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Lüften gegen Corona: Wie soll das bei Minustemperaturen funktionieren?
Corona und Schule
Dicke Jacken und Pullover sind gefragt – nicht nur auf dem Weg zur, sondern auch in der Schule. Das Land empfiehlt Lüften gegen die Corona-Gefahr. Wir haben uns umgehört, wie das klappt.
Markus Katthagen, Leiter des Immanuel-Kant-Gymnasiums in Asseln und Sprecher der Dortmunder Gymnasien, ist voll des Lobes. „Ich muss den Schülerinnen und Schülern das größte Kompliment aussprechen“, sagt der Schulleiter. Denn sie zögen bei den Vorgaben des Landes zum Coronaschutz gut mit – von der Maskenpflicht im Unterricht bis zum regelmäßigen Lüften der Klassenräume.
„Das regelmäßige Lüften funktioniert gut“, zog Katthagen am Dienstag, zwei Tage nach dem Ende der Herbstferien, eine erste Bilanz. Allerdings habe man zurzeit ja noch keine Minustemperaturen.
Mit Decken gegen kalten Wind
Die Schülerinnen und Schüler sind aber wohl auch darauf eingestellt. „Momentan kommen wir alle größtenteils noch damit zurecht, unsere Jacken einfach anzulassen wenn gelüftet wird“, berichtet Sanaz Barjesteh, stellvertretende Schülersprecherin am Käthe-Kollwitz-Gymnasium.
Manche Schüler nutzten aber auch ihre Schals oder zögen Handschuhe an, tränken warmen Tee aus der Thermosflasche und überlegten, bald eine Decke mitzunehmen. „Vor allem wenn man am Fenster oder in der Nähe eines Fensters sitzt, wird es dann doch schon ziemlich kalt, wenn der Wind direkt auf einen zuweht“, stellt die Schülerin fest.
Man müsse in den kommenden Monaten aber auch darüber nachdenken, ob es nicht irgendwann zu sehr vom Schulstoff ablenke, „weil man konstant damit beschäftigt ist, sich warm zu halten“, meint die 16-Jährige. Bislang seien die Maßnahmen noch wenig aufwendig oder auffällig. „Das, was wirklich auffällt, ist nunmal die Kälte, die jetzt in jedem Fach- und Klassenraum herrscht.“
Petition für Luftfilter
Die Frage, wie das regelmäßige Lüften bei weiter sinkenden Temperaturen funktionieren soll, treibt auch viele Eltern um. Eine Dortmunderin hat deshalb eine Petition gestartet, mit der vom Land die Ausstattung der Klassenräume mit Luftfiltern gefordert wird.
Bislang hat das Land 50 Millionen Euro für die Anschaffung von Luftfiltern bereitgestellt – allerdings nur für Räume, die nicht auf natürlichem Weg belüftet werden können.
Das trifft in Dortmund gerade einmal auf 17 von 4000 Schulräumen zu, berichtet Schuldezernentin Daniela Schneckenburger am Montagabend bei einer Versammlung der Dortmunder Stadteltern. Rein rechnerisch könne Dortmund mit rund 1,5 Millionen Euro aus dem Landesprogramm kalkulieren.
Ob und wie man die Mittel in Anspruch nimmt, ist aber noch unklar. „Noch gibt es dazu keine Förderrichtlinien, die wir uns erst einmal anschauen müssen“, erklärte Daniela Schneckenburger.
Forderung nach mehr Abstand
Markus Katthagen sieht Luftfilter auch nicht unkritisch. Sie könnten eine falsche Sicherheit erzeugen, glaubt der Schulleiter. An einigen Schulen werde vielmehr über die Anschaffung von CO2-Ampeln nachgedacht, um die Luftqualität im Klassenraum im Blick zu behalten.
Auch Anke Staar, Vorsitzende der Dortmunder Stadteltern, sieht Luftfilter allenfalls als „zusätzliches Plus“ in einem ganzen Bündel von Maßnahmen gegen Corona. Generell sei die Sorge vieler Eltern, ob das Lüften reiche, um Corona-Infektionen zu verhindern. „Und wir können nur hoffen, dass die Kinder sich nicht erkälten.“
Sie fordert daher ein ganz anderes Konzept, um der Corona-Gefahr an Schulen zu begegnen. „Wir müssen die Klassenstärke reduzieren und so für mehr Abstand in den Klassenräumen sorgen“, erklärt die Elternsprecherin.
Ähnlich sieht es auch die Schuldezernentin. Schneckenburger vermisst von Seiten des Landes eine Konzeption zur Verzahnung von Distanz- und Präsenzunterricht, um Schulschließungen zu vermeiden. „Die Bayern machen das vor“, sagte sie. „Doch in NRW gibt es dafür bislang keinerlei Vorsorge. Das ist ein Versäumnis und Risiko.“
Für die Eltern und Schüler hat sie mit Blick auf die aktuellen Infektionszahlen immerhin einen Trost: „Schulen und Kitas sind bislang kein Treiber für Infektionen.“
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.

Seit klein auf gerne geschrieben. Ob Tagebuch oder Postkarte. Deswegen war auch der Traumberuf in der Grundschule: Im Winter Bücher schreiben und im Sommer Eis im Eiswagen verkaufen.
