Nach einem halben Jahr Pause spielt diese Dortmunder Band am 12. Juni ein Konzert in der Westfalenhalle 1 - nach einem halben Jahr Pause.

© Felix Guth

Wie es eine kleine Dortmunder Band in die große Westfalenhalle schafft

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In der Westfalenhalle 1 wird am 12. Juni wieder Musik erklingen - auch, wenn noch nicht alles beim Alten ist. Eine Dortmunder Band führt es an einen Ort der für sie immer unerreichbar schien.

Dortmund

, 10.06.2021, 11:24 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein knappes Jahr lang hat die Band Walking on Rivers aus Dortmund nicht mehr auf einer Bühne vor Publikum gestanden. Jetzt erfolgt der Neustart am Samstag (12.6.) direkt am größten Veranstaltungsort für Konzerte, den es in Dortmund überhaupt gibt: in der Westfalenhalle 1.

Eine 24-Stunden-Hybridveranstaltung aus Livestream und „echten“ Zuschauern vor Ort zeigt am 12. und 13. Juni (Samstag und Sonntag) die Vielfalt der Dortmunder Kultur.

Die Größe der Halle beeindruckt die Band

Von unterschiedlichen Orten werden kleine Auftritte, Performances und Konzerte gestreamt. Ein Teil davon: Ein halbstündiges Set von Walking On Rivers am Samstagabend ab 22.05 Uhr in der Westfalenhalle 1.

Bei einem Besuch in der leeren Halle, ist den Musikern anzumerken, wie sie das beeindruckt. „Das ist krass, wenn man sieht, wie groß das ist und sich dann vorzustellen, dass man hier ein Konzert spielt“, entfährt es David Laudage (28), Sänger und Multi-Instrumentalist von „WOR“, als er in das weite Rund der 10.000 Zuschauer fassenden Halle blickt.

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Die Formation mit dem Sound zwischen Folk, Dream-Pop und fluffiger Italo-Disco gehörte vor der Pandemie zu den aktivsten Tour-Bands aus Dortmund und war auf vielen Festivals ein Repräsentant dieser Stadt. Ihre Songs erreichen in Streaming-Portalen in der Spitze bis zu 600.000 Abrufe.

Corona stoppte „das Momentum“

„Wir hatten 30 Konzerte für 2020 stehen, es waren viele interessante Sachen dabei. Es war ein Momentum da“, sagt Drummer Martin Kreuzer (34). Davon blieben letztlich zwei Konzerte im Sommer, eins davon bei den Juicy Beats Park Sessions im Westfalenpark.

Natürlich hat die Westfalenhallen-Premiere dieser lokalen Band einen Haken und der hat mit Corona zu tun. Denn bis auf 50 ausgeloste Besucherinnen und Besucher darf niemand in der Halle sein.

Doch selbst fühlt sich nach Fortschritt an gegenüber der zuletzt so lähmenden publikumslosen Zeit.

Lockdown genutzt, um Songs zu schreiben und aufzunehmen

Walking On Rivers gehört zu den Gruppen, die das zurückliegende Dreivierteljahr konstruktiv nutzen konnten, um neue Songs zu schreiben und aufzunehmen. Das ermöglichte auch eine Förderung durch die staatliche Initiative Musik.

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Entstanden ist die EP „Time To Lose Control“ mit sechs Songs. Die zeigen, dass sich die Bandmitglieder wie viele Menschen in den vergangenen 18 Monaten viele ernste Gedanken gemacht haben. Aber sie singen nicht platt von ihrem Corona-Blues, sondern von persönlicher Veränderung und Kontrollverlust. Und darüber die eine oder andere neue Idee für den Bandsound entwickelt haben.

„Time To Lose Control“ ist vielstimmig, ist an den richtigen Stellen elektronisch und poppig und damit ein weiteres Beispiel dafür, was für versierte Musiker sich auch Dortmund entwickeln können.

„Ich finde es inspirierend in Dortmund zu leben.“

Martin Kreuzer sagt: „Wenn man sich mit Dortmunds Kulturszene näher befasst, finde ich, dass sie positiv überrascht. Es gibt viel mehr, als man von außen vermutet. Es klingt vielleicht etwas cheesy: Aber ich finde es inspirierend, hier zu leben.“

Wo man gerade „cheesy“, also etwas pathetisch und übertrieben gelaunt ist: In der leeren Westfalenhalle stehen drei Musiker, die wieder bereit sind zu träumen. Davon, dass sich wieder Nähe einstellt zwischen Künstlern und Publikum.

„Unserer Booking-Agentur rotiert im Moment ziemlich, es werden pro Tag zwei Termine bestätigt. Wir freuen uns auf die nächsten paar Wochen und Monate“, sagt „WOR“-Gitarrist Borsti Pieper (30). Das Konzert am 12. Juni wird noch einmal gestreamt, vielleicht ein letztes Mal.

Mit den neuen Songs wäre Walking on Rivers bereit für das nächste Momentum. Und vielleicht wartet dann in der Zukunft noch eine Location in der Kategorie der Westfalenhalle auf die Band – dann aber mit Zuschauern auf den Rängen.