Immer wieder stoßen Tierschützer auch auf illegalen Welpenhandel. In der Dortmunder Politik will man nun mehr für den Tierschutz tun.

© dpa

Dortmunder Politik will mehr für Tiere tun – und erntet Kritik

rnVorreiter in NRW

Schlagzeilen über die brutale Behandlung von Schlachtvieh und über einen umstrittenen Schäfer haben aufgeschreckt – Grüne und CDU in Dortmund wollen handeln. Tierschützer sprechen von „Schwachsinn“.

Dortmund

, 09.10.2021, 05:35 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Tierschutzorganisationen wie Arche90 in Dortmund, der Tierschutzverein und der Dortmunder Katzenschutzverein wissen ein trauriges Lied vom Tierleid in Dortmund zu singen. Immer wieder stoßen die ehrenamtlichen Helfer auf getötete, gequälte und halb verhungerte Kreaturen, vor allem Hunde, Katzen, Kaninchen und Pferde.

Doch nicht immer haben die engagierten Arche90-Mitarbeiter das Gefühl, vom Veterinäramt, das um Sachlichkeit bemüht ist, ausreichend unterstützt zu werden. Tote Schafe in Mülltonnen in Dortmund-Oestrich und festgefrorene Schafe am Deusenberg zu Beginn des Jahres haben zu Nachfragen der Politik im zuständigen Bürgerdienste-Ausschuss des Rates geführt.

Jetzt lesen

Hinzu kamen die Schlagzeilen über den Mecke-Tierskandal in Werne, wo in einer Viehsammelstelle Schlachtvieh brutal behandelt wurde. Deshalb haben Grüne und CDU im Rat jetzt einen Vorstoß für einen besseren Tierschutz in Dortmund unternommen.

Kommunaler Tierschutzbeauftragter

Beide Fraktionen beantragen gemeinsam, in Dortmund einen kommunalen Tierschutzbeauftragten zu etablieren. Dortmund soll mit Einrichtung einer solchen Stelle Vorreiterin in NRW sein.

Jetzt lesen

Originär ist die Abteilung Veterinäramt beim Ordnungsamt für den Bereich der Kontrolle zuständig. Damit decke sie aber nur einen Teilbereich des kommunalen Tierschutzes ab, argumentieren Grüne und CDU in ihrem Antrag für den Bürgerdienste-Ausschuss. Für die Förderung des Tierschutzes bedürfe es zusätzlicher Initiativen.

Der oder die ehrenamtliche Tierschutzbeauftragte soll zunächst für fünf Jahre ernannt werden und unter anderem Projekte und Konzepte für besseren Tierschutz in Dortmund erarbeiten, zum Beispiel für Heim-, Haus-, Wild-, Nutz-, Zirkus- und Zootiere, Streunerkatzen und Tierversuche.

Bildungsarbeit an Schulen

Außerdem soll die Person Ansprechpartner für die Menschen in Dortmund und Tierschutzorganisationen sein und das Thema in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Dafür erhält sie eine Aufwandsentschädigung und ein ausgestattetes Büro. Der Vorschlag zur Besetzung der Stelle soll aus der Verwaltung kommen, zum Beispiel aus dem Veterinäramt.

Jetzt lesen

Die beiden Antragsteller und Ratsmitglieder Lisa Denzel (Grüne) und Uwe Wallrabe (CDU) erklären, der Tierschutzbeauftragte werde „durch Bildungsarbeit auch an Schulen und Kindergärten einen nachhaltigen Beitrag für den Tierschutz in Dortmund leisten.“

Über den gemeinsamen Antrag wird der Ausschuss für Bürgerdienste in seiner Sitzung am 9. November beraten.

„Wir haben es belächelt“

Bei den Tierschützern allerdings stößt diese Initiative auf Ablehnung. „Wir haben es belächelt“, sagt die langjährige Vorsitzende des Dortmunder Tierschutzvereins, Erika Scheffer, „im Grunde hilft das nicht. Wer soll denn diese ganzen Aufgaben ehrenamtlich machen?“

Jetzt lesen

Schon jetzt werde die Stelle, die wegen der seit einem Jahr geltenden Katzenschutzverordnung eingerichtet worden sei, nicht wieder besetzt, wenn die zuständige Stadtmitarbeiterin in Mutterschutz gehe, kritisiert Schäfer. „Schon das funktioniert intern nicht hinter den Kulissen.“ Trotzdem werde sie auf Bitte des Veterinäramtes jemanden als kommunalen Tierschutzbeauftragten vorschlagen: „Ich teste das mal.“

Noch deutlicher als Scheffer wird Arche90-Pressesprecherin Gaby Bayer. Sie spricht von „absolutem Schwachsinn“ – zumal das Veterinäramt den Personalvorschlag machen soll. „Damit ist uns nicht geholfen“, sagt Bayer. Arche90 dagegen wolle eine „zentrale Anlaufstelle“ für Tierschützer, ausgestattet mit rechtlicher Kompetenz und Erfahrung auf dem Gebiet, wenn es zum Beispiel um illegalen Welpenhandel geht. Bayer: „Da haben die Tiere deutlich mehr von.“