Neue Unterkunft für Wohnungslose auf 4 Etagen Rundgang durch die Räume am Wall

Neue Notschlafstelle für suchtkranke Wohnungslose am Wall
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Direkt am Wall in der Dortmunder Innenstadt hat es in den vergangenen Jahren eine Großbaustelle gegeben, die von außen fast niemand wahrgenommen hat. In einem städtischen Gebäude am Schwanenwall ist auf vier Etagen die Notschlafstelle für wohnungslose Drogenabhängige entstanden.

Vier Jahre sind zwischen dem politischen Beschluss dazu und einem offiziellen Termin zur Fertigstellung der Räume am Mittwoch (2.11.) vergangen.

Genehmigung steht noch aus

Deshalb zieht die Eröffnung große Aufmerksamkeit auf sich. Auch wenn es noch einen kleinen Haken gibt: Wann hier die ersten Menschen einziehen können, die den Weg aus Wohnungslosigkeit und Abhängigkeit einschlagen wollen, steht noch nicht fest. Eine fehlende bauordnungsrechtliche Genehmigung wird in Kürze erwartet.

Unabhängig davon bewerten viele der Anwesenden aus Verwaltung, Politik und aktiver Sozialarbeit die neuen Räume als Stärkung für das soziale Netz in Dortmund. In dem Gebäude ist seit 25 Jahren die Kontakteinrichtung Café Flash der Drogenhilfe Drobs Dortmund untergebracht.

20 Plätze am Schwanenwall

20 Schlafplätze gibt es am Schwanenwall. Nutzen können sie laut Beschreibung der Stadtverwaltung „wohnungslose Menschen jeden Geschlechts ab 18 Jahren, die in Dortmund ihren gewöhnlichen Aufenthalt haben und illegale Drogen konsumieren oder von ihnen abhängig sind beziehungsweise substituiert werden“.

„Einstieg in den Ausstieg“

Sie sollen hier einen Rückzugsort aus dem alltäglichen Szene-Leben finden und Kontakte zum Drogenhilfesystem knüpfen. Der Konsum von Suchtmitteln ist mit Ausnahme von Tabak in der Einrichtung untersagt.

„Die Notschlafstelle ist eine Stabilisierung für Menschen, die den Einstieg in den Ausstieg finden wollen“, sagt Sozialdezernentin Birgit Zoerner.

Wolfram Schultze, Fachbereichsleiter für der Drogenberatung im DROBS Dortmund, zeigt Schränke, in denen Suchtmittel vor der Übernachtung eingeschlossen werden.
Wolfram Schultze, Fachbereichsleiter für der Drogenberatung im Drobs Dortmund, zeigt Schränke, in denen Suchtmittel vor der Übernachtung eingeschlossen werden. © Felix Guth

Ein langfristiger Aufenthalt ist nicht vorgesehen. Die Dauer ist auf maximal drei Monate begrenzt. Träger der Einrichtung ist der Verein Soziales Zentrum, der auch am Schwanenwall ansässig ist.

Ein Rundgang durch die fertigen Räume zeigt ein sichtlich aufgefrischtes Gebäude, in dem unter anderem Asbestfunde für die lange Bauzeit gesorgt hatten. Alle Rauschmittel und gefährlichen Gegenstände werden vor der Übernachtung in Schließfächern in einem Raum deponiert.

Funktionale Zimmer

Es gibt eine Küche und Gemeinschaftsräume. Die Zimmer sind funktional mit einer Basis-Einrichtung aus Bett, Kommode und Tisch eingerichtet. Optisch ist das nichts, was begeistert. Aber das ist nicht das Ziel und überhaupt auch eine Frage der Sichtweise, wie Heike Heymann-Pfeiffer, Vorstand des Vereins Soziales Zentrum, deutlich macht.

„,Ich wünsche dir eine gute Nacht.‘ Dieser einfache Ausspruch ist für die Menschen, die diese Räume nutzen werden, etwas Besonderes“, sagt sie bei der Eröffnung. „Ich hoffe, dass alle, die hierher kommen, eine gute Nacht haben werden.“

Die Basis-Einrichtung der Zimmer in der neuen Notschlafstelle für wohnungslose Drogenabhängige in Dortmund.
So sieht die Basis-Einrichtung der Zimmer in der neuen Notschlafstelle für wohnungslose Drogenabhängige in Dortmund aus. © Felix Guth

Das nordrhein-westfälische Landesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales geht davon aus, dass jeder zweite obdachlose Mensch suchtkrank ist. Das war ein Grund dafür, dass zuletzt die Landesmittel für die Bekämpfung von Obdachlosigkeit erhöht worden sind.

Zuletzt hatten im Frühjahr 2022 statistische Erhebungen ergeben, dass die Zahl der Menschen, die auf der Straße leben, in Dortmund bedeutend höher ist als zuvor angenommen. Statt von 400 bis 500 Personen geht man seitdem von rund 900 Personen in offener oder „verdeckter“ Wohnungslosigkeit aus.

System in Dortmund ausgebaut

Die Sucht-Problematik ist von der Obdachlosenhilfe und der Drogenhilfe in Dortmund beschrieben und im Stadtbild zum Teil sichtbar.

Zugleich ist eine Entwicklung bei dem Ausbau des städtischen Übernachtungsangebots zu registrieren. In Hombruch eröffnet eine Schlafmöglichkeit für jugendliche Wohnungslose. Die Zahl der Plätze explizit für Frauen ist zuletzt ebenfalls gestiegen.

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