Unterschriften für einen Papp-Oberbürgermeister: Die Schutzgemeinschaft Fluglärm protestierte vor dem Dortmunder Flughafen.

© Oliver Schaper

Wirbel um Fake-Brief eines städtischen Geschäftsführers bei Flughafen-Demo

rnFlughafen Dortmund

Bei einer Demonstration der Schutzgemeinschaft Fluglärm sorgt ein vermeintlicher Brief eines städtischen Geschäftsführers für Wirbel. Der Inhalt ist brisant. Doch der Brief ist nicht echt.

Dortmund

, 06.09.2020, 19:32 Uhr / Lesedauer: 2 min

Rund 150 Unterstützer der Schutzgemeinschaft Fluglärm (SGF) haben am Sonntag (6.9.) am Flughafen Dortmund gegen die geplante Verlängerung der nutzbaren Start- und Landebahn protestiert.

Aufregung löst ein Detail der Demonstration aus: Ein vermeintlicher Brief von Frank Hengstenberg, Geschäftsführer der Entsorgung Dortmund GmbH und ehemaliger CDU-Ratspolitiker, in dem die Unterschriftenaktion der Schutzgemeinschaft lächerlich gemacht wird.

Helmut Papenberg, ein SGF-Unterstützer aus Unna, las am Mittag vor dem Flughafengebäude den Brief vor, den er nach eigenen Angaben am 2. September erhalten hatte.

Angeblicher Brief des EDG-Geschäftsführer: Unterschriften in die „blaue Tonne“ werfen

Nach Recherchen dieser Redaktion stellt sich aber heraus: Der Brief stammt nicht von Frank Hengstenberg. „Ich kann mit absoluter Gewissheit sagen, dass ich in den letzten Jahren keinen Brief an jemanden aus der Schutzgemeinschaft geschrieben habe. Ich kenne die Person, die den Brief erhalten hat, überhaupt nicht“, sagte der EDG-Geschäftsführer am Sonntagnachmittag (6.9.) auf Anfrage dieser Redaktion.

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Der Brief ist oben rechts klein überschrieben mit dem Begriff „Glosse“ – eine nicht immer ernst gemeinte Textform. Geschildert wird aus der Sicht von „Frank Hengstenberg“ eine Begegnung mit OB Ullrich Sierau, bei der „Hengstenberg“ angeboten habe, die Unterschriften der SGF stellvertretend für ihn anzunehmen.

Er werde wegen der „strengen Hygienevorgaben“ die „blaue Tonne mitführen, damit sie sich dieser vor Ort zu ihrem Zweck bedienen können“. Die blaue Tonne dient in Dortmund der Altpapierentsorgung.

Weiterhin wird angekündigt, jedem anwesenden Mitglied der Schutzgemeinschaft auf Wunsch „Reingelegte Gurken, auch im Namen von Herrn Sierau“ zu übergeben.

Es gibt mehrere Hinweise darauf, dass der Brief eine Fälschung ist

Der Tenor bei der Demo lautete: Es sei ein Unding, legitimen Protest als abfallwürdig darzustellen. Es wurde nicht in Frage gestellt, dass das geschilderte Gespräch zwischen Hengstenberg und dem Oberbürgermeister stattgefunden haben könnte.

Es gibt allerdings bei genauerer Betrachtung einige offensichtliche Hinweise darauf, dass der Brief nicht echt ist. So steht im Briefkopf der Name „EDG 21“ - die Entsorgungsbetriebe gehören aber anders als Flughafen oder DEW nicht mehrheitlich den Stadtwerken und sind deshalb kein „21“-Unternehmen. Zudem fehlen Adresse und Logo der EDG.

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Weitere Auffälligkeiten: Im Namen des OB fehlt ein „l“, hinzu kommt der Begriff „reingelegt“ statt eingelegt. Offen ist zudem, welchen Zusammenhang es zwischen EDG und Flughafen geben soll. Der Brief ging an Helmut Papenbergs Privatadresse, von der er auch mit dem Oberbürgermeisterbüro wegen der Unterschriftenübergabe kommuniziert hatte - worauf das Schreiben direkt Bezug nimmt.

Frank Hengstenberg: „Es hat keinen Brief gegeben.“

Der echte Frank Hengstenberg sagt: „Es hat natürlich keinen Brief gegeben und natürlich bittet der OB auch niemanden, für ihn Listen entgegen zu nehmen.“

Die Schutzgemeinschaft betont, dass sie nicht bewusst Falschinformationen habe streuen wollen, sondern selbst einem „Fake“ aufgesessen ist. Helmut Papenberg drückte im Gespräch mit dieser Redaktion sein Bedauern darüber aus, die Herkunft des Briefes nicht genau genug geprüft zu haben und kündigte eine persönliche Entschuldigung bei Frank Hengstenberg an.

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Im Mittelpunkt stand die Übergabe von rund 3600 Unterschriften gegen das Vorhaben, die Start- und Landebahn zu erweitern. Die Flughafengegner legten einer Pappfigur, die SPD-Oberbürgermeister Ullrich Sierau in dessen Abwesenheit darstellen sollte, den Papierstapel mit den Unterschriften vor die Füße.

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