Nicht nur Banken und Sparkassen, auch deutsche Versicherer haben laut einem Bericht des Finanzblatts „Financial Times“ Milliarden in das komplexe Firmenimperium des österreichischen Unternehmers René Benko gesteckt. Der Zusammenbruch von dessen Signa-Imperium, zu dem auch Galeria Karstadt Kaufhof gehört, könnte den Versicherern nun teuer zu stehen kommen.
Im Zuge der drohenden Signa-Pleite kommen immer Details zu den finanziellen Verflechtungen innerhalb des Benko-Konglomerats ans Licht. Unter anderem hat sich auch die in Dortmund am Westfalenpark sitzende Signal Iduna Versicherungsgruppe bei dem jetzt angeschlagenen Immobilienimperium engagiert - und zwar mit fast einer Milliarde Euro.
Seine Megafirma baute der umstrittene Geschäftsmann René Benko maßgeblich in der Niedrigzinsphase mit günstigem Fremdkapital auf. Nun sind die Zinsen gestiegen und sein Konstrukt steht vor dem Kollaps. Mehrere seiner Firmen beantragten Insolvenz und Banken müssen vor Kreditausfällen zittern.
Besondere Immobilien
Bei Signal Iduna allerdings herrscht keine Nervosität. Der größten Gläubigerin des österreichischen Investors ist nicht angst und bange. Auf Anfrage wird betont, dass man viele Jahre lang „vertrauensvoll mit der Signa-Gruppe im Bereich der Immobilienfinanzierung zusammengearbeitet“ habe.
„Es ging dabei immer um die Finanzierung von besonderen Immobilien in herausragenden Lagen - unter anderem Elbtower und Alsterhaus in Hamburg, Oberpollinger in München. In der Niedrigzinsphase boten langlaufende Hypotheken in erstklassigen Immobilien eine sehr attraktive und sichere Anlagealternative für Versicherer“, sagt Vorstandsmitglied Martin Berger. Und Vorstandschef Ulrich Leitermann erklärt klipp und klar: „Die Versichertengelder kommen nicht in Gefahr.“
Es ist üblich in der Versicherungswirtschaft, dass aus den Beiträgen der Kunden nicht nur Schäden beglichen, sondern auch Rücklagen gebildet werden. Es ist schließlich nicht absehbar, wann Schäden bezahlt werden müssen. Ihre Lebensversicherungen möchten die Kunden gut verzinst wissen. Und auch für privat Krankenversicherte will das Geld gut angelegt sein, da der Versicherte mit zunehmendem Alter immer mehr Leistungen braucht. In Immobilien investiert die Versicherungswirtschaft allgemein sehr gerne und stark, weil es da eine zuverlässige Rendite gibt.

„Die Anlageklasse Hypotheken bildet den Großteil unserer Forderungen gegenüber der Signa ab und ist nicht ausfallgefährdet. Nach unserer Kenntnis hat die Signa-Gruppe Hypothekenfinanzierungen sowohl bei Banken als auch bei Versicherungen vorgenommen“, sagt Finanzvorstand Martin Berger. Man sei hier kein erhöhtes Risiko eingegangen: „Es ist keinesfalls so, dass die Hypotheken erst bei Versicherungen vergeben wurden, nachdem die Banken hier nichts mehr geben wollten.“
Auskömmliche Renditen
Unternehmenschef Ulrich Leitermann stellt fest, dass man traditionell stark im Hypothekengeschäft engagiert sei: „Und wir haben faktisch keinerlei Ausfälle und erwarten diese auch nicht. Das Hypothekengeschäft bringt uns sehr stabile und auskömmliche Renditen. Unsere Hypothekenquote liegt bei rund 15 Prozent bezogen auf die Kapitalanlagen unserer Versicherungen.“ Wenn also auch die Summe von fast einer Milliarde Euro bei Benko viel erscheint, so muss man sich vor Augen führen, dass es sich allerdings „nur“ um eine Milliarde von 55 Milliarden Euro handelt, die das gesamte Kapitalanlagevermögen der Signal Iduna Versicherungen ausmacht.
Während die Darlehen etwa für das Alsterhaus oder Oberpollinger in den Toplagen von Hamburg und München im Grundbuch im ersten Gläubiger-Rang stehen und sie damit laut Signal Iduna bestmöglich abgesichert sind, hat man „in geringerem Umfang“, wie es heißt, auch Anleihen auf Ebene der größten Immobiliengesellschaft im Benko-Reich, Signa Prime Select, gezeichnet.
„Diese nicht grundpfandrechtlich gesicherten Anleihen müssen abhängig von der im Insolvenzverfahren erreichbaren Quoten wertberichtigt werden“, sagt Martin Berger. Das Geld, das man hier verlieren könnte, lässt sich noch nicht beziffern. Es werde aber, da ist man sich sicher, das Kapitalanlageergebnis kaum beeinflussen. „Es handelt sich um beherrschbare Risiken, wie sie auch bei anderen Kapitalanlagen durch das Zusammenspiel extremer Ereignisse vorkommen können“, so Martin Berger.
Kein Karstadt-Retter
Wenngleich Signal Iduna im Firmenreich von René Benko investiert hat, so ist man nicht an dem vor der Pleite stehenden Konzern Galeria Karstadt Kaufhof beteiligt. „Deshalb haben wir auch keine Einflussmöglichkeiten“, sagt Martin Berger.
Und das gilt auch für den derzeit brach liegenden Elbtower in Hamburg, wo Signal Iduna allerdings mit einem grundpfandrechtlich gesicherten Darlehen engagiert ist und deshalb in der Hansestadt als einer der möglichen Retter des Wolkenkratzers ins Spiel gebracht wurde. „Eigenkapitalinvestitionen haben wir auch bei diesem Projekt nicht vorgenommen. Wir sind also nicht an der Projektgesellschaft des Elbtowers beteiligt und verhandeln derzeit auch nicht über einen dortigen Einstieg“, so Martin Berger.

Neben Signal Iduna gehört auch der Dortmunder Continentale Versicherungsverbund, der gerade an der B1 seinen neuen Firmensitz baut, zu Benkos Geldgebern. Man sei - wie viele andere Versicherer und Banken auch - „bei der Signa-Gruppe investiert“, bestätigt das Unternehmen und stellt fest: „Deren wirtschaftliche Schieflage hat aus heutiger Sicht jedoch keine wesentlichen Auswirkungen auf die finanzielle und wirtschaftliche Lage des Verbundes.“
Ob auch der Volkswohlbund Geld an Benkos Firmenimperium gegeben hat, ist unklar. „Zu möglichen Einzelinvestments aus dem Kapitalanlagenbereich äußern wir uns grundsätzlich nicht öffentlich“, ließ das Versicherungsunternehmen vom Südwall auf Anfrage wissen.
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