Kritik an der Weihnachtsstadt: Ist Dortmunds Riesen-Weihnachtsbaum eine Umweltsünde?

© Stephan Schütze

Kritik an der Weihnachtsstadt: Ist Dortmunds Riesen-Weihnachtsbaum eine Umweltsünde?

rnWeihnachtsmarkt in Dortmund

Ist der größte Weihnachtsbaum der Welt eine große Umweltsünde? Mehrere Dortmunder kritisieren, dass 1700 Bäume für vier Wochen Spaß abgeholzt werden. Wir haben nachgefragt, was da dran ist.

Dortmund

, 13.11.2019, 07:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Seit Dienstagnachmittag (12.11.) sind die 1700 Rotfichten am Gerüst auf dem Hansaplatz angebracht - Dortmunds Riesen-Weihnachtsbaum hat seine Kegel-Form in Vollendung erhalten. Jetzt bekommt er nach und nach seinen Schmuck. Die großen roten Kerzen sind schon dran, 48.000 LED-Lämpchen folgen bald. Am Montag (25.11.) wird offiziell die Beleuchtung eingeschaltet. Und doch herrscht nicht nur Frieden in der entstehenden Weihnachtsstadt.

Manche Dortmunder äußern Kritik an der Zerstörung der Bäume

Es gibt Menschen wie Leser Torsten Peitzmeier, der zum Aufbau des Riesen-Weihnachtsbaums diesen Kommentar an die Redaktion sendet: „Millionen werden ihn bewundern, diesen Schlachtplatz für 1700 Bäume, die uns Schatten, Ruhe und Sauerstoff hätten spenden können. Eine Lebensgemeinschaft von Bäumen, die nur für den Größten wächst und stirbt. Wer die Zerstörung unserer Lebensgrundlage ernst nimmt, macht sowas nicht.“

In Sozialen Netzwerken gibt es mehrere Kommentare, die in eine ähnliche Richtung gehen. Tenor: Schade um die Bäume.

Weihnachtsstadt-Veranstalter: Wir sind nachhaltig

Patrick Arens vom Schausteller-Verein Rote Erde, der den Weihnachtsmarkt mitveranstaltet, kennt solche kritischen Stimmen. Er weist darauf hin, dass die Bäume im Forstbetrieb Schulte-Brinker in Kirchhundem-Oberhundem im Rothaargebirge (Sauerland) extra angebaut und nach Ende des Marktes weiterverwertet werden - unter anderem als Futter für Zoo-Elefanten.

Und mehr: Diese Zusammenarbeit mit einem Unternehmen aus der Nähe sei nachhaltig. „In der Zeit, in der sie wachsen, tun die Bäume dem Klima gut“, sagt Patrick Arens.

Der von Stefan Schulte-Brinker geleitete Forstbetrieb lieferte schon die Fichten für den ersten Baum vor 23 Jahren. Jeder Baum ist 3,50 bis 4 Meter groß und geht vorher durch eine strenge Qualitätskontrolle. Die Fichten müssen schmal und dicht sein, damit sie gut in das Gerüst auf dem Hansaplatz passen.

Die Auswahl trifft Schulte-Brinker bereits im August. Kurz vor dem Aufbau werden die Bäume laut einem Artikel der „Westfalenpost“ mit Hilfe von Saisonarbeitern geschnitten und mehreren Fuhren ins zwei Lkw-Stunden entfernte Dortmund geliefert.

Riesen-Weihnachtsbaum ist das Wahrzeichen des Dortmunder Weihnachtsmarktes

Der Baum sei das „Wahrzeichen“ des Dortmunder Weihnachtsmarktes, viele Menschen verbinden sein Bild mit einem Besuch der Stadt. „Wenn man das in Frage stellt, müsste man anfangen, das gesamte Thema Weihnachtsbaum zu hinterfragen. Ich glaube, das möchte niemand“, sagt Arens.

Zumal sich die Frage nach einer Alternative stellt. Herne zum Beispiel, das im vergangenen Jahr mit einem 45-Meter-Baum beim „Cranger Weihnachtszauber“ in Konkurrenz zu Dortmund getreten ist, hat 2019 gar keinen echten Nadelbaum, sondern einen aus Plastik. Und dort, wo große, echte Bäume aufgestellt werden wie etwa in München, fallen dafür in Wäldern 100 Jahre alte Riesen.

Insgesamt hat laut Patrick Arens das Thema Nachhaltigkeit in der Weihnachtsstadt 2019 einen hohen Stellenwert. Erstmals soll es keine Plastiktüten mehr geben, sondern Stoffbeutel mit offiziellem Logo des Weihnachtsmarktes, der 2019 in Weihnachtsstadt umbenannt worden ist.

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Alle Händler verpflichten sich zudem freiwillig, auf wiederverwertbares Material zu setzen, wo dies möglich ist. Und: Durch LED-Beleuchtung ist laut Arens der Energieverbrauch in den vergangenen Jahren gesunken.

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