Der Bärengruß, der Hasen-Atem, der Hund: Lustige Namen gehören zum Kinderyoga. Gleichzeitig lernen Kinder spielend ihren Körper besser kennen. So bietet Yoga eine Insel im Trubel des Alltags.

Dortmund

, 22.07.2018, 04:25 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Stunde beginnt mit der Klassenklingel. Nur dass sie hier ein lautes Ommm ist. Aurelia und Helen sitzen mit Lehrerin Amelie Hauptstock auf den lilafarbenen Matten in dem Raum mit dem goldfarbenen Mandala an der Wand. Die beiden Siebenjährigen hören aufmerksam zu, als die Yoga-Expertin die nächste Übung erklärt.

Arme ausschütteln, Schultern kreisen, hochziehen bis zu den Ohren, dann die Beine dazu - locker sind die Mädchen schon. Jetzt geht es ans Aufwärmen. Die Kinder sollen wie ein Tier den Raum erkunden. Aurelia schlägt einen Schmetterling vor. Amelie Hauptstock holt einen Gong und schlägt leicht darauf.

„Yoga ist nicht nur still und leise“

Während der Ton lange nachhallt, laufen die Mädchen durch den Raum und flattern mal langsam, mal wild. Es folgt ein Marienkäfer und dann noch die Ameise. Wie bewegt die sich wohl vorwärts? Aurelia und Helen krabbeln mit dem Bauch nach oben auf Händen und Füßen herum. Die Mädchen kichern laut.

„Yoga ist nicht nur leise und still“, sagt Amelie Hauptstock. „Ich mag es, wenn Kinder im Studio sind. Das nimmt dem Ganzen den Ernst.“ Das Studio von Rosa Maria Montana bietet seit einiger Zeit Kinder-Yoga an - weil die Kundinnen sich das gewünscht haben. „Unser Wunsch ist es, dass die Yogis von klein auf mit uns wachsen“, sagt Amelia Hauptstock. Auch Schwangerenyoga und Yoga mit Baby gehören zum Kurs-Angebot

Massieren mit dem Igelball: eine kleine Entspannungseinheit und gleichzeitig eine Möglichkeit, den Körper besser kennen zu lernen.

Massieren mit dem Igelball: eine kleine Entspannungseinheit und gleichzeitig eine Möglichkeit, den Körper besser kennen zu lernen. © Oliver Schaper

Aurelia und Helen haben bislang wenig bis gar kein Yoga gemacht. Aber an diesem Samstagvormittag lassen sie sich interessiert auf die neue Erfahrung ein. Bevor Amelie Hauptstock zu den ersten Übungen kommt, ist erst einmal eine kleine Entspannungseinheit dran: Mit zwei Igel-Bällen massieren die Mädchen erst sich selbst und dann ganz konzentriert die Arme ihres Gegenübers. „Fühlte sich das anders an?“, fragt die Yoga-Lehrerin. „Ja. Weil wir nicht wussten, was als nächstes kommt“, sagt Helen.

Jetzt geht es weiter mit dem Bärengruß - die kindgerechte Variante der traditionellen Sonnengruß-Abfolge aus dem Erwachsenenyoga. Passenderweise sitzt ein kleiner Stoffteddy in der Mitte des Mattenkreuzes. „Der kann auch Übungen vormachen“, erklärt Amelie Hauptstock. Für die beiden Siebenjährigen holt sie jetzt ein Kästchen mit Yoga-Karten hervor. „Das sieht ja schwer aus“, sagt Aurelia, als sie die Übungen sieht.

Kinder sollen merken: Ich bin okay, wie ich bin.

„Wir probieren das trotzdem“, ermuntert die Lehrerin die beiden Mädchen. Schnell fangen Aurelia und Helen Feuer. Besonders der „Salamander auf dem Stein“ hat es den beiden angetan. Helen faltet sich auf dem Boden zu einem kleinen Paket zusammen, und ihre Freundin streckt sich Rücken an Rücken darüber aus. Das funktioniert, ohne dass Amelie Hauptstock hilft. Andersrum ist es deutlich wackeliger. „Ich bin wohl eher der Unten-Typ“, sagt Helen.

Amelie Hauptstock beobachtet die Mädchen mit Begeisterung. Was ihr wichtig ist beim Kinder-Yoga: Die Mädchen und Jungen sollen sich und ihren eigenen Körper kennenlernen, merken: Ich bin okay, wie ich bin. Helen und Aurelia wollen noch eine und noch eine Übung ausprobieren. Immer wieder lachen die beiden sich kaputt, wenn etwas nicht klappt.

Diese Übung heißt Salamander auf dem Stein. Aurelia und Helen hat sie am besten gefallen. Auch wegen des schönen Namens.

Diese Übung heißt Salamander auf dem Stein. Aurelia und Helen hat sie am besten gefallen. Auch wegen des schönen Namens. © Nicole Giese

Langsam neigt sich die Stunde dem Ende zu. Die Drei setzen sich noch einmal in die Raummitte. „Wir machen noch eine Atemübung, um uns wieder zu konzentrieren“, erklärt Yoga-Lehrerin Amelie. Atmen wie ein Hase ist angesagt. Vier Mal durch die Nase schniffen, dann ausatmen. Bei Helen wird daraus ein herzhaftes Gähnen.

Wie bei den Großen endet die Stunde mit der Schlussentspannung. Savasana - die Totenstellung. Ruhig liegen Helen und Aurelia neben Amelie Hauptstock auf den Matten, bevor sie gemeinsam in den Rest des Wochenendes starten. Die Stunde hallt nach. „Wann kommen wir wieder?“ fragt Helen. Und Aurelia streut den ganzen Tag lang immer wieder ein Ommm ein.

Soulyoga bietet samstags zwei Kinder-Yoga-Kurse an: Um 11 Uhr für Kinder zwischen 5 und 11 Jahre und um 13 Uhr für Kinder von 3 bis 5 Jahren mit Elternbegleitung. Eine Zehnerkarte mit unbegrenzter Laufzeit kostet normal 150 Euro, ermäßigt 130 Euro. In Dortmund gibt es außerdem ein sehr aktives Kinderyoga-Netzwerk.
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