Wen vom Thema Wohnen die Rede ist, geht es in diesen Tagen selten um positive Meldungen. Zur allgemeinen Entwicklung der vergangenen Jahre mit rasant steigenden Preisen kommen steigende Kosten für Energie und Lebenshaltung.
„Die Abrechnungen, die jetzt für 2022 kommen, werden die Hammer-Abrechnungen mit hohen Nachforderungen“, sagt Markus Roeser, wohnungspolitischer Sprecher beim Mieterverein Dortmund.
Wie die Vertreter anderer Institutionen auch, sieht er weitere, „noch aggressivere“ Mieterhöhungen auf viele Menschen zukommen.
Aktionstag in der Nordstadt
In Dortmund hat sich anlässlich einer europaweiten Aktionswoche („Housing Action Days“, noch bis 2.4.) ein Aktionsbündnis gebildet.
Es ist in seiner Zusammensetzung bemerkenswert vielseitig besetzt. Akteurinnen und Akteure von Planerladen, Mieterverein, Train of Hope, Grünbau, Caritas, Bodo, DGB, Sozialforum und Schlafen statt Strafen stehen an einem windigen März-Tag an der Münsterstraße in der Dortmunder Nordstadt.

Sie leisten hier Basisarbeit an einem Infostand unter Pavillons. Auf einem Tisch liegen mehrsprachige Flyer zu den Themen Wohnen, Mietrecht, Diskriminierung oder steigende Kosten. Kinder spielen daneben mit einem „Miethai“ oder lassen sich schminken.
Viele Menschen hetzen an dem Stand vor der St. Joseph-Kirche vorbei. Es herrschen zugegeben ungünstige Wetter-Bedingungen, um über Forderungen wie mehr gemeinnützige Vermieter, öffentlichen Wohnungsbau, Mietpreisbremse für Dortmund oder Bekämpfung von Wohnungslosigkeit zu sprechen.
Erster Kontakt
Aber es wird schnell deutlich: Das große politische Rad möchte hier an diesem Tag keiner der Anwesenden drehen. Es geht an der Münsterstraße eher um den allerersten Kontakt mit vielen Menschen, die vielleicht noch gar nicht wissen, wie sie die aktuelle Situation betrifft. Oder bald betreffen könnte.
Ein Mitarbeiter des Planerladens kommt auf Arabisch mit einem Mann ins Gespräch. Dieser ist mit seiner Frau und seinen drei Kindern unterwegs. Die Familie wohnt einige hundert Meter weiter.

Es stellt sich heraus, dass sie hier zum ersten Mal überhaupt davon erfahren, dass es in ihrer Nähe Ansprechpartner gibt, wenn sie Fragen zum Thema Energiekosten oder Mieterhöhung haben.
Denn auch für die Familie ist vieles zuletzt deutlich teurer geworden. Noch funktioniere das finanziell, erzählt der Mann, der Planerladen-Mitarbeiter übersetzt. Viel Spielraum bleibe aber nicht.
„Allein, dass die Arbeit der Einrichtungen wahrgenommen wird, ist ein Erfolg“, sagt Markus Roeser.
Denn auch in der Nordstadt gebe es mittlerweile hochpreisige Wohnungen für 14 Euro pro Quadratmeter. Die dann in Ermangelung von Alternativen in der Regel auch vermietet würden. Das Geld fehle Familien dann an anderer Stelle.
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