Antonio Link

Der Dortmunder Gastronom Antonio Link greift zu drastischen Maßnahmen, um mit seinem Gastro-Betrieb die Energiekrise zu überstehen. © Beate Dönnewald (Archiv)

Kostenfalle: Gastronom kämpft an allen Fronten – „Corona war Pups mit Lala“

rnEnergiekrise

Wegen der explodierenden Kosten hält der Dortmunder Gastronom Antonio Link (44) sein Restaurant an mehreren Tagen geschlossen. Er kennt einen Weg aus der Krise – doch der hat einen Haken.

Lütgendortmund

, 13.10.2022, 11:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Drei Ruhetage statt ein Ruhetag pro Woche: Der bekannte Dortmunder Unternehmer und Betreiber des Restaurants „Hopfen & Salz“ sieht aktuell keine andere Möglichkeit, um der „Jahrhundert-Krise“ zu trotzen. Angesichts der nicht nur explodierenden Energiekosten sei dieser Schritt für ihn alternativlos, bedauert der 44-Jährige. Die Wahl sei auf die umsatzschwächsten Tage gefallen.

Die eingeschränkten Öffnungszeiten gelten ab sofort. Montags, dienstags und mittwochs bleibt das Restaurant an der Volksgartenstraße in Lütgendortmund bis auf Weiteres geschlossen. „Solange, bis wir von der Bundesregierung Hilfspakete zu erwarten haben, bis sich der Energiemarkt beruhigt hat oder der Betrieb wirtschaftlich wieder darstellbar ist“, so Antonio Link.

Letzteres sei schon seit August nicht mehr der Fall. Seitdem lägen die Energiekosten für sein 800 Quadratmeter großes Restaurant im mittleren fünfstelligen Bereich. Zum Vergleich: „Vor der Energiekrise lagen wir im mittleren vierstelligen Bereich“, erklärt der Geschäftsführer der KJL Hopfen & Salz GmbH.

Tageskosten für die Energie liegen bei 900 Euro

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Er wird noch konkreter: „Wenn wir öffnen, liegen die Tageskosten für die Energie bei 900 Euro.“ Und das, obwohl man aktuell bereits 30 bis 40 Prozent des Gas- und Stromverbrauchs einspare. „Seit März ist etwa unsere Gastherme aus, wir haben ein Kühlhaus ausgeschaltet und etliche Lichtschalter durch Bewegungsmelder ersetzt. Etwa im Personalbereich, auf den Toiletten und teilweise im Saal.“

Ohne diese Maßnahmen würden sich die Kosten im Vergleich zu den Vorjahren versieben- bis verachtfachen. Die Crux: „Die Gasabschläge müssen wir trotzdem zahlen.“ Und die orientierten sich bislang noch an dem Verbrauch, als man noch „normal geheizt“ habe.

Unter diesen Umständen sei es einfach nicht möglich, die gesteckten Umsatzziele zu erreichen. Denn nicht nur die Energiekosten seien explodiert, so Link. „Auch die Personal- und Lebensmittelkosten sind gestiegen.“

Lachs-Einkaufspreis hat sich verdreifacht

Die Personalkosten haben sich um 15, die Warenkosten um 7 bis 10 Prozent erhöht. Die täglichen Gesamtkosten liegen für seinen Betrieb somit mittlerweile im vierstelligen Bereich.

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Der Lachs-Einkaufspreis zum Beispiel habe sich verdreifacht. Dieses Problem versuche man mit dem Tausch von Produkten zu lösen. „Statt Lachs nehmen wir Dorade auf die Karte. Denn kein Gast ist bereit, 27 bis 30 Euro für ein Lachs-Gericht zu zahlen. Dazu wäre ich auch nicht bereit.“ Zu groß sei deshalb auch die Gefahr, dass man auf der frischen Ware sitzen bleibe.

Hopfen und Salz Lütgendortmund

800 Quadratmeter Grundfläche hat das Restaurant „Hopfen und Salz“. Die Tageskosten für die Energie liegen mittlerweile bei 900 Euro. © Natascha Jaschinski (Archiv)

Momentan müsse man einfach an allen Fronten kämpfen, zu viele Herausforderungen seien zu stemmen. „Corona war ein Pups mit Lala“, sagt Link rückblickend und mit Blick auf die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste „Jahrhundert-Krise“. Während der Corona-Krise habe es genügend Hilfspakete gegeben. „Jetzt lässt die Bundesregierung unsere Branche vor die Wand laufen“, so der Lütgendortmunder Gastronom frustriert.

Richtung Bundes- und Landespolitik findet er deutliche Worte: „Die haben die Scheiße verzapft, die müssen die Scheiße wieder ausbaden. Wir brauchen Lösungen und die schnell.“

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Antonio Link könnte sein Unternehmen eigeninitiativ aus der Krise führen. Doch dieser Weg hat einen Haken. „Mit einem Blockheizkraftwerk und Photovoltaik wären wir autark und bräuchten kein Öl oder Gas“, so Link. 150.000 Euro bräuchte er dafür, er habe schon alles Nötige zusammengetragen und mit den Planungen begonnen. Das Problem: „Weil wir eine Risikobranche sind, kriegen wir keinen Bank-Kredit.“

Hier sieht er erneut die Bundesregierung in der Pflicht: „Wir sind unverschuldet in diese Situation gekommen. Deshalb muss die Regierung Bürgschaften für Selbstversorger-Kredite übernehmen“, fordert er. Doch bislang sei einfach nur viel Zeit vergangen und seine Branche stehe mit vielen unbeantworteten Fragen vor etlichen Problemfeldern.