
Im Januar 2020 hat Katharina Rickers mit ihrem Mann Magnus den Familienbetrieb "Webers Rippchen Braterei" übernommen. © Jähnichen
Inhaber schließen kultige Rippchen-Braterei: „Die Probleme wurden zu viel“
Imbiss-Geschichte endet
Über 30 Jahre lang war „Webers Rippchen-Braterei“ ein fester Bestandteil in der Dortmunder Imbiss- und Fleisch-Szene. Ende des Jahres ist Schluss. Inhaberin Katharina Rickers erklärt den Entschluss.
Für Katharina Rickers (42) und ihren Mann Magnus (44) sind es emotionale Tage. Das spürt man beim Betreten des Rippchen-Imbisses auf der Rüschebrinkstraße. Die Schilder mit dem Hinweis zur Schließung liegen zum Aufhängen bereit.
Einen Tag zuvor, am Mittwoch (28.9) haben sie bereits online die Schließung von „Webers Rippchen-Braterei“ verkündet.
Damit verliert Dortmund nach über 30 Jahren ein Stück Gastronomie-Geschichte. Am 23. Dezember öffnet „Webers Rippchen-Braterei“ in Wambel ein aller letztes Mal seine Pforten.
Katharina Rickers hatte den Familienbetrieb im Januar 2020 von ihrem Vater übernommen. Schon damals stand im Raum, den Imbiss in Wambel zu schließen, doch das habe sie nicht übers Herz bringen können.
Die Probleme kamen mit der Pandemie
Also haben sie und ihr Mann ihre Jobs ruhend gestellt, sich einarbeiten lassen und „Webers Rippchen-Braterei“ vor knapp drei Jahren übernommen. Damals sei der Imbiss „ein gut funktionierender Betrieb“ gewesen, sagt Magnus Rickers. Doch es sollten eine Vielzahl an Hindernissen auf die neuen Chefs warten.

Der Standort an der Rüschebrinkstraße war bei Arbeitern und Familien in der Umgebung beliebt. © Jähnichen
„Kurz nach der Übernahme begann die Pandemie und wir hatten eine Dauerbaustelle vor der Haustür“, erinnert sich Katharina Rickers zurück. „Rückblickend waren das allerdings Kleinigkeiten“, erzählt sie weiter.
Denn auf die Einschränkungen durch die Pandemie folgten eine EU-Zulassungsverordnung, wegen der die Rickers ihre Rippchen-Produktion auslagern mussten, die Schweinepest, steigende Einkaufspreise, Personalmangel und eine Vertragskündigung seitens ihres Energieversorgers.
Der bestehende Drei-Jahres-Vertrag könne nicht verlängert werden, habe es in dem Schreiben geheißen. Deshalb müsse ein neuer Vertrag abgeschlossen werden, der nach Angaben von Katharina Rickers allein im nächsten Jahr das Fünffache gekostet hätte.
„Als wir die Zahlen gesehen haben, war uns schon klar, dass wir diese Herausforderung nicht mehr eingehen wollen“, gibt die Imbiss-Inhaberin wehmütig zu.
Imbiss wurde psychische Belastung
„Der Laden hat die ganze Familie begleitet. Das gibt man nicht leichtfertig hin“, betont Magnus Rickers. Doch die Belastungen seien für das Paar, das drei gemeinsame Kinder hat, zu groß geworden.
Zwar stehe der Laden noch immer auf einem guten Fundament, von außen werde ihm aber immer mehr entzogen. „Wir merken, dass es uns als Familie nicht guttut“, erklärt der 44-Jährige. Der Imbiss sei zur psychischen Dauerbelastung geworden.
Die Telefone hätten nicht mehr stillgestanden, als klar war, dass die Filiale in Wambel geschlossen wird. „Mittwochs ist es generell voll, aber so voll wie an diesem Mittwoch hab ich es hier noch nie gesehen“, sagt Katharina Rickers mit Tränen in den Augen.
Viele Kunden wollten wissen, ob es nicht doch Fake News seien, die auf Facebook kursierten. Doch für Katharina Rickers, ihren Mann, ihre Eltern und die 18 Angestellten in Wambel sind die Nachrichten bittere Realität.
Fassungslosigkeit unter den Kunden
Zwischen Fassungslosigkeit, Trauer und Verständnis mische sich bei den Kunden auch Wut auf die Regierung und den Energieversorger. Viele seien aus weiter Entfernung zurück in die Dortmunder Heimat gekommen, um „Webers Rippchen“ zu essen.

Viele Kunden haben ihre Mittagspause in den Räumlichkeiten von "Webers Rippchen-Braterei" verbracht. © Jähnichen
„Ein Rentner kam mal aus Frankfurt hier hin, weil er morgens Appetit auf Rippchen hatte“, erzählt Magnus Rickers lächelnd, „das hören wir jeden Tag, dass die Leute von weiter weg kommen“.
Aber auch die Mitarbeiter der umliegenden Industriegewerbe und die Anwohner aus Wambel seien viel gesehene Gäste.
„Webers Rippchen-Braterei“ wird eine Lücke in der Dortmunder Gastronomie-Landschaft hinterlassen, da sind sich die Rickers sicher. Für ihre Angestellten, die Kunden und nicht zuletzt das Produkt tue ihnen die Schließung leid. Aber: „Die Probleme wurden leider zu viel“, gibt Magnus Rickers schmerzlich zu.
Stolzes Ruhrpottkind mit blau-weißem Herzen. War fürs Germanistik-Studium kurzzeitig in der Landeshauptstadt unterwegs, ist dann aber wieder zurück nach Recklinghausen - in die Heimat. Schreibt seit 2017 für das Medienhaus Bauer, erst in der Jugendredaktion "Scenario", dann folgte der Wechsel ins Lokale. In ihrer Freizeit fast überall anzutreffen: egal ob Rock-Festival, Theatersaal oder Schlagerparty.
