Wenn Modernisierung zum Zankapfel wird
Mieterhöhung durch Modernisierungskosten
Der Wohnungsmangel ist nicht das einzige Problem, das Mieter in Dortmund umtreibt: Viele Häuser sind veraltet und müssen dringend modernisiert werden. Modernisierung ja, aber die Mieter haben auch Bedenken.

Viele Wohnhäuser in Dortmund sind schon älteren Datums und müssen saniert werden – wie auf unserem Bild, das in Wickede entstand. In vielen Fällen wird anschließend gestritten, welche Kosten davon Mieter tragen müssen © Foto: Marcus Friedrich
Modernisierung ja, aber bitte sozialverträglich und ohne Vertreibung der Mieter: Bei einer Diskussionsveranstaltung in der Bürgerhalle des Rathauses kritisierte Rainer Stücker vom Mieterverein einmal mehr, dass Modernisierungspläne häufig ohne die Mieter gemacht würden.
Wo liegt das Problem?
Rund 55 Prozent der Häuser sind vor 1962 gebaut und älter als 50 Jahre. „Wir können von einer alternden Substanz sprechen“, sagt Planungsdezernent Wilde. Die Modernisierungsrate in Dortmund betrage knapp ein Prozent, müsse aber eigentlich bei drei Prozent liegen. Dabei winkt das Land NRW mit verbesserten Fördermöglichkeiten wie zinsverbilligten Darlehen und Tilgungsnachlässen, wie Wohnungsamtsleiter Thomas Böhm sagt.
Warum sind viele Eigentümer dann so zurückhaltend?
Rund 70 Prozent aller Wohnungen sind in Händen privater Vermieter, sagt Michael Mönig vom Eigentümerverband Haus & Grund. „Für sie spielen Fördermittel im Gegensatz zu Wohnungsunternehmen eher keine Rolle.“ Rund 90 Prozent der Maßnahmen würden mit Eigenkapital, also aus der eigenen Tasche, bezahlt. Auch sei die Komplettsanierung eines Hauses eher die Ausnahme. „Man modernisiert, wenn etwas gemacht werden muss“, sagt Mönig. In vielen Fällen würden die möglichen Mieterhöhungen nicht voll ausgeschöpft. „Man will Ruhe an der Mieterfront, keinen Ärger“, sagt Mönig.
Welche Kosten können Vermieter nach einer Modernisierung auf die Miete schlagen?
Grundsätzlich können jährlich noch immer 11 Prozent der förderfähigen Kosten der Modernisierung auf die Mieter umgelegt werden. Was Rainer Stücker vom Mieterverein mächtig ärgert. „Die Verantwortung dafür liegt in Berlin.“ Viele Mieter müssten rechnen, ob sie sich ihre Wohnung nach der Modernisierung noch leisten könnten. „Das ist die Realität“, sagt Stücker. Wenn nach einer Modernisierung zunächst Mietpreise bis zu 13 Euro pro Quadratmeter verlangt würden, wie in der Godekin-Siedlung in Berghofen geschehen, dann „ist das ein Signal an die Mieter, dass sie nicht mehr erwünscht sind.“ Sehr häufig würden Pläne gemacht, ohne Mieter zu berücksichtigen. Die aber müssten so früh wie möglich informiert und eingebunden werden.
Wie gehen Wohnungsunternehmen vor?
Vertreter von Vonovia und LEG, die Kritik an „überzogenen Modernisierungen“ und teils happigen Mietsprüngen einstecken mussten, gehörten nicht zu Diskussionsteilnehmern. Der Spar- und Bauverein (12.000 Wohnungen) hingegen verzichtet nach Worten seines Geschäftsführers Franz-Bernd Große-Wilde in vielen Fällen darauf, mögliche Mieterhöhungen voll auszuschöpfen. „Eine Modernisierung, die sich schnell rechnet, ist angesichts der Baukosten nicht denkbar“, stellt Große-Wilde fest. Die hätten sich durch zahlreiche Gesetze und Bestimmungen (wie etwa die Energieeinsparverordnung) seit 2000 um 55 Prozent mehr als verdoppelt., sagt Klaus Graniki, Geschäftsführer von Dogewo21. Von daher bleibe das Thema Neubau schwierig. Für Dogewo21 werde der Focus in den nächsten Jahren auf den Ausbau von Dachgeschossen liegen. „Wir können nur machen, was bezahlbar ist“, sagt Graniki. Er glaubt, „dass Wohnen auch in Zukunft tendenziell teurer wird.“