
Antonio Link aus Dortmund war am Montagabend bei „Hart aber fair“ Teil der Debatte. © Screenshot ARD-Mediathek
Dortmunder Wirt bei „Hart aber fair“: Monatlich zahlt er 13.000 Euro mehr
Fernseh-Talkshow
Der Dortmunder Gastronom Antonio Link diskutiert mit Politikern und Experten über die aktuelle wirtschaftliche Lage in einer Live-Sendung. Vom Publikum bekommt er Beifall. Aber was sagte er?
Die Polittalk-Runde „Hart aber fair“ lädt wöchentlich zu ihrer Livesendung im Ersten der ARD fünf Gäste ein, die zu einem aktuellen Thema debattieren. Zwischen Experten und Politikern sitzt in der Regel ein Betroffener; ein Mann oder eine Frau, mit dem sich der Zuschauer identifizieren kann.
Im besten Fall ein Gast, der den medienerfahrenen Gästen zu seiner linken und rechten Seite die harte Realität schildern kann. Antonio Link, Gastwirt und Inhaber des „Hopfen und Salz“, eines Lokals mit großem Biergarten im Dortmunder Stadtteil Lütgendortmund, ist so einer.
Moderator Frank Plasberg hatte am Montag (17.10.) zum Thema „Warten auf die Gaspreisbremse: Wie lange steigen die Kosten für Strom und Gas noch weiter?“ geladen. Neben Link im Studio: Katrin Göring-Eckardt von den Grünen, Thorsten Frei (CDU), Journalistin Eva Quadbeck, Ökonomie-Professor Jens Südekum und Politikwissenschaftler Frank Umbach.
Immens hohe Mehrkosten für Strom und Gas
Als selbstständiger Gastronom versucht Antonio Link alles, um durch die Krise zu kommen. 900 Euro Energiekosten fallen für ihn täglich an, sagt er in der Talk-Runde. Er ist gut vorbereitet. Hat Zahlen parat, die den Zuschauern zeigen, wie immens die Mehrkosten sind.
Seine Vorauszahlungen für Strom und Gas seien stark gestiegen. 11.850 Euro für Strom, 6800 Euro für Gas – monatlich. Vor der Krise waren es 3800 Euro Stromvorauszahlung und 1100 Euro für Gas. Mehr als 18.000 Euro statt 5000 Euro.
Würde Antonio Link seine Mehrkosten auf die Gäste umlegen: Ein Bier müsste 8 Euro kosten. Momentan mache er Verluste. „Sie sind sowas wie ihre eigene Bank“, beschreibt Frank Plasberg die finanzielle Lage des Gastronoms. „Corona war Pups mit Lala“, sagt Antonio Link wieder, wie schon vergangene Woche gegenüber unserer Redaktion. Also nichts im Vergleich, meint er. Er versuche alles, um die Kosten in Grenzen zu halten.
Bundestagsvizepräsidentin Göring-Eckardt lobt das. Türen geschlossen, Gasheizung seit März aus, drei Tage die Woche kein Restaurantbetrieb – mehr kann Link nicht machen. „Wir haben ja noch keinen Winter. Da müssen wir natürlich das Gas anschmeißen“, sagt er.
Für das Warten auf die Gaspreisbremse hat Link kein Verständnis. „Ich brauche jetzt Hilfe als Familienvater und Unternehmer“, fordert er in Richtung der Politiker. „Bei mir schwindet das Vertrauen in die Regierung. Das ist nicht aushaltbar.“ Mit Sätzen wie diesen spricht der Gastronom vielen Menschen aus dem Herzen, die derzeit nicht wissen, wie sie die Mehrkosten tragen sollen. „Ich finde keine Hilfe für mich.“
Antonio Link findet keine Hilfen für sich
Statt zu jammern und zu lamentieren, hat Link auch Vorschläge: eine 100-Prozent-Bürgschaft der kfw-Bank für ein Blockheizwerk. „Ich will nichts geschenkt bekommen, sondern ein Darlehen.“

Antonio Link saß inmitten von Politikern zur linken, einer Journalistin und einem Professor. Er war in der Sendung die Stimme des Volkes. © Screenshot ARD-Mediathek
Als Parteimitglied der regierenden Ampel-Koalition sagt Göring-Eckardt: „In die Richtung wird es gehen.“ Man arbeite daran.
Antonio Link betreibt keine Politikerschelte in der Sendung, sondern beschreibt eindrücklich seinen Alltag und veranschaulicht die Sorgen einer ganzen Branche, des Mittelstands, der Kleinbetriebe in Deutschland. Er macht das so unaufgeregt, wie es eben geht, wenn man Angst haben muss, seine Existenzgrundlage zu verlieren.
Applaus vom Publikum
„Finden Sie, der Staat soll alle Risiken ausgleichen, so wie bei einer Vollkaskoversicherung?“, fragt Plasberg. „Natürlich trage ich als Unternehmer mein eigenes Risiko, aber die jetzige Situation ist politisch herbeigeführt. Dafür kann ich nichts“, antwortet Link und bekommt dafür Applaus vom Publikum.

Antonio Link mit WDR-Moderator Frank Plasberg am Rande der Ausstrahlung von "Hart aber fair". Der Lütgendortmunder Gastronom vom "Hopfen und Salz" sprach über die Krise. © privat
Kurz vor der Sendung sprach Olaf Scholz ein Machtwort per Richtlinienkompetenz und entschied, dass die Atomkraftwerke bis 23. April 2023 laufen werden. Damit beendete er das Ringen zwischen den Koalitionsparteien, zuvorderst Lindner (FDP) und Habeck (Grüne), um die Zukunft der deutschen AKW. „Endlich hat der Eiertanz ein Ende“, meint Link dazu.
Zum Ende der Sendung gibt es traditionell die Schlussrunde bei „Hart aber fair“. Diesmal möchte Frank Plasberg von seinen Gästen wissen, was sie Habeck und Lindner sagen würden, wenn sie sie im Aufzug träfen. Für Link eine Frage, die er mit einer klaren Forderung verbindet: „Habt euch lieb und gebt Vollgas.“
Die Sendung „Hart aber fair“
- Die Live-Sendung vom 17. Oktober ist in der ARD-Mediathek online bis zum 17. Oktober 2023 verfügbar.
- Neben Antonio Link waren Katrin Göring-Eckardt (Die Grünen), Thorsten Frei (CDU), Eva Quadbeck (Journalistin) und Prof. Jens Südekum (Ökonom) am Diskussionstresen versammelt.
- Frank Umbach, Politikwissenschaftler für Energiesicherheit und Sicherheitspolitik, wurde von Moderator Frank Plasberg gesondert interviewt.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
