. Los geht es meist im Juni, berichtet Sebastian Koch. In diesem Jahr rechnen die Experten damit, dass „Mähndy“ wohl bis in den Oktober hinein mähen und sammeln muss. Der Klimawandel lässt grüßen.

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