In der Großstadt stinkt es nach Abgasen, es gibt Kriminelle an jeder Ecke und überhaupt ist es viel zu laut. Im Vorort ist es ruhig und beschaulich und man lebt im Grünen. Nach diesen Klischees müssten Familien lieber in der Kleinstadt als in der Großstadt wohnen. Eine Datenanalyse beweist teilweise das Gegenteil.
„Großstädte sind für junge Leute, Kleinstädte für Familien, das denken viele. Deswegen wollten wir uns das genauer anschauen“, sagt Anja Borngässer von Betreut.de. Das ist ein Online-Marktplatz für familienunterstützende Dienstleistungen. Dort findet man zum Beispiel Senioren- und Kinderbetreuung oder Hundesitter. „So eine Art eBay Kleinanzeigen für Familien“, erklärt Borngässer.
Die Studie hat sich Deutschlands 15 größte Städte und ihr Umland angesehen.
Unter anderem wurde Dortmund mit seinen Nachbarstädten Witten, Lünen, Castrop-Rauxel, Herdecke, Schwerte, Holzwickede, Waltrop, Kamen, Bergkamen und Unna verglichen. Das Ergebnis: Dortmund gewinnt gegen die umliegenden Kleinstädte.
Die Studie hat sich angeschaut, wo mehr Kinder leben, wo die günstigeren Wohnbedingungen herrschen, wo es die bessere Kinderbetreuung gibt, wo es mehr Schulen und wo die besseren Schulen sind. Auch das Freizeit- und Kulturangebot sowie die Naturflächen, die Bevölkerungsdichte, der Arbeitsmarkt, Sicherheits- und Gesundheitsaspekte waren Gegenstand der Analyse.
Diese Vorteile hat Dortmund
In Dortmund leben mehr Kinder als im Vorort, dort haben die Kleinen also mehr Spielkameraden. Außerdem finden Eltern in Dortmund deutlich mehr (35 Prozent) Babysitter und mehr Kitas. So sind logischerweise auch die Wege zu den Einrichtungen kürzer. Zudem arbeitet in Dortmund etwas mehr Personal, es gibt also einen besseren Betreuungsschlüssel. „Für viele Familien ist das ein Grund, sich für die Großstadt zu entscheiden“, sagt Anja Borngässer von Betreut.de.
Auch nach dem Kindergarten haben Kinder in Dortmund Vorteile: Dortmund hat eine 90 Prozent höhere Schuldichte. Eltern auf Jobsuche haben es laut der Studie in der Großstadt ebenfalls leichter: „Die Quote der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort liegt in Dortmund bei 70 Prozent. In den Vororten liegt der Anteil bei 55 Prozent.“
Ein weiterer Vorteil ist kein Geheimnis: In der Großstadt gibt deutlich mehr Krankenhäuser und Kinderärzte.
Das kann die Kleinstadt
Dafür bieten die Schulen in den Vororten eine höhere Qualität: Deutlich mehr Schüler schaffen den Wechsel aufs Gymnasium, weniger Schüler bleiben sitzen. Es schaffen auch mehr Schüler das Abitur und deutlich weniger verlassen die Schule ohne Abschluss in der Tasche.
Auch wohnt es sich im Vorort etwas günstiger; die Mietpreise sind niedriger und man bekommt mehr Fläche für weniger Geld. Allerdings sind die Unterschiede im Ruhrgebiet eher marginal und nicht zu vergleichen mit den Unterschieden zwischen Großstädten wie Hamburg oder Berlin und ihren Vororten.
Außerdem stimmt das häufige Vorurteil, Kinder und Jugendliche hätten im Vorort wenig Freizeitaktivitäten, nicht unbedingt. Es gibt zwar deutlich weniger Kinos, dafür aber mehr Spielplätze und 52 Prozent mehr Schwimmbäder. Und noch einen Vorteil haben die Kleinstädte: Die Städte sind deutlich weniger voll, weil die Bevölkerungsdichte kleiner ist und es gibt mehr Grünflächen.
Ein weiterer wichtiger Punkt für Familien: Im Vorort lebt man sicherer. Dort werden 40 Prozent weniger Straftaten begangen. Allerdings: „Bei den Verkehrsunfällen gibt es nur geringfügige Unterschiede zwischen Großstadt und Vororten“, heißt es in der Studie.
Was sie Studie nicht erfasst, ist, welche Rolle die einzelnen Punkte für die Familien spielen. „Es ist natürlich eine Frage der Gewichtung“, sagt Anja Borngässer von Betreut.de. Für viele seien die Kosten ein großer Punkt. „Viele ziehen deshalb lieber aufs Land oder weil es dort grüner ist.“
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