„Ich will hier nicht mehr wohnen“ - Anwohner bezweifeln Erfolg der geplanten Parkordnung

© Michael Nickel

„Ich will hier nicht mehr wohnen“ - Anwohner bezweifeln Erfolg der geplanten Parkordnung

rnWestpark-Lärmprobleme

Die Ankündigung der Stadt, eine Parkordnung für den Westpark zu erarbeiten, hat zu vielen Reaktionen geführt. Anwohner bezweifeln, dass Kontrollen tatsächlich durchgesetzt werden können.

von Michael Nickel

Unionviertel

, 08.08.2018, 18:23 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Zuschriften zu der geplanten Parkordnung erreichten uns auf allen Wegen. Einige langjährige Anwohner meldeten sich per Telefon und berichteten davon, wie sich der Westpark zur Partyzone entwickelt hat. Einige schrieben ihre Eindrücke per Mail oder direkt bei Facebook und Twitter. Eine Auswahl.

Facebook-Nutzerin Heike Schröer schrieb: „Eine Parkordnung wird nichts bringen. Nicht zuletzt brauchen wir auch keine Parkordnung, sondern einfach ‚Gesetzeshüter‘. Es gibt Lärmschutzgesetze. Die sind klar formuliert. Das einzige Problem im Park […] ist, dass keine Maßnahmen ergriffen werden gegen die Ordnungswidrigkeiten. Es gibt unzählige Orte dieser Art: Und all diese und auch noch mehr ‚Pseudo-Maßnahmen‘ haben zu keiner Änderung geführt. Änderungen kamen, wenn die Stadt verklagt wurde. Wer eine Rechtsschutzversicherung hat, möge sich bei mir melden. Ich bin dabei.“

Twitter-User „@MeinolfBuszews1“ nimmt den Handel in die Pflicht: „Eine Parkordnung sollte Lärm und wildes Parken verbieten. Außerdem sollte weder Rewe noch ein Kiosk den offensichtlich angetrunkenen Kunden weiteren Alkohol verkaufen.“ Ebenfalls bei Twitter bezweifelte „@Fotograf44“ die nötige Kontrolle einer Parkordnung: „Sorry, das ist doch lächerlich. Als ob irgendjemand kontrollieren würde, ob diese Regeln auch eingehalten werden – gerade nachts. Und was ist mit der Möllerbrücke? Auch da wird am Wochenende getrunken und gefeiert und gelärmt.“

Mit einem Ehepaar, das seit gut einem halben Jahrhundert in einer Wohnung direkt am Westpark lebt, haben wir uns vor Ort getroffen. Die beiden möchten anonym bleiben, so wie andere Menschen, die uns geschrieben oder mit uns telefoniert haben.

„Ich freue mich schon auf den Winter“, sagt der Mann. Denn dann sei die Zeit der lauten Partys erst einmal vorbei. „Ich habe Verständnis für die jungen Leute, ich war auch mal jung. Auch das Grillen ist okay, aber es muss mit Ordnung ablaufen. Die Leute kommen hier mit Grills und Bierkästen in den Park rein, aber tragen keine Müllsäcke raus.“

Früher gab es einen Parkwächter, der die Augen offen hielt

Früher habe es hier einen Parkwächter gegeben, der habe einen schon ermahnt, wenn man mit den Schnürsenkeln über der Wiese gewesen ist. „Vor 40, 50 Jahren gab es auch noch keine Lärmbelästigung, vielleicht weil der Park damals noch mehr Friedhofscharakter hatte.“ Von 1811 bis 1921 war der Westpark der Westentotenhof. „Jetzt ist der Westpark ein Studentenpark, die Autos kommen von überall her, ständig finden hier Geburtstagsfeiern statt. Das kann ich auch verstehen, es bietet sich hier an“, sagt er und ist resigniert: „Ich will hier nicht mehr wohnen.“

Schon einige Male mussten er und seine Frau die Polizei rufen. „Doch wenn die Polizei ankommt, sehen die Leute das und sind ruhig“, sagt seine Ehefrau.

Pilz des Anstoßes: Dieser Bereich im östlichen Teil des Westparks ist beliebter Treffpunkt.

