„Man muss mit der Zeit gehen“ Wird das Kaiserviertel zum neuen Kreuzviertel?

Verwandelt sich das Kaiserviertel zur hippen Schlemmermeile?
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Erst schloss das Burger-Restaurant Hexenkessel am Kaiserbrunnen, dann denkt das „Westermanns“ aktuell über einen Abschied nach: In der Kaiserstraße scheint sich einiges zu ändern – gerade, was das gastronomische Angebot vor Ort betrifft.

Doch wandelt sich der kulinarische Hotspot zugleich zu einer hippen Schlemmermeile, wie es viele Dortmunder eher aus dem Kreuzviertel kennen? Das legte zumindest Manuel Kraas, Mitinhaber des Westermanns, nahe. Demnach verdränge die Nachfrage nach hippen Angeboten ein Stück weit das klassische Repertoire, das sich in seinem Lokal finde: von der gutbürgerlichen Küche bis zum Bier am Kneipentresen.

„Potenzial auf der Straße“

Doch gibt es in der Kaiserstraße zunehmend nur noch Latte macchiato mit Barista-Sojamilch oder vegane Wraps anstelle von gezapftem Pils und Wiener Schnitzel? Wer die belebte Kaiserstraße entlang läuft, findet zwar auch exotische Restaurants mit ghanaischer Küche oder eine stylisch eingerichtete Café-Filiale von „Neues Schwarz“ für nachhaltigen und fairen Kaffee.

Zugleich ist aber auch unübersehbar, dass es eine Vielfalt gibt: von klassischen Cafés, über Imbissbuden und Pizzerien bis hin zu vietnamesischer Fusion-Küche.

Diese Vielfalt betont auch Nicole Laubert, die neben Frank Feldkamp zum Vorstand der Werbegemeinschaft Kaiserstraße. V. gehört: „Es gibt definitiv Potenzial auf der Straße“, meint sie. „Vom Gut-Bürgerlichen über Sushi bis zum Veganen sollte für alles Platz sein.“

„Man muss mit der Zeit gehen“

Seit 2001 ist Laubert Mitbetreiberin von VinoVin. In den über 20 Jahren hat sie seitdem einen Wandel erlebt: „Die Straße hat sich geändert“, sagt Laubert. „Aber alles wird angenommen.“ Wie gut das laufen kann, erfährt sie in ihrem Familienbetrieb, wo sie neben Wein eben auch Kulinarisches anbieten. Dazu gehören seit einiger Zeit auch Tapas-Events, die sehr erfolgreich laufen: „Aktuell sind diese Abende ausgebucht.“

Ihre Einschätzung zur gastronomischen Situation in der Kaiserstraße: „Die Nachfrage ist da, aber man muss mit der Zeit gehen.“ Laubert hat nicht den Eindruck, dass die beliebte Schlemmermeile hipper werde: „Das ist eher im Kreuzviertel ein Thema.“

„Hier gibt es keine Szene“

Dorthin verschlägt es eher Jüngere, vor allem Studierende. Aber auch ins Kaiserviertel? „Hier gibt es keine Szene“, sagt Frank Feldkamp, der die Küchen-Wirtschaft Bismarck betreibt. „Es kommen aber jüngere Familien.“ Damit meint der Gastronom auch diejenigen, die in die neuen Wohnquartiere wie dem Kaiserquartier ziehen und für ihn mögliche Gäste seien. Natürlich bringen diese Mieter auch eine neue Nachfrage mit, so Feldkamp: „In unserer Gastronomie spiegelt sich das Viertel wider.“

Doch die Speisekarte seines Lokals sei seit acht Jahren unverändert geblieben. „Es gibt noch immer ein Publikum für Spargel, Pfifferlinge oder Gänse“, verrät der Gastronom. „Aber man muss sich auf die Bedürfnisse einstellen: Wenn ein Steak verlangt wird, dann müssen wir das anbieten, genauso bei veganen Speisen.“

Nachfrage nach Veganem größer

Unmittelbar gegenüber seiner Küche renovieren seine Söhne Till und Felix Feldkamp das „Brüderlich“, das Nachfolgelokal des „Hexenkessel“. Beide kennen es, dass in ihren Freundkreisen vegetarische bis vegane Ernährung eine Rolle spielt. „Die Nachfrage danach ist größer geworden“, sagt Till Feldkamp. „Die Leute ernähren sich generell bewusster.“

Felix und Till Feldkamp in ihrem neuen Lokal "Brüderlich" im Dortmunder Kaiserviertel
Felix und Till Feldkamp (v.l.n.r.) öffnen das "Brüderlich" für eine vielfältige Nachfrage. © Benjamin Trilling

So soll es im „Brüderlich“ etwa vegetarische Burger geben. „Wir wollen das anbieten, was die Leute essen“, verspricht der gelernte Koch Felix Feldkamp. „Und die Leute wollten unterschiedlich essen.“

All das gelte auch für bewährte Angebote wie einen Mittagstisch, den die Brüder anbieten wollen – aus guten Gründen, so Till: „Bei uns kommen immer viele um die Zeit herein, deswegen bieten wir das an.“ Natürlich von vegan bis fleischlich.

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