
© Hans Blossey
Westfalenhütte: Pläne verschieben sich um Jahre
Stadtentwicklung und Verkehr
Seit Jahren werden die Entwicklung der Westfalenhütte und der Bau neuer Straßen, die vor allem die Nordstadt von Verkehr entlasten sollen, herbeigesehnt. Doch es ist weiter Geduld nötig.
Gut Ding will Weile haben. Das gilt auch für die Entwicklung der Westfalenhütte. Ein Rahmenplan wurde nach einem städtebaulichen Wettbewerb schon 2006 vorgestellt. Seitdem wird an Details gefeilt.
Gleich mehrere Bebauungsplanverfahren wurden auf den Weg gebracht, Grundstücksverhandlungen geführt und Fördermöglichkeiten ausgelotet. Vor allem wurde der Boden aufbereitet für eine neue Nutzung.
Und die Fortschritte sind deutlich sichtbar: Rund um den industriellen Kern von Thyssen-Krupp hat der Stahlkonzern als Eigentümer des 300 Hektar großen Areals nicht mehr benötigte Bauten und Fundamente abgetragen. Erst Anfang des Jahres wurde eine alte Industriehalle am Südwest-Zipfel des alten Stahlwerksgeländes abgerissen - dort, wo in einigen Jahren ein neues Wohnquartier entstehen soll.
Teilweise wurde auch schon die Landschaft vormodelliert, die sich später einmal als „grüner Gürtel“ darstellen soll. So ist über einem Sicherungsbauwerk für belastete Böden ein Aussichtspunkt entstanden, der einen tollen Blick auf die gesamte Innenstadt bietet.

Eine tolle Aussicht auf Dortmund bietet der neu entstandene Aussichtshügel auf der Westfalenhütte, der Teil eines "grünen Gürtels" werden soll. Unmittelbar nördlich davon soll ein neues Wohnquartier entstehen. © Oliver Volmerich
Bis der Aussichtshügel wirklich grün und für die Öffentlichkeit zugänglich wird, wird aber noch einige Zeit vergehen. Ende 2021 soll der Bebauungsplan für diesen Bereich unter dem Titel „InN 219 Haupterschließung Westfalenhütte“, rechtskräftig werden. Im Laufe des Jahres 2021 soll auch der Flächenverkauf an die Stadt perfekt gemacht werden, kündigte Ingo Herbrand von Thyssen Krupp Immobilien an.
Ein wichtiger Bestandteil der Pläne ist der Neubau von Straßen - der Hoeschallee, die als „Nordspange“ von der Brackeler Straße zur Bornstraße führen soll und der Westfalenhütten-Allee, die südlich der bestehenden Springorumstraße in Ost-West-Richtung über das Gelände führt. Parallel dazu soll auch die Stadtbahn-Linie der U44 verlängert werden. Die Springorumstraße bleibt dann eine interne Werksstraße für den industriellen Kern von Thyssen Krupp.
Auch das braucht Zeit. War 2018 noch von einem Baubeginn für die Hoeschallee im Jahr 2021 die Rede, sprach Planungsdezernent Ludger Wilde jetzt bei einem Ortstermin auf der Westfalenhütte von einem Start „nicht vor 2024“. 2026/27 könnte dann der Anschluss an die Hildastraße und Bornstraße geschafft sein. Insgesamt wird für die städtischen Baumaßnahmen im Bereich Westfalenhütte ein Zeitziel bis 2028/29 angestrebt.
Zu klären ist vor allem die Finanzierung der Straßenneubauten. Die Kosten werden aktuell auf knapp 175 Millionen Euro geschätzt. Man hofft auf Fördermittel von rund 94 Millionen Euro, die noch beantragt werden müssen.
Neues Wohnquartier am Borsigplatz
Bis in sieben bis acht Jahren der Verkehr über die neuen Straßen rollt, wird es abseits der schon besiedelten Logistikparks aber auch weitere Neubauten auf dem Hüttengelände geben. Spätestens in drei Jahren soll Baustart für ein neues Wohnquartier im Südwesten der Westfalenhütte sein.

Gleich neben den bestehenden Wohnvierteln rund um den Borsigplatz soll im Südwestzipfel der Westfalenhütte ein neues Wohnquartier entstehen. Links ist das Gewerbegebiet an der Bornstraße zu erkennen. © Hans Blossey
Ein Investor und ein Projektentwickler wollen hier bis zu 800 neue Wohneinheiten schaffen - von öffentlich geförderten Wohnungen bis zu Eigentumswohnungen. Daneben sollen auch ein Einkaufszentrum mit Supermarkt, eine Kita und eine neue Grundschule entstehen.
Gebaut wird jetzt schon im industriellen Kern. Thyssen Krupp investiert gut 250 Millionen Euro in den Neubau einer weiteren Feuerverzinkungsanlage, für die Veredelung von Stahlblechen, die neben der bestehenden Anlage entsteht.

Neben der bestehenden Feuerbeschichtungsanlage baut Thyssen Krupp Stahl eine weitere Anlage zur Stahlveredelung. © Haus Blossey
Für Industrieansiedlungen ist auch das 28 Hektar große Areal der ehemaligen Kokerei Kaiserstuhl vorgesehen, das wie eine Insel inmitten des Geländes liegt. Es gehört der RAG Montan Immobilien. Noch.

Wie eine Insel liegt das Areal der früheren Kokerei Kaiserstuhl mitten auf dem Gelände der Westfalenhütte. © Hans Blossey
Aktuell finden Gespräche über einen Verkauf der Fläche statt, bestätigt Ingo Herbrand. Der Stahlkonzern Thyssen Krupp ist einer der möglichen Interessenten. „Wir hoffen auf eine Entscheidung noch im Laufe dieses Jahres“, sagt Ludger Wilde.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
