
Wegen des Risikos von Stromausfällen in diesem Winter haben die Stadt Dortmund, DEW21, Polizei und Feuerwehr Vorkehrungen getroffen. © Dieter Menne (A)
Möglicher Blackout: Wie gut ist Dortmund vorbereitet?
Energiekrise
Experten sehen zwar aktuell nicht die Gefahr eines flächendeckenden Blackouts, doch Dortmund bereitet sich auf dieses Worst-Case-Szenario vor – denn das Risiko für lokale Stromausfälle besteht.
Seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Energieversorgung steigt die Angst vor einem Blackout. Darunter versteht man einen unkontrollierten großflächigen, mehrere Stunden oder gar Tage andauernden Stromausfall, einen Netzkollaps in weiten Teilen von Kontinentaleuropa.
Auch wenn der schlimmste Fall nach der Einschätzung des Übertragungsnetzbetreibers Amprion mit Sitz in Dortmund derzeit nicht zu erwarten ist, sieht Amprion dennoch eine äußerst angespannte Versorgungssituation. „Wir können nicht ausschließen, dass es in Deutschland in diesem Winter zu Lastunterdeckungen kommt“, heißt es in der Veröffentlichung. Lastunterdeckungen wiederum führen zu Stromausfällen.
Mit Blick auf dieses Risiko wurde Dortmund wie andere kreisfreien Städte und Kreise vom Land dazu aufgefordert, für solch ein Szenario bis hin zum unwahrscheinlichen Blackout Vorkehrungen zu treffen.
Krisenstab arbeitet seit Ende Februar
„Die Stadtverwaltung Dortmund bereitet sich aktuell umfassend auf mögliche Stromausfälle im Zuge einer Energiemangellage vor“, erklärte Stadtsprecher Frank Bußmann am Freitag (30.9.) auf Anfrage. Bereits seit Ende Februar befasse sich der Krisenstab der Stadt Dortmund in enger Abstimmung mit dem heimischen Energieversorger DEW21 und Netzbetreiber Donetz sowie der Polizei und Feuerwehr mit den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, darunter mit der Energieversorgung.
Vorplanungen mit dem Bezug zu einem Blackout-Szenario existierten sogar bereits seit dem Jahreswechsel 1999/2000, so Bußmann. Die Stadt verfüge mit ihren Partnern über ein breit aufgestelltes Krisen- und Notfallmanagement, mit dem regelmäßig verschiedene Szenarien betrachtet, bewertet und vorbereitet werden.
Zu diesen Szenarien gehören vorbeugende Maßnahmen, die die kritische Infrastruktur funktionsfähig und die Behörden handlungsfähig halten sollen. Darunter falle zum Beispiel der Einsatz von Netzersatzanlagen wie Notstromaggregate, die den unterbrechungsfreien Betrieb der versorgungskritischen Einrichtungen sichern. Die Verwaltung erfasse zurzeit den zusätzlichen Bedarf, so Bußmann.
Zu den Maßnahmen zählten aber auch erweiterte Dienstbereitschaften, Informationen und Schulungen der Mitarbeiter sowie Hilfsangebote für die Bevölkerung im Falle eines flächendeckenden Stromausfalls.
Stadt erfasst Bedarf an Notstromaggregaten
Schon zur Jahrtausendwende wurden vor dem Hintergrund des sogenannten „Millenium-Bugs“, eines damals bedrohlichen Fehler in der Digitaltechnik, „Anlaufstellen für die Bevölkerung konzeptioniert, die sich bereits in der Vergangenheit bei Szenarien wie Notrufausfällen bewährt haben“, berichtet der Stadtsprecher.

Diese Feuerwachen und Gerätehäuser in Dortmund haben Notstromaggregate. © Stadt Dortmund (A)
In der Vergangenheit gab es im Netzgebiet von Donetz keine größeren Störungen, die der Energieaufsicht hätten gemeldet werden müssen, sondern lediglich durch technische Störungen bedingte kleinere Stromausfälle.
Westnetz informiert Donetz über Abschaltung
Doch als Betreiber kritischer Infrastrukturen verfügt DEW21 über ein breit aufgestelltes Krisen- und Notfallmanagement für alle Netzsparten und hat für sich und die Tochter Donetz im März dieses Jahres den Notfallstab aktiviert.
