Dortmund bekommt ein neues Stadtviertel: das „Karlsquartier“. 800 Wohneinheiten sollen auf einer riesigen Freifläche des ehemaligen Westfalenhütten-Geländes an der Stahlwerkstraße entstehen. Auch eine Schule, eine Kita, ein Supermarkt und Cafés sind Teil der Planungen.
Am Sonntag (26.3.) ist im angrenzenden Hoesch-Museum der Gewinner-Entwurf für eines der sechs geplanten Baufelder präsentiert worden.
Er stammt aus der Feder des Architekturbüros „RKW Architektur +“, das im vergangenen Jahr einen Standort in Dortmund eröffnet hat. „Kerngedanke des Entwurfs ist, die geplanten Wohnblöcke größtmöglich zu öffnen“, erklärt Anna Mersmann, die den Entwurf für den Architekturwettbewerb für den „neuen Norden“ mit ihrem Team konzipiert hat.
Die Nordstadt ist als eine der größten zusammenhängenden Gründerzeit-Quartiere geprägt von Wohnblöcken mit begrünten Dachflächen und eingeschlossenen Innenhöfen. Man wolle durch die zugänglichen Flächen zwischen den Häusern eine harte Schwelle zwischen Privatem und Öffentlichem verhindern, sagt Mersmann. Außerdem soll so eine Verbindung zum geplanten „Grünen Ring“ entstehen.

Fertigstellung für 2030 geplant
Die 35 Hektar große Parkanlage soll sich parallel zur Bahnlinie im Westen des Hüttengeländes erstrecken und um den industriellen Kern legen. Der erste Bauabschnitt für den „Grünen Ring“ könnte im Jahr 2025 umgesetzt werden.
Etwas früher sollen die Arbeiten auf dem ersten Baufeld der etwa 10 Fußballfelder großen Brachfläche beginnen, auf dem das „Karlsquartier“ entstehen wird.

Gerald Darkow, von der bpd Immobilienentwicklung, die das Neubauprojekt realisiert, geht von einem Baustart im Frühjahr 2024 aus. Ende 2027 könnte dann das erste Baufeld fertiggestellt werden. Als möglichen Zeithorizont der Fertigstellung des gesamten Quartiers nannte Darkow am Sonntag das Jahr 2030.
Der nun vorgestellte Entwurf umfasst etwa 185 Wohneinheiten, rund 30 Prozent davon sollen sozial geförderter Wohnraum mit einem Quadratmeterpreis von 6,60 Euro sein. Im gesamten Quartier ist ein Anteil von 25 Prozent gefördertem Wohnungsbau geplant. So soll es innerhalb des „Karlsquartiers“ auch eine soziale Durchmischung geben.

Im ersten Baufeld sind Wohnungen in verschiedenen Größen zwischen 35 und 120 Quadratmetern geplant. Zu den regulären Quadratmeterpreisen machte die bpd Immobilienentwicklung noch keine Angaben.
Bedeutung von Sozialwohnungen
Gerade in der Nordstadt habe ein hoher Anteil an sozialem Wohnungsbau eine große Bedeutung, sagt Hannah Rosenbaum, Bezirksbürgermeisterin in der Nordstadt von den Grünen. Das Projekt habe eine große Bedeutung für die Nordstadt, betont sie.
„Es ist auch hier immer schwieriger geworden, Wohnungen zu finden. Dass hier so viele Wohneinheiten entstehen, ist sehr gut, um weiterhin die Nachfrage bedienen zu können.“

Es sei jedoch wichtig, dass die Menschen daran teilhaben können und ein inklusives Quartier entstehe, das für alle Bewohnerinnen und Bewohner der Nordstadt geeignet sei, sagt Rosenbaum. „Ich bin da aber sehr positiv gestimmt.“
Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal, betonte am Sonntag: „Das Bauprojekt ist ein wichtiger Schritt für das ganze Quartier und bedeutet noch einmal eine Steigerung der Attraktivität für die Nordstadt.“
Darüber hinaus sei das „Karlsquartier“ ein wichtiger Baustein für die wohnungspolitischen Ziele der Stadt – auch mit Hinblick auf den Anteil des sozialen Wohnungsbaus. Die Stadt hat sich als Ziel gesteckt, dass jährlich 2000 neue Wohnungen in Dortmund entstehen.

Die Errichtung der ersten Wohneinheiten auf dem ersten Baufeld (am südlichen Teil des Areals, hin zum Borsigplatz) wird in etwa 35 Millionen Euro kosten. Als Gesamtkosten für das „Karlsquartier“ nennt Gerald Darkow, von der bpd Immobilienentwicklung, eine Summe von etwa 220 Millionen Euro. Die könne wegen der gestiegenen Baukosten aber noch höher ausfallen, gibt er zu bedenken.
Schule und Kita sollen entstehen
Für den Entwurf hatten die Immobilienentwickler neben der offenen Hofanlage und die Eingliederung in die Blockrandstruktur als Anschluss an das Borsigplatz-Quartier weitere Voraussetzungen formuliert.

Gefragt war unter anderem ein innovatives Mobilitätskonzept mit E-Ladestationen, Car-Sharing-Angeboten und Rad-Leihstationen. Neben den 800 Wohnungen – darunter 300 Eigentumswohnungen, 300 frei finanzierte und 200 sozial geförderte – entstehen im Quartier eine fünfzügige Grundschule, eine achtzügige Kita sowie ein Supermarkt und Cafés. Hinzu kommt eine circa 2.000 Quadratmeter große Gewerbefläche.
Die Planung der fünf weiteren Bauflächen wird voraussichtlich von anderen Architekturbüros übernommen und damit eine „eigene Handschrift“ haben, sagt Gerald Darkow. Der Entwurf „RKW Architektur +“ sei aber in gewisser Weise richtungsweisend. Der Bebauungsplan mache viel möglich, man wolle jedoch voraussichtlich auf 5- bis 6-geschossige Bauten setzen, sagt Gerald Darkow.
Dabei sei das Bestreben aber genügend Raum zu lassen. Gerade in der dicht bebauten Nordstadt seien Grünflächen sehr wichtig. „150 Jahre ist kaum jemand auf das Gelände gekommen, der nicht hier gearbeitet hat, wir freuen uns sehr, dass hier nun Wohnungen entstehen werden“, sagt Darkow.
Warum „Karlsquartier“?
Der Name „Karlsquartier“ ist übrigens angelehnt an ein Dortmunder Phantom: Karl Hoesch. Denn einen Karl hat es in der Familiengeschichte der Hoeschs nie gegeben. Karl Hoesch war vielmehr ein Synonym für die Westfalenhütte. So ging man nicht zur Westfalenhütte, sondern zu Karl Hoesch.
Gleichzeitig war der Name ein Symbol für das Zusammengehörigkeitsgefühl der Hoeschianer – ein Gefühl, das sicherlich auch für das neue Wohnquartier und für die Integration in die Nordstadt wünschenswert wäre.
Das Hoesch-Museum Dortmund zeigt die Ergebnisse des ersten Architekturwettbewerbs für den „neuen Norden“ in der Ausstellung „Karlsquartier“. Sie ist noch bis zum 7. Mai an der Eberhardstr. 12 zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Neben dem Gewinnerentwurf sind auch weitere Entwürfe zu sehen.
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