Ortstermin bei den Meisterleistern am Ostentor. Hier arbeitet Joel Hösterey als angestellter Maler und Lackierer. Dass ihm sein Job Spaß macht, sieht man sofort. Der 24-Jährige startet direkt ins Thema: die deutsche Meisterschaft im Raufaser Schnelltapezieren. Veranstaltet wird das Event einmal im Jahr vom Tapetenhersteller Erfurt. Dem ersten Platz winkt dabei ein Preisgeld von 10.000 Euro.
Die Idee, mitzumachen, stammt vom Joels Chef. Der junge Mann überlegte nicht lange. „Tapezieren macht mir einfach Spaß“, erzählt Joel und grinst. Der Wettbewerb ist eine tolle Möglichkeit, sein Können unter Beweis zu stellen. „Aber natürlich ist auch das Preisgeld ein Ansporn“, gibt der 24-Jährige zu.
Joel ist gerne Handwerker. Trotz seiner 24 Lebensjahre hat er bereits acht Jahre Berufserfahrung. Mit sechzehn hat er damals die Ausbildung zum Maler und Lackierer gestartet. Besonders die Vielseitigkeit in seinem Job ist für Joel ein Pluspunkt. Seine Begeisterung ist spürbar: Stolz und gutgelaunt zeigt uns der gelernte Maler und Lackierer seine Ausrüstung.

Jetzt schickt er sich an, Deutschlands bester Tapezierer zu werden. Dazu muss er jedoch am Freitag (14.4.) einen Vorentscheid in Wuppertal bestreiten. Darum geht‘s: Die Fläche für den Wettbewerb beträgt laut Veranstalter Erfurt 6 Meter mal 2,665 Meter. Durchaus eine Herausforderung, findet Joel. Er schätzt, er braucht für eine Tapetenbahn etwa eine Minute. Ob er mit dieser Zeit in der nächsten Runde wäre, weiß Joel nicht. Für ihn ist es die erste Teilnahme am Wettbewerb. Die Stoppuhr läuft ab dem Moment, wo eingespannt ist. Joels Strategie für den Sieg: „So schön wie möglich, so schnell wie möglich – und nicht die Ecken vergessen“
„Als Maler und Lackierer ist man am Bau der Typ für alles“, sagt Joel. Die Berufsbezeichnung vereine alle Berufe, die an Oberflächen arbeiten. Daher könnten sich die Jobs im Einzelnen sehr unterscheiden. „Tapezieren macht aktuell 40 Prozent meines Jobs aus“, berichtet der 24-jährige. Beste Voraussetzungen also für die Meisterschaft.
Raufasertapete, erzählt Joel, sei ist in Deutschland besonders beliebt. Das Material sei billig im Einkauf und schnell zu verarbeiten. Daher wäre der Wettbewerb sehr nah an der Lebenswirklichkeit vieler Maler und Lackierer. Auch privat; denn bei Joel zuhause hängt ebenfalls weiße Raufasertapete, erzählt der Meisterschaftskandidat mit einem Grinsen.

Neben Joel ist auch ein Malerkollege aus Recklinghausen ins Rennen um den Meistertitel gegangen. Leider ohne Ergebnis bisher. Die Auswertung der Vorrunden dauert ein paar Wochen. Der Veranstalter nimmt die Planung und Durchführung des Events sehr ernst. So gebe es mit Absicht viele unterschiedliche Veranstaltungsorte, um den Teilnehmern eine lange Anreise zu ersparen.
„Einer meiner besten Leute“
Alexander Tschersich, Joels Chef, klopft Joel sichtlich stolz auf die Schulter. „Joel ist einer meiner besten Leute – Es ist schön zu sehen, dass er dem Beruf so ein Denkmal setzen will“, sagt der 38-Jährige. Er sieht in dem Wettbewerb ein wichtiges Zeichen für das Handwerk. „Bei uns drücken Joel alle die Daumen“
Der Beruf des Malers und Lackierers ist in der Krise, erzählt Alexander weiter. Fast alle mittelständischen Handwerksfirmen haben massive Nachwuchsprobleme. „Ein Problem, was in den nächsten Jahren immer schlimmer werden wird“, sagt Alexander. So werden Veranstaltungen wie die Deutsche Meisterschaft zu Leuchtturmprojekten, um den Beruf zu präsentieren. „Eine gute Möglichkeit, mit seinem Können zu begeistern“, findet Alexander. Besonders für Joel, einen jungen Mann, der seine Arbeit liebt.
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