Es ist eine spannende und wichtige Entscheidung, vor der mehr als 5000 Familien in Dortmund zu Jahresbeginn stehen. Sie müssen ihr Kind für den Start an einer weiterführenden Schule anmelden.
Viele Eltern und Kinder haben deshalb in den vergangenen Monaten eifrig Tage der offenen Tür an diversen Schulen besucht, um sich über die unterschiedlichen Angebote und Profile zu informieren. Doch schon jetzt ist absehbar, dass sich nicht alle Wünsche erfüllen lassen.
Vor allem an Dortmunder Gesamtschulen und Gymnasien gibt es bisweilen mehr Bewerber als Schulplätze. Im Zweifel brauchen Schülerinnen und Schüler sogar Losglück, um an ihrer Wunschschule zu landen.
Wir erklären, wie das funktioniert.
Wo ist es besonders schwierig, den gewünschten Schulplatz zu bekommen?
Der Trend geht zum Abitur. Gerade einmal noch 3,2 Prozent der Schulwechsler meldeten sich zum jetzt laufenden Schuljahr noch an einer Hauptschule an, der Anteil der Realschule lag bei rund 20 Prozent. Besonders gefragt ist die Gesamtschule mit einem Anteil von zuletzt 32,3 Prozent und das Gymnasium mit rund 38 Prozent.
Die Gesamtschule ist dabei die Schulform, die generell ein Angebotsproblem hat. Hier gab es trotz der Einrichtung von zwei neuen Gesamtschulen in Westerfilde und Wellinghofen in den vergangenen Jahren zuletzt etwa 100 Kinder, die keinen Platz bekommen haben und in eine andere Schulform wechseln mussten. Damit das möglich ist, ist das Anmeldeverfahren für Gesamtschulen stets vorgezogen. Für das nächste Schuljahr endet die Anmeldefrist an den elf Gesamtschulen in Dortmund am 1. Februar.
An den städtischen Gymnasien endet die Anmeldemöglichkeit am 21. Februar. Hier ist zwar gesichert, dass man wie gewünscht einen Platz in dieser Schulform bekommt - aber nicht unbedingt an der Wunschschule. Das traf im vergangenen Jahr laut Statistik der Stadt 99 Schülerinnen und Schüler. Denn so groß war der Anmeldeüberhang an den fünf besonders gefragten städtischen Gymnasien – dem Bert-Brecht-Gymnasium in Kirchlinde, dem Heisenberg-Gymnasium in Eving, dem Immanuel-Kant-Gymnasium in Asseln sowie dem Max-Planck-Gymnasium und dem Käthe-Kollwitz-Gymnasium in der Innenstadt. Schülerinnen und Schüler, die hier keinen Platz bekommen haben, wurden an die anderen sechs städtischen Gymnasien mit noch freien Kapazitäten verwiesen.
Wie funktioniert die Auswahl der Schulwechsler?
Zum nächsten Schuljahr 2024/25 könnte es an mehreren Schulen erneut knapp werden. Die spannende Frage ist dann, wie die Schulplätze vergeben werden, wenn die Nachfrage größer ist als das Angebot.
Grundsätzlich gibt es dabei verschiedene Kriterien, nach denen Schulen auswählen können – vom Geschwister-Kinder-Status über das Verhältnis von Mädchen und Jungen oder der Herkunftssprachen bis zum Schulweg oder der Nähe der bisherigen Grundschule. Keine Rolle darf dabei die Empfehlung der Grundschule für eine Schulform oder die Auswahl für eine besondere Profilklasse bilden.
„Jede Schule entscheidet in eigener Verantwortung. Es gibt keine Order von oben“, erklärt Markus Katthagen, Leiter des Immanuel-Kant-Gymnasiums (IKG) in Asseln und Sprecher der Dortmunder Gymnasien.

