
© Sylva Witzig
Misshandelter Welpe Sweety: „Er hat eine leichte geistige Behinderung“
Tierschutz
Als Welpe wurde der kleine Sweety als Fußball missbraucht - nun ist er ein quietschfideler Junghund. Doch einige Schäden werden für immer bleiben. Wir haben ihn besucht.
Der kleine Rüde Sweety ist immer auf dem Sprung: Es gibt für ihn so viele Löcher zu buddeln, Bällchen zu jagen und Kissen zu zerkauen und so viele Dinge zu beschnüffeln. Zwischendurch noch ein paar Streicheleinheiten von Frauchen und Spaziergänge, bei denen er immer vorne mitlaufen muss.
Bei so einem vollen Zeitplan fällt es dem Mischling schwer, überhaupt einmal zur Ruhe zu kommen. Das liegt aber nicht nur an seinem Temperament, sondern vermutlich auch an den Folgeschäden seiner schweren Welpen-Zeit.
Sweety ist im Dezember vergangenen Jahres im Alter von rund 10 Wochen von Kindern als Fußball missbraucht worden. Die Tierschutzorganisation Arche90 rettete den Welpen aus einer Wohnung in Derne.
Die Folgen der Misshandlung sind unter anderem eine kaputte Hüfte. Damit kommt er inzwischen gut zurecht, springt quietschfidel umher wie jeder Hund in seinem Alter.
Der Rüde ist bei Arche90-Sprecherin Gabi Bayer geblieben. Ob er noch operiert werden muss, zeige sich erst Anfang nächsten Jahres, wenn er komplett ausgewachsen ist. Schwerwiegender ist ein weiteres Problem: Seine Hirnhaut war durch die Misshandlung geschwollen, sagt Bayer.
Irreparable Schäden
Wenn es schlecht läuft, kann sich daraus noch eine Epilepsie entwickeln. Wenn er zur Ruhe kommt, zuckt er seit je her mit dem Kopf, zudem ist er so grobmotorisch, dass er in andere Hunde hineinläuft: „Er bremst einfach nicht. Er hat eine leichte geistige Behinderung, kann sich auch überhaupt nicht konzentrieren. Die anderen Hunde merken, dass er anders ist, da bin ich mir sicher. Meine beiden gehen ganz lieb mit ihm um“, erzählt Frauchen Gabi Bayer.

Sweety ist bei Arche90-Sprecherin Gabi Bayer geblieben. Der kleine Rüde ist stets auf dem Sprung. © Sylva Witzig
Ein weiteres Problem, das Sweety wohl sein ganzes Leben begleiten wird, ist die Inkontinenz: Nachts muss er eine Windel tragen, um nicht ins Bett zu machen.
Auch ein Häufchen verliert er ab und zu, wenn er zu aufgeregt ist. Ob der vermeintliche Corgi-Jack-Russel-Mix ein langes, zufriedenes Hundeleben führen kann, ist noch nicht absehbar. Viele Folgeschäden könnten sich erst über die Zeit herauskristallisieren.
Budden, Kissen kauen und Bellen sind die größten Hobbies
Doch Sweety macht das Beste aus seiner Zeit. „Er buddelt Löcher, wenn wir die nicht immer zu machen würde, hätt er sich bestimmt schon in Japan rausgebuddelt. Und es gibt kein Kissen um Haus, das nicht von ihm rund gekaut wurde“, erzählt Gabi Bayer.
Ein weiteres Hobby: Steinchen herumtragen, möglichst dann, wenn Frauchen nicht guckt. Doch so schelmisch der kleine Wirbelwind auch ist, fordert er seine Streicheleinheiten ein: „Er ist richtig liebesbedürftig. Und er hat vor nichts und niemandem Angst.“
Das war einmal anders: Langsam wurde Sweety an Menschen, insbesondere Kinder gewöhnt. Aufgrund seiner Erfahrungen neigte er zum schnappen, vor allem Richtung Gesicht. Doch das hat er inzwischen abgelegt.
Die Erziehung, erzählt Gabi Bayer, liefe allgemein etwas anders ab als bei gesunden Hunden.
Durch seine Aufmerksamkeitsschwäche trainiert sie eher fünf mal am Tag für eine Minute mit ihm als fünf Minuten am Stück.
Weitere Untersuchungen folgen
„Manchmal bekommt er auch kleine Wutanfälle, wenn etwas nicht klappt. Wie ein kleines Kind“, so Bayer. Wenn er zu überdreht ist, bringt sie ihn in sein Körbchen.
Ist er fix und fertig, schläft er dann auch direkt ein, als hätte man den Stecker gezogen. Wachsen wird Sweety übrigens nicht mehr - nur noch ein wenig in die Breite.

Der kleine Sweety ist noch ordentlich gewachsen - rund 7 Kilo wiegt er nun. © Sylva Witzig
Wenn das Anfang nächsten Jahres abgeschlossen ist, wird unter Narkose das Hirnwasser untersucht. Dann zeigt sich, wie groß die Schäden im Gehirn wirklich sind. In jedem Fall wird Gabi Bayer sich weiter um ihren Sweety kümmern und ihn mit seinem Lieblingsessen, Pansen, verwöhnen.
Geboren in Hamm, dann ausgezogen in die weite Welt: Nach ausgiebigen Europa-Reisen bin ich in meine Heimat zurückgekehrt und berichte nun über alles, was die Menschen in der Gegend gerade bewegt.