Sollte tatsächlich im deutschen Übertragungsnetz nicht mehr genug Strom fließen, um den erwarteten Stromverbrauch, also die Stromlast, vor Ort zu decken, „wird Donetz als örtlicher Strombetreiber vom vorgelagerten Übertragungsnetzbetreiber – hier Westnetz im Auftrag der Amprion – zunächst informiert, wann eine vorübergehende kontrollierte Lastabschaltung erforderlich ist“, teilen DEW21 und Donetz mit. Diese zeitweise Lastabschaltung soll das Stromnetz stabil halten.
Als Verteilnetzbetreiber sei Donetz das letzte Glied in der Kette und müsste den Vorgaben des vorgelagerten Netzbetreibers folgen. „Donetz werde in diesem Fall einzelne Trafos oder ein Teilnetz abschalten, um den Aufforderungen Folge zu leisten“, so das Unternehmen.
Warnung vor Elektroheizungen
In dem Zusammenhang warnt der Stromversorger die Bürger davor, bei Lastunterdeckungen auf Elektroheizungen umzusteigen. „Sie könnten für den Fall, dass bei wenig Stromkapazitäten gleichzeitig der Stromverbrauch massiv ansteigt, zu einem Risiko für die Netzstabilität werden.“
Auch die Polizei in Dortmund habe schon lang vor dem Krieg in der Ukraine Notfallpläne für den Krisenfall erarbeitet, teilt das NRW-Innenministerium mit. Im Falle eines langanhaltenden, großflächigen Stromausfalls oder auch einer massiven Gasmangellage bestehe die Herausforderung für die Polizei darin, alle internen und externen Arbeitsabläufe möglichst unbeeinflusst fortsetzen zu können, um Sicherheit und Ordnung auch unter widrigen Bedingungen zu gewährleisten.
Das bedeutet konkret: Die Polizei muss mit einer ausreichenden Zahl von Beamten in der Fläche erreichbar und mobil sein und ihr Kontakt muss untereinander und mit der Bevölkerung aufrechterhalten bleiben, um im Fall eines großflächigen Stromausfalls sofort informieren und über Warnapps, (soziale) Medien, Hörfunk und Lautsprecherdurchsagen warnen zu können. Dafür werden laut Innenministerium die Notstromversorgung der Polizei weiter ausgebaut, mehr Tankkapazitäten geschaffen und die Treibstoffvorräte aufgestockt.
Polizei hat zusätzliche Satellitentelefone beschafft
Außerdem wurde die Polizei Dortmund wie andere Kreispolizeibehörden im April per Erlass aufgefordert, dezentral entsprechende Vorsorgemaßnahmen zu treffen, die die Gefährdung der kritischen Infrastruktur sowie der damit verbundenen Dienstabläufe minimieren. So wurden zusätzlich Satellitentelefone beschafft, um die Kommunikationsfähigkeit in Krisensituationen noch weiter zu stärken.
Wie sieht es mit dem öffentlichen Personennahverkehr im Fall eines großflächigen Stromausfalls aus? Im Fall eines Blackouts komme der Stadtbahnbetrieb sofort zum Erliegen, sagt DSW21-Sprecher Frank Fligge: „Ohne Strom keine Bahn.“ Um Strom zu sparen, sei eine Taktausdünnung bis zu einem gewissen Grad denkbar.
Busbetrieb käme weitgehend zum Erliegen
Auch der Busbetrieb falle bei einem Blackout weitgehend aus. Fligge: „Zwar fahren die Busse mit Diesel, viele sicherheitsrelevante Funktionen, unter anderem der Funk zwischen Leitstelle und Fahrzeugen, können aber ohne Strom nicht oder nur sehr eingeschränkt aufrechterhalten werden.“
Um vorsorglich den Stromverbrauch herunterzufahren, werde DSW21 im Fall des Falles „Verstärker-Verkehre“ zu den Stoßzeiten einstellen, Takte auf einzelnen Linien ausdünnen, einzelne Buslinien aus dem Netz nehmen und unter der Woche auf den Samstags- oder sogar Sonn-/Feiertagsplan umstellen.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
