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Frau quält Tauben und wirft sie tot aus dem Fenster – Vorwurf ans Veterinäramt
Tierquälerei in Dortmund
Eine Dortmunderin fängt Tauben ein, quält sie in ihrer Wohnung und wirft die toten Tiere aus dem Fenster. Die Tierschutzorganisation Arche90 sieht eine Mitschuld beim Dortmunder Veterinäramt.
Die Dortmunder Tierschutzorganisation Arche90 sieht sich einmal mehr mit einem krassen, aber tragischen Fall von Tierquälerei konfrontiert. Anwohner in Huckarde haben den Sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt und das Veterinäramt eingeschaltet; denn es geht um eine offenbar psychisch kranke Frau, die immer wieder Tiere wie Katzen und Tauben einfängt und sie in ihrer Wohnung hält.
Dabei bindet sie den Tauben mit Gummibändern, Draht und dem Verschluss von Getränkedosen die Krallen ab. Arche90 hat am Montag (11.10) mithilfe der Polizei zehn verletzte Tauben aus der verwahrlosten, mit Taubenkot verunreinigten Wohnung geholt und zum Tierarzt gebracht.
„Die Tiere sind in einem schlimmen Zustand und haben sich gleich über das Wasser hergemacht“, berichtet Arche90-Sprecherin Gabi Bayer. Draußen hing auch eine tote Taube gefesselt an einem Holzpfosten.
„Es gibt keine Zeugen“
Arche90 hatte am Montag das Veterinäramt angerufen, damit es einschreitet, lief dort aber nach Aussage von Gabi Bayer vor die Wand. Amtsleiter Dr. Rüdiger Wurm habe sie abblitzen lassen mit den Worten „Es gibt keine Zeugen dafür, dass die Frau die Taube getötet hat“. Nachbarn hätten nur gesehen, dass ein toter Vogel aus dem Fenster geworfen worden sei.
Das Veterinäramt bestätigt auf Anfrage diese Aussage des Amtsleiters. Doch was Arche90 nicht wusste: Das Veterinäramt war längst vor Ort gewesen. Aber erfolglos.
Nach Darstellung des Veterinäramtes habe eine Mitarbeiterin des Sozialpsychiatrischen Dienstes bereits am Nachmittag des 6. Oktober dem Amt berichtet, dass sie von der Wohnungstür aus eine Taube auf dem Wohnzimmertisch habe stehen sehen. Ein Flügel habe heruntergehangen. Die Mitarbeiterin habe aber keinen Zutritt in die Wohnung gehabt.
Wohnungstür stand offen
Daraufhin sei das Veterinäramt einen Tag später, am 7. Oktober, vor Ort gewesen, sei aber nicht in die Wohnung gekommen, weil niemand die Tür geöffnet habe. Durch die Fenster habe man keine Tauben oder andere Tiere sehen können.

Diese tote, gefesselte Taube fand Arche90 draußen an einem Holzpfosten. © Arche 90
Arche90 befürchtet, dass die tote Taube nicht das letzte Tier gewesen sein wird, das durch die Frau leiden muss, wenn das Veterinäramt nicht konsequent durchgreife. Anwohner hätten ihr berichtet, erzählt Bayer, dass sie das Veterinäramt schon häufiger verständigt hätten. „Es kann nicht sein, dass Arche90 es schafft, Zutritt zu der Wohnung zu bekommen, die Behörde aber nicht“, sagt die Sprecherin, „anscheinend steckt bei uns eine andere Energie dahinter als beim Veterinäramt.“
Arche90 sei am Montag zweimal zu der Wohnung gefahren, und als einmal die Wohnungstür offen gestanden habe, hätten die Tierschützer die Polizei gerufen und dann Zutritt gehabt. Gabi Bayer: „Die Frau ist Wiederholungstäterin. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder Tiere einfängt.“
Halteverbot für Katzen
Tatsächlich ist die Frau für das Amt keine Unbekannte. Man habe ihr die Haltung von Katzen bereits im Mai 2020 untersagt, teilt das Veterinäramt selbst auf Anfrage mit. Bei der Kontrolle am 7. Oktober habe man „die Nachbarschaft gebeten, dem Veterinäramt zu melden, sofern Tiere bei der Frau, insbesondere Katzen oder Vögel, wahrgenommen werden.“ Eine weitere Kontrolle werde in den nächsten Tagen folgen.
Für Arche90 ist der Vorfall ein weiteres Indiz dafür, dass ein von Grünen und CDU angestrebter kommunaler Tierschutzbeauftragter, den das Veterinäramt vorschlagen könnte, ehrenamtlichen Tierschützern nicht hilft. Gabi Bayer: „Ein Schuss in den Ofen.“
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
