Was Anleger und Anlegerinnen 2024 wissen müssen Dortmunder Vermögensberater im Interview

Was Anleger und Anlegerinnen 2024 wissen müssen
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Das Jahr ist noch nicht ganz einen Monat alt und schon jetzt gab es eine Menge Entwicklungen mit Bedeutung für Anleger und Anlegerinnen: weiterhin hohe Zinsen und Erfolge von KI-Unternehmen sind da nur zwei Beispiele. Die Märkte genau im Blick hat der Dortmunder Vermögensberater Boris Fahle.

Im Interview für unseren Dortmund-Podcast „Unterm U“ hat er erklärt, was Anleger und Anlegerinnen wissen sollten, die 2024 mit dem Investieren anfangen oder ihr Portfolio ausbauen wollen – und auch, ob sich eine Investition in den BVB in diesem Jahr lohnt.

Herr Fahle, wann haben Sie Ihre erste Aktie gekauft und welche war das?

Das kann ich Ihnen ganz genau sagen. Das war in der Ausbildung, die ich bei der Sparkasse Dortmund gemacht habe. Meine ersten zwei Aktien waren damals Mannesmann (heute Vodafone) und die Daimler-Aktie.

Gibt es eine Summe, die man mindestens zur Verfügung haben sollte, um mit dem Investieren anzufangen?

Fonds-Sparpläne oder auch ETF-Sparpläne gibt es beispielsweise für 25 Euro monatlich oder auch quartalsweise. Da stellt sich aber die Frage der Sinnhaftigkeit. Ein bisschen Kapital sollte man schon angespart haben, um dann zu investieren. Das geht aber auch im kleinen vierstelligen oder auch im dreistelligen Bereich.

Wie sieht denn die aktuelle Lage für Anleger und Anlegerinnen in der Draufsicht aus?

Sehr, sehr spannend. Wir kommen aus Krisenzeiten mit aktuell zwei Kriegen in Europa, mit Pandemie, mit einer hohen Inflation, die bekämpft worden ist. Der Zins ist wieder da, den wir jahrelang nicht kannten. Das heißt auch: Der festverzinsliche Markt ist wieder interessant und auch der Aktienmarkt hat noch extremes Nachholpotenzial.

Welche Chancen bringt die Zinswende denn aktuell mit sich?

Wir stehen aktuell in der europäischen Zentralbank bei 4,5 Prozent. Das bedeutet für den Anleger, ich kann momentan relativ risikoarm eine gute Rendite erzielen. Über festverzinsliche Wertpapiere, Rentenfonds beispielsweise, sind Renditen von 6 Prozent plus in diesem Jahr möglich. Und das ist eine absolute Sonderopportunität die wir über Jahrzehnte nicht hatten. Aber wir stehen auch wieder vor Zinssenkungen und das bedeutet, dass Rentenpapiere zusätzlich auch im Kurs steigen könnten.

Und was bedeutet das Ganze für den Aktienmarkt?

Hohe Zinsen sind eigentlich Gift für Aktien. Aber wir haben die Erwartung, dass die Leitzinsen gesenkt werden, höchstwahrscheinlich in der zweiten Jahreshälfte. Fallende Zinsen sind sehr positiv für Aktien. Es kann also sein, dass wir am Anfang einer Bullenmarkt-Rallye stehen. Bullenmärkte stehen für steigende Aktienkurse und laufen in der Regel siebenmal so lang wie Bärenmärkte, also fallende Aktienmärkte.

Insgesamt ist gerade ein guter Zeitpunkt, um anzulegen. Allerdings ist meine Empfehlung, sich wenn rechtzeitig damit auseinanderzusetzen. Die Börse nimmt immer auch etwa sechs Monate vorweg. Wenn also die ersten Zinssenkungen kommen, könnten schon gute Entwicklungen weggelaufen sein.

Für Kleinanleger sind seit Jahren ETFs im Trend. Sind die auch 2024 noch zu empfehlen?

Mit ETFs investieren Sie passiv und oft breit gestreut in den Markt. Grundsätzlich ist das für Kleinanleger ein gutes Instrument, um mit wenig Kapital und wenig Kosten zu investieren. Wenn man einen langfristigen Anlagehorizont hat, ist ein Investment zum Beispiel in einen MSCI-World-ETF mit einem regelmäßigen Sparplan eine sehr gute Alternative.

Ein großer Trend ist gerade künstliche Intelligenz. Zuletzt sind einige Unternehmen, die auf dem Feld aktiv sind, sehr im Kurs gestiegen. Bildet sich da gerade eine Blase?

Ich glaube nicht, dass wir da eine Blasenbildung sehen. Das Thema künstliche Intelligenz ist ein so vielseitiges Thema, um das wir nicht mehr herumkommen. Ich bin überzeugt, dass dieses Thema langfristig die Welt beeinflussen wird. Aber, wie es immer so ist: Übertreibungen werden auch mal rausgenommen aus dem Markt und dann kann es auch mal zu Rücksetzern kommen. Die sollte man dann aber nutzen, um nachzuinvestieren. Aber auch dabei ist natürlich ein langfristiger Anlagehorizont entscheidend.

Gibt es noch andere Bereiche, die man 2024 im Auge haben sollte?

Ja, definitiv. Es gibt sehr vielseitige Chancen, auch nach dem Motto der Diversifikation, von der ich ein großer Freund bin. Alles rund ums Thema Wasser zum Beispiel, alles rund ums Thema Technologie, auch Biotechnologie, Pharma, also die Dinge, die eigentlich die Zukunft entscheiden. Ansonsten sind es die Small-Cap-Sektoren, also Nebenwerte, bei denen wir uns teilweise auf 15-Jahres-Tiefständen befinden und ein extremes Aufholpotenzial haben. Und auch die klassische Old Economy ist interessant, also Substanzwerte, die eine hohe Dividende abwerfen und damit für den Anleger ein guter Inflationsschutz sind.

Muss man auf Renditen verzichten, wenn man auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung Wert legt?

In der Tat nicht mehr. Das Thema Nachhaltigkeit war vor einigen Jahren noch ein bisschen unterbesetzt. Mittlerweile ist das Thema Nachhaltigkeit fast schon ein Modebegriff geworden. Man muss teilweise genau hingucken, weil überall der Nachhaltigkeitsstempel drauf ist und man damit wirbt. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Ja, man kann heute auch mit nachhaltigen Geldanlagen sehr, sehr gutes Geld verdienen.

Sie sind, wenn ich das richtig weiß, seit Ihrer Kindheit Fußballfan, richtig?

Korrekt, ja.

Lohnt es sich in diesem Jahr, in den BVB zu investieren?

Ich bin leidenschaftlicher BVB-Fan, habe auch selbst in der Jugend mal für den BVB Fußball gespielt und habe die Aktie in der Tat auch schon lange im Depot. Aber das ist eher ein bisschen Romantik.

Wenn Sie heute nochmal ganz von vorne anfangen müssten und 1000 Euro zum anlegen hätten: Wie würden Sie das machen?

Ich glaube, ich würde einen Wachstumsfonds kaufen, möglicherweise aus dem Bereich KI, und einen Value-Fonds, mit dem ich dann Dividenden-Werte abbilde. Und dann würde ich Kapital aufbauen, um nachzuinvestieren und auch um Sparpläne bedienen zu können, damit das Portfolio wächst.

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