Pilz des Anstoßes: Dieser Bereich im östlichen Teil des Westparks ist beliebter Treffpunkt. © Michael Nickel

Ein anderer Mann wohnt im Althoffblock. „Bis vor 6, 7 Jahren gab es im Westpark ein gemischtes Publikum, seit fünf Jahren ist hier das Chaos angebrochen. Das große Problem ist neben der Vermüllung des Rasens und der Wege die Lärmbelästigung. Jeden Morgen sind die Wege nicht begehbar wegen zerbrochener Flaschen.“ Eine Partyszene könne nicht im Sinne des Westparks sein. Früher habe sich jeder noch vernünftig verhalten. „Wenn sich das gesellschaftliche Bild aber ändert, muss das Ordnungsamt etwas dagegen tun.“

„Ich liebe den Westpark über alles, aber...“

Eine Anwohnerin würde mehr Leute zur Kontrolle durch den Park schicken wollen, am liebsten durchgehend. Sie kritisiert vor allem die Vermüllung – insbesondere durch Kronkorken: „Alle können alles hinein-, aber nichts rausbringen.“

Eine andere Anwohnerin sagt: „Ich liebe den Westpark über alles. Aber es tut weh, wenn die Schreifeste stattfinden.“ Von Familien werde die Anlage toll genutzt.

Grabsteine erinnern noch heute an die Geschichte des Westparks, der einst Friedhof gewesen ist.

Grabsteine erinnern noch heute an die Geschichte des Westparks, der einst Friedhof gewesen ist. © Michael Nickel

Via Mail hat ein direkter Anwohner eine mögliche Parkordnung begrüßt: „In jedem normalen Park wie dem Gruga-Park in Essen oder dem Westfalenpark ist der Park ab 22 Uhr geschlossen, und eben vor allem zum Schutz der Anwohner und der damit einhergehenden gesetzlichen Nachtruhe ab 22 Uhr. Deshalb kann es nicht sein, dass ich im Jahre 2017 in einer Freitagnacht um 23.30 Uhr hier in der Mitte des Westparks von einer Musikanlage Jugendlicher ausgehend ganze 78 Dezibel Lärm gemessen habe. Alles eine völlig unzulässige Lärmbelästigung zulasten der Anwohner. Anzunehmen ist, dass sich die Situation in diesem Jahr noch verschlimmert haben dürfte, hier besteht dringender Handlungsbedarf bezüglich einer Park-Schließung ab 22 Uhr.“

Ein Spaziergang durch den Rauch von 150 Grills

„Für mich ist der Westpark das einzige nennenswerte Grün im Umkreis von 2,5 Kilometern“, schreibt ein Mann, der seit den 50er-Jahren im Klinikviertel lebt, per Mail. „Wenn ich im Sommer nach Feierabend einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft machen möchte, ist das nicht möglich, weil die Luft vom Rauch von circa 150 Grills verdreckt ist. Wenn man Sonntag sehr früh dort ist, watet man zwischen Müllansammlungen durch Scherben auf den Wegen, der Blick geht über malerisch vermüllte Wiesen. Ich gehe davon aus, dass es nur ein kleiner Anteil an Besuchern und Besucherinnen ist, die sich völlig daneben benehmen“, schreibt er.

Und weiter. „Es gibt aus meiner Sicht nur wenige Lösungen. Alle werden für die Stadt mit hohen Kosten verbunden sein. Wenn man nicht bereit ist, Personal zu stellen, braucht man über neue Regeln nicht nachdenken. Denn wie die Praxis zeigt, wird der Verstoß gegen nicht überwachte Regeln zur Regel und alle bekommen den Eindruck, es wäre normal, dass Mama Stadt die Grillküche der verwöhnten Bürger und Bürgerinnen wieder aufräumt und sauber macht.“

Was sind Ihre Erfahrungen als Anwohnerin oder Anwohner des Westparks? Warum ist die Anlage aus Ihrer Sicht so beliebt, was macht den Reiz aus? Rufen Sie uns gerne unter Tel. 0231-90594820 an oder schreiben Sie uns eine Mail an folgende Adresse do-innenstadt@mdhl.de
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