Ausdrücklich als mögliche Auswahlform genannt ist in den Vorgaben des Landes das Losverfahren, auf das nun immer mehr Schulen setzen – auch das IKG. „Falls mehr Kinder angemeldet werden sollten als das IKG aufnehmen kann, berücksichtigen wir zunächst Geschwisterkinder. Anschließend entscheidet ein Losverfahren“, heißt es auf der Homepage.
Soll heißen: Alle Bewerberinnen und Bewerber, die nicht schon Geschwister am IKG haben oder für die eine Härtefall-Regelung gilt, kommen in die Lostrommel. Die, die nicht gezogen werden, bekommen eine Absage – verbunden mit der Info, an welchen anderen Gymnasien noch freie Plätze zur Verfügung stehen. Die Zu- und Absagen aller Gymnasien werden zeitgleich verschickt, betont Markus Katthagen.
Warum werden Schulplätze verlost?
Was für das IKG neu ist, ist am Heisenberg-Gymnasium in Eving schon geübte Praxis. Dort werden auf Beschluss der Schulkonferenz die Schulplätze schon seit einigen Jahren im Losverfahren vergeben, wobei hier sogar der Geschwister-Status keine Rolle spielt. Man habe damit gute Erfahrungen gemacht, berichtet Schulleiterin Katja Middeldorf.
Wie sie, betont auch Katthagen, dass die Auslosung ein besonders rechtssicheres Verfahren sei. Bei allen Verfahren habe es immer gefühlte Ungerechtigkeit und teilweise auch Widersprüche gegeben, erklärt Markus Katthagen. „Egal welches System man wählt, gibt es bei Einigen Frust“, sagt der Schulleiter.
Gibt es noch andere Lösungen?
Denkbar ist auch, dass man bei der Entscheidung im nächsten Frühjahr bei besonders gefragten Schulen noch eine andere Lösung findet – etwa, indem man eine zusätzliche Eingangsklasse bildet. Am Heisenberg war das in den vergangenen Jahren schon zweimal der Fall.
Bevor voraussichtlich im März die Zu- und Absagen verschickt werden, findet deshalb eine Koordinierungskonferenz mit allen Schulleitungen, der Stadt als Schulträgerin und der Bezirksregierung Arnsberg, die für die Schulaufsicht und das Personal zuständig ist, statt, kündigt Markus Katthagen an.

Vom Rat der Stadt schon beschlossen ist bereits, dass das Phoenix-Gymnasium in Hörde zum nächsten Schuljahr um eine Klasse auf dann fünf Klassen pro Jahrgang wächst - ebenso wie die Droste-Hülshoff-Realschule in Kirchlinde, die wie die Marie-Reinders-Realschule in Hörde im vergangenen Jahr mehr Bewerbungen als Plätze hatte.
Und es wird weiter ausgebaut. Am Bert-Brecht-Gymnasium wurde im September ein Erweiterungsbau in Betrieb genommen, am Heisenberg-Gymnasium entsteht bis zum nächsten Sommer ebenfalls ein neuer Schultrakt. „Die Stadt Dortmund tut viel, um die Schulplatz-Wahl zu erleichtern“, verbreitet Markus Katthagen Optimismus.
In der „Verordnung über die Ausbildung und die Abschlussprüfungen in der Sekundarstufe I“ (APO S I) heißt es zum Thema Aufnahme in §1, Absatz 2:
Übersteigt die Zahl der Anmeldungen die Aufnahmekapazität der Schule, berücksichtigt die Schulleiterin oder der Schulleiter bei der Entscheidung über die Aufnahme in die Schule Härtefälle. Er oder sie zieht im Übrigen eines oder mehrere der folgenden Kriterien heran:
1. Geschwisterkinder,
2. ausgewogenes Verhältnis von Mädchen und Jungen,
3. ausgewogenes Verhältnis von Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Herkunftssprache,
4. Schulwege,
5. Besuch einer Schule in der Nähe der zuletzt besuchten Grundschule,
6. Losverfahren.
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