
© Wilo SE/Julia Sellmann/laif
Wilo produziert in Russland weiter Pumpen – Der Firmenchef erklärt es
Dortmunder Wirtschaft
Die Bestürzung über die unvorstellbare Gewalt in der Ukraine ist beim Pumpenhersteller Wilo noch immer groß. Die Geschäfte in Russland gehen aber weiter. Dazu äußert sich der Firmenchef.
Gerade hat das Hörder Unternehmen Wilo seine äußerst erfolgreiche Bilanz des Geschäftsjahres 2021 vorgestellt. Es wurde ein Rekordumsatz erzielt. Und seinen Anteil daran hatten auch die wirtschaftlichen Aktivitäten in Russland, wo der Pumpenspezialist seit 1996 tätig ist.
Der multinationale Technologiekonzern Wilo hat in der Nähe von Moskau eine Tochtergesellschaft und eine Produktionsstätte mit rund 400 Mitarbeitenden. Dieses Werk in Noginsk wurde 2016 in Betrieb genommen. Für das Pumpenwerk wurden 35 Millionen Euro investiert. Es galt in dem Jahr als „die größte Einzelinvestition eines deutschen Unternehmens in Russland“. Symbolträchtig wurde das Werk sogar durch den damaligen russischen Premierminister Dmitirij Medwedew eröffnet.

Der Pumpenhersteller Wilo ist ein namhafter, international agierender Konzern für High-Tech-Pumpensysteme - mit Standorten und Mitarbeitenden in Russland und der Ukraine. © Stephan Schütze
Auch nach dem Angriffskrieg von Wladimir Putin in der Ukraine wird in dem Wilo-Werk in Noginsk weiter produziert. Dazu äußert sich jetzt der Vorstandsvorsitzende Oliver Hermes: „Wir betrachten unsere Kolleginnen und Kollegen in Russland weiterhin als integralen Bestandteil der Wilo-Familie. Deshalb zählen wir auch in Russland auf einen Fortbestand unseres Geschäfts – und die Aktivitäten in unserer Produktionsstätte in Noginsk laufen weiter.“
„Wilo-Produkte fallen nicht unter Sanktionen“
Die Wirtschaftsbeziehungen nach Osteuropa liegen Oliver Hermes seit vielen Jahren am Herzen. Er ist Vorsitzender des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft und seit September 2021 auch Honorarkonsul von Kasachstan in NRW.
„Derzeit fallen Wilo-Produkte, -Systeme und -Lösungen nicht unter Sanktionen“, erklärt er und ergänzt: „Dies kann auch in keinem politischen Interesse sein, denn sie bedienen Anwendungen, ohne die ein alltägliches Leben fast nicht möglich ist. Wir bewegen das lebenswichtige Medium Wasser und stellen wichtige Prozesse kritischer Infrastrukturen sicher, wie zum Beispiel in Wohngebäuden, Krankenhäusern, Wohnheimen, Wasserwerken und Kläranlagen.“ Nach Kriegsbeginn waren die Lieferungen von und nach Russland „bis auf Weiteres“ gestoppt worden.
Jetzt wird vom Unternehmen betont, dass Wasser ein Menschenrecht und sauberes Wasser eben lebenswichtig sei. Dementsprechend versuche man „unter schwierigsten Umständen“ auch alles, um in der Ukraine die Geschäftsaktivitäten aufrechtzuerhalten und so die ukrainische Wirtschaft zu stützen. Man sei sehr froh, dass alle Wilo-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter in der Ukraine derzeit wohlauf sind. Die Wilo Gruppe und die Wilo Foundation unterstütze und organisiere zahlreiche humanitäre Hilfeleistungen. Seit 1998 unterhält Wilo in der Ukraine eine Vertriebsgesellschaft mit Sitz in Kiew für rund 40 Mitarbeitende.
Über 1000 Wilo-Pumpen in Moskauer Wolkenkratzer
„Wir sehen es als unsere gesellschaftliche Verantwortung an, unsere Aktivitäten in beiden Ländern sofern möglich aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus ist das Ziel der westlichen Sanktionspolitik, die wir ausdrücklich respektieren, eine Verhaltensänderung der russischen Führung und eben nicht die völlige Zerstörung der russischen Wirtschaft und die Verarmung der Bevölkerung“, sagt Oliver Hermes.

Der Federation Tower in Moskau ist für Wilo ein Referenzprojekt in Russland. In dem Wolkenkratzer sind über 1000 Wilo-Pumpen verbaut. © dpa
In den vergangenen Jahren ist Wilo in Russland mitunter kräftig gewachsen. Als herausragende Referenz für den Erfolg in Russland wird auf der Internetseite von Wilo auf den 374 Meter hohen Federation Tower in Moskau verwiesen. In dem Wolkenkratzer sind mehr als 1000 Wilo-Pumpen verbaut. Wilo, so heißt es auch auf der Homepage, gehöre in Russland zu den bekanntesten Marken. Und Wilo Russia sei zu einem Pionier der Digitalisierung innerhalb der Wilo Gruppe geworden.
Nach mehreren Stationen in Redaktionen rund um Dortmund bin ich seit dem 1. Juni 2015 in der Stadtredaktion Dortmund tätig. Als gebürtigem Dortmunder liegt mir die Stadt am Herzen. Hier interessieren mich nicht nur der Fußball, sondern auch die Kultur und die Wirtschaft. Seit dem 1. April 2020 arbeite ich in der Stadtredaktion als Wirtschaftsredakteur. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport: Laufen, Mountainbike-Fahren, Tischtennis, Badminton. Außerdem bin ich Jazz-Fan, höre aber gerne auch Rockmusik (Springsteen, Clapton, Santana etc.).
