In der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Brackel begannen am Freitag die Corona-Impfungen für Personal aus Schulen und Kitas. © Schaper

Corona-Schutzimpfung

Viele Dortmunder Erzieherinnen und Erzieher verweigern die Corona-Impfung

Die Corona-Impfungen für Schul- und Kita-Personal sind am Freitag (12.3.) in Dortmund angelaufen. Doch vor allem bei den Erzieherinnen und Erziehern ist die Skepsis sehr groß.

Dortmund

, 12.03.2021 / Lesedauer: 4 min

Zwei Impfzentren auf Zeit sind seit Freitag (12.3.) in Dortmund in Betrieb. Ab 8 Uhr liefen in der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Brackel und in der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Huckarde die Impfungen für Beschäftigte aus Schulen und Kitas an.

„Bis zum Abend werden rund 900 Lehrkräfte und ebenso viele Erzieherinnen und Erzieher geimpft worden sein“, berichtete die Stadt Dortmund am Freitagnachmittag. Am Samstag geht es an denselben Orten weiter - ebenso wie in den nächsten zwei Wochen.

Das Impfangebot gilt zunächst für rund 2000 Lehrerinnen und Lehrern aus Grund- und Förderschulen und bis zu 7000 Beschäftigten aus Kitas und Tagespflege. Geimpft wird mit dem Impfstoff von Astrazeneca.

Die Tage Freitag und Samstag waren bewusst gewählt worden. Denn bekanntlich traten nach Impfungen immer wieder Impfreaktionen etwa mit Fieber und Abgeschlagenheit auf. Durch die Impftermine am Wochenende erhofft man sich, dass die personellen Ausfälle in Schulen und Kitas am Montag möglichst gering ausfallen, erläuterte Schuldezernentin Daniela Schneckenburger im Vorfeld. Einige Schulen haben Eltern vorsorglich darauf vorbereitet, sie am Sonntagabend über mögliche Ausfälle zu informieren.

Bedenken gegen Impfstoff

Die Impfungen mit dem Vakzin von Astrazeneca sorgen aber offensichtlich auch dafür, dass sich vor allem aus dem Kreis der Erzieherinnen und Erzieher viele nicht impfen lassen wollen.

Während Daniela Schneckenburger für die betroffenen Lehrer von Grund- und Förderschulen von einer Beteiligung von „nahezu 100 Prozent“ sprach, bezifferte Stadtsprecherin Katrin Pinetzki auf Anfrage die Impfbereitschaft bei den Beschäftigten des städtischen Kita-Betreibers Fabido und bei den über Fabido organisierten Tageseltern nur auf rund 66 Prozent.

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Ähnlich fällt die Quote beim Kita-Personal der Arbeiterwohlfahrt aus, die 19 Kitas in Dortmund betreibt. „Der größte Teil freut sich, dass es los geht“, berichtet Petra Bock vom Awo-Unterbezirk. „Aber etwa ein Drittel will sich nicht impfen lassen.“

Ein Hauptgrund sollen wohl Bedenken wegen des Impfstoffs von Astrazeneca sein. Er war wegen möglicher Nebenwirkungen ins Gerede geraten. Zuletzt hatten etwa Dänemark, Norwegen und Island die Impfungen mit Astrazeneca ausgesetzt, weil mögliche Zusammenhänge mit den Impfungen und dem Auftreten von Blutgerinseln vermutet werden.

Impfstopp ist „falsches Signal“

Ein kausaler Zusammenhang sei aber eher unwahrscheinlich, reagiert der Dortmunder Immunologe Prof. Carsten Watzl vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund auf die neue Impf-Skepsis. 30 Thrombose-Fälle europaweit bei 5 Millionen Impfungen fielen nicht aus dem Rahmen. Genauso viele Fälle gebe es auch bei Nicht-Geimpften. Und bei Frauen, die die Anti-Baby-Pillen nehmen, sei das Thrombose-Risiko wesentlich höher, gibt der Experte zu Bedenken.

Watzl, der auch Generalsekretär der deutschen Gesellschaft für Immunologie ist, hält den Impfstopp mit Astrazeneca in Dänemark, Island und Norwegen denn auch für „Kurzschluss-Handlungen“: „Sie senden ein völlig falsches Signal und führen zu Verunsicherungen“, kritisiert er.

Weniger Bedenken als bei Fabido- und Awo-Beschäftigten gibt es offenbar beim Personal der evangelischen Kitas in Dortmund. „Die Impfbereitschaft ist relativ hoch“, bilanziert Pfarrer Jochen Schade-Homann als Fachbereichsleiter beim Evangelischen Kirchenkreis. „Es gibt Teams, die komplett zur Impfung gehen.“

Keine Folgen für Verweigerer

Konsequenzen für Impf-Verweigerer soll es nicht geben. „Es besteht keine Impfpflicht. Daher gibt es auch keine Notwendigkeit, mit Kolleginnen und Kollegen, die sich nicht impfen lassen, gesondert zu verfahren“, heißt es bei der Stadt zu Fabido. Und auch Jochen Schade-Homann betont die Freiwilligkeit der Impfung.

Stadt: Es gibt ausreichend Impfstoff

Die Sorge, dass der Impfstoff wieder knapp werden könnte, um neben dem pädagogischen Personal etwa auch Hauswirtschaftskräfte, Sekretärinnen und andere Beschäftigte aus Kitas und Schulen impfen zu können, versuchte Daniela Schneckenburger schon am Dienstag dieser Woche zu zerstreuen. Der Stadt sei vom Land der Impfstoff in einer Größenordnung von rund 9000 Dosen zur Verfügung gestellt worden. „Die Impfdosis ist ausreichend für diese Gruppe“, stellte sie fest.

Eine Priorisierung nach Alter gebe es bei den Impfungen übrigens nicht, erklärt die Stadt Dortmund auf Anfrage unserer Redaktion. Zuerst würden die Pädagogen geimpft, danach das übrige Personal: „Eine Priorisierung nach Alter ist nicht vorgesehen“, so die Schuldezernentin am Freitag.

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