
© Björn Althoff
Jetzt wird auch Wein teurer – „Muss sich vorstellen, was das für ein Irrsinn ist“
Preissteigerung
Wein wird teurer. Dortmunder Händler können sogar schon sagen, wie viel. Beim Preisschub geht es nicht nur um Trauben - sondern um viele Faktoren. Und einen elementaren Mangel.
„Man muss sich mal vorstellen, was das für ein Irrsinn ist.“ Arnd Schulz ist Weinhändler aus dem Kreuzviertel in Dortmund.
Er wisse von einer Kellerei aus Spanien, „die haben jetzt Flaschen in Deutschland gekauft, weil es in Spanien keine Flaschen zu kaufen gab“. Ein ganzer Lkw mit Flaschen fahre jetzt nach Spanien. Dort wird befüllt, bevor es zurückgeht nach Deutschland.
Diese Episode, die der Inhaber von „Cabernet und Co.“ erzählt, zeigt: Langsam werden die Weinflaschen knapp – und die Händler aus Dortmund sind mittendrin in diesem europa- oder weltweiten Problem.
Weinhaus Hilgering deckte sich jetzt schon ein
Matthias Hilgering vom gleichnamigen Weinhaus am Westenhellweg musste sogar einen Schritt weitergehen. Die Flaschen, die er selbst befülle, kaufe er normalerweise erst später: im Herbst oder Winter. Jetzt aber sei er aufgrund der Mangel-Situation gezwungen gewesen, schon jetzt zu horten.
Die Konkurrenz macht es ebenso, allen voran die ganz Großen: Diejenigen, die den Discountern die Weine liefern, hätten den Markt schon nahezu leergekauft. Das zumindest habe er so gehört, so Hilgering. Der Flaschen-Engpass sei ein großes Thema in der Branche. Und bald könnten die Kunden das merken.
Eine Preiserhöhung „mit Ansage“
„Ich weiß von allen meinen Lieferanten, dass es im letzten Jahr schon große Probleme gab beim Nachschub“, erklärt Schulz: „Glas war schwierig zu bekommen – und wenn, dann zu erheblich höheren Kosten.“ Dass es nun für den neuen Jahrgang eine Preiserhöhung geben würde, „war mit Ansage“, so Schulz. Das hätten gleich mehrere Weingüter 2021 schon angedeutet.
Das hänge zusammen mit schlechten Ernten, also weniger Trauben, aber auch mit höheren Energie- und Transportkosten. Und mit dem Papier-Problem.
Eine Weinflasche braucht ein Etikett, doch auch Papier wird knapp. Große Unternehmen hätten schon gehortet. „Und auch die Vorlaufzeiten bei den Druckereien sind riesig groß, weil die zum Teil nicht das richtige Papier bekommen, das der Kunde wünscht.“
Händler kann Steigerung sogar schon beziffern
Er könne leider nicht anders, als die Kosten weiterzugeben, so Schulz. Nicht nur der höhere Wein-Preis an sich sei entscheidend. „Auch bei uns haben sich viele Kosten erhöht, Miete und Energie zum Beispiel. Aber auch die Honorarkosten werden steigen über den Mindestlohn: Das finde ich ja eigentlich auch total in Ordnung, aber ich muss es in gewisser Weise an die Kunden weitergeben.“
Auch er müsse neu kalkulieren – und könne sogar schon relativ deutlich sagen, was für den Kunden am Ende herauskomme. „Die Preise pro Flasche erhöhen sich zwischen fünf und zehn Prozent.“
Bei den einfacheren Weinen falle es „sogar noch mehr ins Gewicht. Bei den höherpreisigen Weinen hat man mehr Marge – also vor allem das Weingut an sich“. Deshalb seien da „die Preissteigerungen nicht ganz so eminent“.
Jahrgang 1977 - wie Punkrock. Gebürtiger Sauerländer. Geborener Dortmunder. Unterm Strich also Westfale.
