Knapp zwei Monate vor dem Termin am 27. März ist der Vortrag des Schweizers Daniele Ganser in der Westfalenhalle 2 in aller Munde. Der Historiker steht wegen teils verschwörungstheoretischer Positionen zu weltpolitischen Zusammenhängen, zum Ukraine-Krieg oder zur Corona-Impfung in der Kritik.
Einige seiner Äußerungen werden von Experten als antisemitisch eingestuft.
Zugleich ist eine Tournee durch große Hallen im deutschsprachigen Raum angekündigt – häufig begleitet von Kontroversen, wie jetzt in Dortmund.
Die Grünen im Dortmunder Stadtrat forderten zuletzt eine Absage des Events Ende März. Weitere Organisationen aus der aktiven Arbeit gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus äußerten ebenfalls massive Kritik.
2021 war Ganser schon einmal in der Westfalenhalle 2 zu Gast. 2018 organisierte der SPD-Ortsverein „aufgrund des großen Interesses“ zweimal einen Vortrag zum Thema „Trump bombardiert Syrien“, bei dem er per Video zugeschaltet war.
Westfalenhallen nehmen Stellung
Am Freitag (20.1.) nehmen die Westfalenhallen erstmals Stellung zu dem Vorgang.
Sprecher Robin Uhlenbruch verweist auf die Veranstaltung von 2021, die „ohne Zwischenfälle“ verlaufen sei. Der Veranstalter des Termins, die Nema Entertainment GmbH, sei für die „inhaltliche Ausrichtung“ verantwortlich.
„Die Westfalenhalle GmbH, die mit ihren Räumlichkeiten als Veranstaltungsort fungiert, hat die Terminanfrage der üblichen gründlichen Überprüfung unterzogen. Der Vertrag wurde anschließend mit dem Veranstalter geschlossen, welcher das Stattfinden des Termins für März 2023 planungsgemäß vorsieht“, sagt Robin Uhlenbruch.
„Intensiv beobachten“
Der Westfalenhallen-Sprecher ergänzt: „Dennoch werden wir die Veranstaltung intensiv beobachten wie auch zuletzt vor zwei Jahren. Sollten hierbei Auffälligkeiten registriert werden, behält sich die Westfalenhalle GmbH vor, künftig entsprechend darauf zu reagieren.“
Grünen-Fraktionssprecherin Ingrid Reuter und Fraktionssprecher Christoph Neumann sagten am Donnerstag: „Schon vor zwei Jahren hat die Westfalenhalle anscheinend versucht, vor dem genannten Hintergrund aus einem Vertrag mit Ganser herauszukommen. Wir wollen geklärt haben, wie und warum der erneute Vertrag zustande gekommen ist.“
Sie betonen: „In einem demokratischen Staat, in dem die Meinungsfreiheit ein hohes Gut ist, gilt es jedoch auch, die demokratischen Räume zu schützen und zu verteidigen.“
Debatte über Eckhart
Die letzte Debatte über mutmaßlich antisemitische Inhalte in städtischen Räumlichkeiten liegt noch nicht lange zurück. Ende 2021 sollte die Kabarettistin Lisa Eckhart im städtischen Fritz-Henßler-Haus auftreten.
Der Termin fiel damals „pandemiebedingt“ aus, was manche Akteure in der Stadt als Schutzbehauptung interpretierten, um sich der unangenehmen Debatte nicht stellen zu müssen.
Antisemitismus-Vorwürfe: Grüne fordern Auftritts-Absage für bekannten Publizisten in der Westfalenha
Corona-Demos in Dortmund: „Sie suchen für alles eine einfache Erklärung“
Antisemitismus: Wir müssen uns dazwischen werfen – immer wieder!