
© Oliver Schaper
Westpark-Anwohner diskutieren über die Pläne der neuen Bürgerinitiative
Lärm- und Müllproblem
Bei den Anwohnern des Westparks brodelt es. Bei der ersten Versammlung der neu gegründeten Bürgerinitiative „SOS Westpark“ kam am Dienstagabend aber auch die andere Seite zu Wort.
Eigentlich soll die Anwohnerversammlung im Suitbertus-Gemeidehaus erst gegen 19.15 Uhr beginnen. Martin Langenkämper vom Kirchenvorstand der Gemeinde eröffnet die Runde aber bereits kurz nach 19 Uhr. Da ist der Raum schon rappelvoll, die Temperatur sehr hoch. Und es soll noch viel hitziger werden.
Susanne Schonschor, Mitbegründerin der Initiative, eröffnet die Veranstaltung mit einer Präsentation unter dem Titel „SOS Westpark“. So auch der Name der Bürgerinitiative. „SOS – Save our souls“ steht dort zu lesen. Rettet unsere Seelen.

Rappelvoll war der Saal der Suitbertus-Gemeinde, in den die Bürgerinitiative eingeladen hatte. © Stephan Schuetze
Für manche Anwesenden klingt das etwas zu dramatisch, aber es spiegelt die Wut wider, die viele Anwohner antreibt. Es folgen zahlreiche Fotos, die den Westpark zeigen, wie ihn die Menschen in der Nachbarschaft wahrnehmen: Müll, zerbrochene Glasflaschen, Schmierereien, durch mitgebrachte Grills verbrannte Rasenflächen.
„Lärmendes und saufendes Party-Volk“
Neben dem „lärmenden und saufenden Party-Volk“, das sich täglich im Park niederlassen würde, „sobald die Temperaturen 21 Grad überschreiten“, hat Susanne Schonschor aber auch andere im Visier, die laut Initiative verantwortlich sind. Dazu gehöre vor allem die Bezirksvertretung (BV) Innenstadt-West und insbesondere der ehemalige Bezirksbürgermeister und jetzige Stellvertreter Friedrich Fuß, „der den Park beleben wollte“, so Schonschor.

Susanne Schonschor schildert zu Beginn die für viele Anwohner inzwischen schwer erträgliche Situation. © Stephan Schütze
Dieses Vorhaben sei, sehr zum Unmut der Anwohner, auch gelungen. Vor allem durch die Zusammenarbeit mit der Aktions- und Interessengemeinschaft (AIG) Westend. Mit dem Ergebnis, dass der Park heute ein Veranstaltungsort für das mehrtätige Westpark-Fest sei. Und für das DJ-Picknick, mehrere Trödelmärkte, den Westend-Sommer und Salsa-Abende.
„Und nun werden aus BV-Mitteln die Tanzfläche für 28.000 Euro erneuert und die Boule-Bahn für 7000 Euro erweitert“, so Schonschor. „Wir zahlen also auch noch für die Belästigung.“
„Neu bepflanzen und einzäunen“
Um Lärm und Müll zu stoppen, hat sich die Initiative mehrere Ziele gesetzt. Der Park soll unter anderem neu bepflanzt und in Teilen eingezäunt werden. Es soll weniger Liegewiesen geben und weitere Baumaßnahmen sollen gestoppt werden.
Susanne Schonschor erhält viel Zustimmung für ihre Worte. Petra Krug zum Beispiel habe die Entwicklung des Parks genau beobachtet. „Und am Anfang hatte das ja auch noch Charme.“ Dann sei es aber immer mehr geworden. „Warum musste es denn nach einem Trödelmarkt im Jahr schließlich gleich vier geben?“ Zudem sei sie entsetzt, wie die Natur vor der Haustür unter den Zuständen leide.
Es gibt aber auch einige Stimmen, die sich deutlich gegen die Pläne der Initiative richten. Und teilweise auch gegen die Ausdrucksweise von manchen, die zu Wort gekommen sind.
„Ich gehöre zu diesem ‚Sauf- und Party-Volk‘“, meldet sich eine junge Anwohnerin aus der Nederhoffstraße. „Und mich stört der Müll genauso. Aber niemand hier sagt, dass es auch wunderschön ist, wenn die Menschen im Park tanzen.“ Als gruselig empfinde sie herablassende Bemerkungen gegenüber „trommelnden Schwarzafrikanern“.
„Situation war früher schlimmer“
Für Anwohner Ruven Nieswand geht mancher Wortbeitrag gar in Richtung „Hetze und Wutbürgergerede“. „Und dieses ‚Ganz oder gar nicht‘, das Sie fordern, geht ins Lächerliche.“
Frank Grieven von Kinkys Friseur an der Ritterhausstraße gibt zu: „Als Anwohner bin ich auch manchmal genervt vom Trödelmarkt. Aber nach meiner Wahrnehmung war die Situation im Westpark vor Jahren schlimmer“, so das Mitglied der AIG Westend. „Den Drogenverkauf gibt es zum Beispiel nicht mehr wie früher. Und der Westpark ist nun einmal ein Kult-Park. Und das kann man nicht mehr ändern.“
„Wenig lösungsorientiert“ lauten Vorwürfe der genervten Anwohner gegenüber jüngeren Teilnehmern der Versammlung. „Sie schießen über das Ziel hinaus“, hält der 48-jährige Sven Helmberger aus der Kurzen Straße dagegen. „Das ist ein öffentlicher Park, der zur Nutzung bestimmt ist. Und Sie wollen ihn in einen Friedhof zurückverwandeln.“
Ada (27) und Katharina (32) bringen viel Verständnis für die Situation der Betroffenen mit. Dabei ließen sich ihrer Meinung nach viele Probleme leicht lösen. „Ausreichend kostenlose Toilettenhäuschen aufstellen, damit die Leute nicht in die Büsche verschwinden. Deutlich mehr und größere Müllcontainer. Und dafür weniger kommerzielle Nutzung.“
Ein Vorgehen, wie es die Bürgerinitiative plane, lehnen sie aber ab. „Dann fordern bald viele das Gleiche für Westfalenpark. Und irgendwann ist die Stadt tot.“